Der Abstiegskampf ist spannend wie lange nicht. Wir haben Ex-Spieler vom HSV, VfB Stuttgart, SC Paderborn, SC Freiburg, von Hannover 96 und Hertha BSC um ihre Prognosen gebeten.
Stefan Beinlich (Hertha BSC, 34 Punkte)
Hertha BSC – Eintracht Frankfurt 2:1
1899 Hoffenheim – Hertha BSC 2:2
„Auch wenn nun wieder davon geredet wird, dass Hertha mitten im Abstiegskampf steckt, glaube ich ja, dass die 34 Punkte schon ausreichen. Schließlich werden sich die anderen Teams in den letzten zwei Spielen die Punkte gegenseitig wegnehmen.
Dennoch muss man natürlich die Frage stellen, wie Hertha überhaupt wieder in diese brenzlige Lage gekommen ist, schließlich war die Mannschaft in der Rückrunde sieben Spiele in Folge ungeschlagen. Doch momentan geht alles sehr schnell. Nun hat das Team drei Partien in Folge verloren – schwupps, bist du wieder unten dabei.
Letztendlich hoffe ich, dass neben Hertha auch der HSV drinbleibt, für den ich auch drei Jahre gespielt habe. Aber irgendwie schaffen die Hamburger es ja immer wieder – sogar mit 27 Punkten. Ich stand mit dem HSV übrigens auch mal auf dem letzten Platz. Das war in der Saison 2004/05, allerdings schon nach acht Spielen. Danach übernahm Thomas Doll und wir erreichten den achten Platz und schafften es über den UI-Cup sogar noch den Uefa-Cup.
Was ich damit sagen will: Manchmal hat man einfach einen Lauf, der nur schwer aufzuhalten ist – sowohl ins Positive als auch ins Negative. Bei Hertha hoffe ich nun einfach mal, dass der negative Lauf zu spät begonnen hat.“
Stefan Beinlich machte über 300 Erst- und Zweitligaspiele für Bayer Leverkusen, den Hamburger SV, Hansa Rostock und Hertha BSC. Mit Leverkusen wurde er Vizemeister. Zwischen 1998 und 2000 lief er fünfmal für die DFB-Elf auf.
Sergej Barbarez (Hamburger SV, 32 Punkte)
VfB Stuttgart – Hamburger SV (ohne Ergebnis)
Hamburger SV – Schalke 04 (ohne Ergebnis)
„Es tut mir sehr leid, aber ich kann einfach nicht tippen – die Spieltage sind zu kurios momentan, als dass ich eine fundierte Prognose abgeben kann. Fakt ist: Für Stuttgart und den HSV ist die Partie am Wochenende ein Endspiel. Wer da gewinnt, bleibt drin.
Einige Leute sagen, dass dem HSV ein Abstieg guttun könnte. Es wird von einem möglichen Umbruch oder Neubeginn gesprochen. Ganz ehrlich: Ich kann diese Begriffe nicht mehr hören! Ein Abstieg wäre für die Stadt und den Verein eine Katastrophe. Zumal es etliche Beispiele gibt, bei denen ein Absteiger nicht wieder aufgestiegen, sondern in der Versenkung verschwunden ist.
Ich gucke natürlich alle Spiele und bin auch häufig noch im Stadion. Dennoch muss ich zugeben, dass ich nicht mehr leide wie früher, dafür ist das alles zu weit weg. Ich bin einfach enttäuscht. Von den Verantwortlichen, die wieder einmal die falschen Spieler geholt haben. Und von den Spielern, von denen einige in der Vergangenheit gezeigt haben, dass sie Fußball spielen können.
Mit dem HSV war ich einmal in einer ähnlichen Situation. Es war die Saison, die auch Paule schon erwähnt hat: Am achten Spieltag 2004/05 standen wir auf dem letzten Platz, dann kam Thomas Doll. Es ging am nächsten Spieltag nach Dortmund, wo wir von 80.000 Zuschauern empfangen wurden. In den Wochen davor zitterten uns die Beine, doch dieses Mal spielten wir phänomenal, Emile Mpenza und David Jarolim schossen uns zum 2:0‑Sieg. Ab da ging es aufwärts, am Ende erreichten wir noch einen UI-Cup-Platz.
Diese Saison fehlte ein solcher Schlüsselmoment vielleicht. Der Verein hat versucht, neues Feuer zu entfachen und dabei das einfachste Mittel gewählt: Er hat dreimal den Trainer gewechselt, doch es hat nahezu nichts gebracht.“
Sergej Barbarez machte 174 Bundesligaspiele für den Hamburger SV und schoss 65 Tore. Außerdem war er für Hansa Rostock, Union Berlin, Hannover 96 und Bayer Leverkusen aktiv.
Marco Weißhaupt (SC Freiburg, 31 Punkte)
SC Freiburg – FC Bayern 1:1
Hannover 96 – SC Freiburg 1:2
„Die Situation ist mal wieder alles andere als rosig, aber das kennt man ja in Freiburg schon. Und natürlich kommt die Erfahrung im Abstiegskampf einigen Spielern zugute.
Ich höre dieser Tage manchmal, das Spiel gegen Bayern sei das einfachste, das man momentan haben kann. Ich denke hingegen, es wird verdammt schwer. Zum einen werden die Bayern ein bisschen Wiedergutmachung für das Aus in der Champions League und im Pokal betreiben wollen. Andererseits werden vielleicht einige hungrige Spieler zum Einsatz kommen, die es dem Trainer zeigen wollen. Ich hoffe auf ein 1:1.
