Ansgar Brinkmann war ein begnadeter Kicker, aber undisziplinierbar. Wer wüsste besser als er, wie man Skandale auslöst und erträgt?
Was aber wäre, wenn sich alle so verhalten hätten?
Es gibt Leute, die können das Klavier spielen, andere müssen es tragen. So ist es in jeder Mannschaft.
Und damit ist die Sache für Sie erledigt?
Nicht falsch verstehen. Ich bin nicht stolz darauf, nachts um zwei in Osnabrück besoffen angehalten zu werden, vom Rücksitz des Polizeiwagens abzuhauen und dann am nächsten Tag reumütig auf der Wache den Autoschlüssel abzuholen. Das fühlte sich wahrlich nicht gut an.
Wie war es, als Sie nach der Sufffahrt wieder ins Stadion einliefen?
Damals skandierten Tausende an der Bremer Brücke: „Wir wollen Porsche fahren.“ Aber diesen Druck zu ertragen, darin war ich gut. Zwei Tore selbst gemacht, eins vorbereitet. Hätte ich das nicht gekonnt, wäre ich wohl weg gewesen.
Die Ansage auf Ihrem Anrufbeantworter lautete damals: „Ich bin momentan nicht zu erreichen. Wer die 1 wählt, gewinnt einen Planetenkasper, bei der 2 gibt es zehn Meter geklaute Straße, wer die 3 drückt, bekommt einen Lkw voller Waschpulver und wer mich erreichen möchte, kann das tun von abends 17 Uhr bis morgens um fünf in meiner Stammkneipe.“
Ich kann guten Gewissens sagen, dass ich in meinen Teams zu den zwei, drei Spielern gehörte, die am wenigsten tranken. Ich habe auch nie geraucht.
Wie kam es zum Spitznamen „Brinkmann, der Trinkmann“.
Wer mit 18 auf seinem Anrufbeantworter so einen Spruch hat, formt natürlich sein Image.
Und das wollten Sie?
Ihr Journalisten habt das Image weitergetragen. Ich stamme aus einer sportbegeisterten Familie. Drogen kannte ich ausschließlich von „Miami Vice“.
Alkohol ist auch eine Droge. Sie schreiben in Ihrem Buch von „tödlichen Mischungen“, die Sie zeitweise in sich reinschütteten.
Wie gesagt, ich habe extrem selten getrunken. Nur wenn es Anlass gab – so zwei, drei Mal im Jahr – habe ich mich richtig abgeschossen. Da wusste ich oft morgens nicht mehr, was passiert war.
In Gütersloh stolzierten Sie mit nacktem Oberkörper über acht Taxis und rollten am Ende vorwärts über die Motorhaube ab. Ein zünftiger Vollrausch.
Von mir aus. Wenn ich als Aktiver drei Bier trank, war ich schon angeschossen. Wenn Schnäpse dazukamen, kam ich schnell in den roten Bereich. Ich konnte schließlich nix ab.
Sie haben mal gesagt: „Ich habe vor gar nichts Angst – nur vor mir selbst.“
Würde ich heute so nicht mehr sagen. Natürlich habe ich mal trübe Gedanken und auch Angst. Ich habe in meinem Leben viel auf die Schnauze gekriegt. Das ist tief in mir verankert und hat mich geprägt. Aber dennoch will ich wissen, was hinter der nächsten Kurve ist. Ich will das Leben positiv sehen.