Hannover wird dann ein richtiges Endspiel. Wobei ich auch 96 die Daumen für den Klassenerhalt drücke, denn Michael Frontzeck ist ein alter Kumpel von mir. Ich glaube dennoch an einen Sieg: 2:1, die Tore schießen Nils Petersen und Admir Mehmedi.“
Marco Weißhaupt machte 112 Erst- und Zweitligaspiele für den SC Freiburg. Außerdem spielte er für den HSV, Hansa Rostock, Rot-Weiß Erfurt, Mainz 05 u.a.
Karl-Heinz Förster (VfB Stuttgart, 31 Punkte)
VfB Stuttgart – Hamburger SV 1:0
SC Paderborn – VfB Stuttgart 0:1
„Die Euphorie ist zurück in Stuttgart! Ich finde, dass sich die Mannschaft das auch verdient hat, denn sie hat zuletzt wirklich guten Fußball gespielt. Nun hat sie es mit zwei Siegen in der eigenen Hand, den Abstieg zu verhindern. Ich bin optimistisch, denn Spieler wie Daniel Ginczek oder Filip Kostic sind in guter Form. Außerdem ist Daniel Didavi wieder fit – gegen Mainz hat er ein beeindruckendes Comeback gegeben.
Der VfB steht zwar immer noch auf dem letzten Platz, aber die Mannschaft kann nun in 180 Minuten alles wieder gutmachen. Das Heimspiel gegen den HSV wird schwer, denn auch die Hamburger erleben gerade einen Aufwind. Dennoch glaube ich an einen knappen Sieg, auch weil unsere Fans gerade für eine bombastische Atmosphäre sorgen.
Gewiss, auf lange Sicht gehört der VfB Stuttgart nicht in den Tabellenkeller. Aber nun spielt er zum zweiten Mal in Folge gegen den Abstieg. Das kann durchaus zum Vorteil gereichen, denn die Mannschaft weiß, dass es nun weniger auf Zauberei und Spektakel, als vielmehr auf großen Kampf und Leidenschaft ankommt. Daher glaube ich auch, dass sie beim Endspiel in Paderborn konzentriert und mit vollem Einsatz spielen wird – und am Ende wieder knapp gewinnen wird.“
Karl-Heinz Förster machte 311 Bundesligaspiele für den VfB Stuttgart, 1980 wurde er mit der DFB-Elf Europameister, 1984 mit dem VfB Stuttgart Deutscher Meister.
Valerien Ismael (Hannover 96, 31 Punkte)
FC Augsburg – Hannover 96 1:1
Hannover 96 – SC Freiburg 2:0
„Das wird eine richtig harte Nuss für Hannover, die Mannschaft hat ja dieses Jahr noch nicht ein Spiel gewonnen. Ich wüsste auch nicht, warum sich das in den letzten zwei Spielen ändern sollte.
Die ganze Situation erinnert mich ein wenig an Eintracht Frankfurt vor vier Jahren. Die standen nach elf Spieltagen auf Platz vier – wie Hannover 96 diese Saison. Aber dann folgte der Absturz. Am Ende stieg Eintracht ab.
Ich hoffe natürlich sehr, dass es diesmal anders kommt. Momentan ist ja jeder Spieltag eine große Wundertüte, daher wird’s vielleicht noch was – auch wenn es für Augsburg und Freiburg ebenfalls um sehr viel geht.“
Valerien Ismael machte 397 Profispiele für u.a. Werder Bremen, FC Bayern, RC Lens, Hannover 96. Zwischen 2008 und 2013 war er als Spieler und Trainer bei Hannover 96 aktiv.
Peter Hobday (SC Paderborn, 30 Punkte)
Schalke 04 – SC Paderborn 1:1
SC Paderborn – VfB Stuttgart 2:1
„Ich muss ehrlich zugeben: Ich habe diese Saison kein einziges Spiel im Stadion gesehen. Dabei liegt mein Sportartikelgeschäft gerade mal einen Kilometer vom Stadion entfernt. Immerhin spürt man seit dieser Saison eine große neue Fußballeuphorie in Paderborn, vor den Spielen kommen ständig Fans in meinen Laden. Das ist nicht vergleichbar mit den frühen Achtzigern, als ich für den Vorgängerklub TuS Schloß Neuhaus spielte. Wenn wir schlecht spielten, waren wir froh, wenn 4000 Zuschauer ins Stadion kamen.
Nun war die Euphorie riesig, gerade als die Mannschaft zu Beginn der Saison auf dem ersten Tabellenplatz stand. Dass Paderborn gerade am Anfang so gut spielte, hat mich übrigens nicht groß überrascht. Etablierte Bundesligisten unterschätzen Mannschaften wie den SC Paderborn gerne mal. Außerdem hatte der SC noch den Schwung des Aufstiegs.
Nun geht es also gegen den Abstieg. Auch das war zu erwarten. Oder haben Sie nach vier Spieltagen etwa auf die Meisterschaft gewettet? (Lacht.) Immerhin hat das Team aber immer noch die Chance, den Klassenerhalt zu schaffen. Das ist doch toll. Und ich denke, Paderborn wird noch vier Punkte holen und das Wunder schaffen.“
Peter Hobday machte über 300 Erst- und Zweitligaspiele für Stuttgarter Kickers, Arminia Bielefeld, Eintracht Frankfurt u.a. Für den Paderborner Vorgängerverein TuS Schloß Neuhaus war er zwischen 1980 und 1983 aktiv. Für TuS Paderborn Neuhaus spielte er zwischen 1993 und 1994.