Heute wird Eike Immel 60 Jahre alt. Wir sprachen einst mit ihm über die Tiefen und Höhen seiner Karriere, über Reue und die Kunst, aufzustehen. Und über seine Entscheidung, kurz vor der WM 1990 zurückzutreten.
1998 haben Sie dann während der laufenden Saison Ihre Karriere beendet. Wie kam es dazu?
Wegen einer Hüftarthrose, die sich in England deutlich verschlimmert hat. Vielleicht aufgrund des Wetters, vielleicht aufgrund des härteren und schnelleren Spiels, mit vielen weiten Abschlägen, ich weiß es nicht. In der ersten Saison ging es noch, in der zweiten wurden die Schmerzen unvorstellbar. Für die ersten Saisonspiele konnten die noch mit Spritzen einigermaßen abgestellt werden. Als dann ein neuer Trainer kam, habe ich versucht, zunächst wieder richtig gesund zu werden. Ich bin also zur Behandlung nach Deutschland geflogen. Dort wurde dann schnell deutlich, dass ich nie wieder würde spielen können.
In der Presse war zu lesen, dass Sie sich aufgrund dieser Verletzung operieren lassen müssen.
Ja, dringend sogar. Aufgrund einiger turbulenter Vorfälle in letzter Zeit bin ich schlicht nicht dazu gekommen. Aber ich habe jetzt einen Termin. Es muss jetzt wieder vorangehen, und die Arthrose hindert mich momentan daran, wieder als Trainer zu arbeiten.
In der „Bild“-Zeitung war zu lesen, Sie seien bankrott. Mussten Sie den OP-Termin deswegen verschieben?
Nein, das hat damit überhaupt nicht zu zun. Die „Sportbild“ hat einen unfassbar negativen Bericht über mich, meine Krankheit und meine finanzielle Situation geschrieben, und ich arbeite momentan daran, diese Dinge wieder gerade zu rücken. Ich sage Ihnen eins: Es muss sich niemand um mich Sorgen machen.
Ihre erste Trainerstation war Heilbronn. Sie führten die Mannschaft in die Oberliga und stabilisierten die Mannschaft trotz großer finanzieller Probleme. Dann gingen Sie als Torwarttrainer nach Istanbul.
Christoph Daum rief mich an und fragte, ob ich ihn zu Besiktas begleiten würde. Zum einen war das natürlich eine äußerst interessante Aufgabe, und mit Christoph Daum hatte ich ja bereits in Stuttgart sehr erfolgreich zusammengearbeitet. Zum anderen war die Situation in Heilbronn aufgrund finanzieller Schwierigkeiten sehr unsicher, so dass ich das Angebot angenommen habe.
Warum wechselten Sie nach kurzer Zeit mit Daum zu Austria Wien?
Wir haben mit Besiktas keinen Titel geholt, weil auch dort Leistungsträger verkauft werden mussten und unser dritter Platz nicht als Erfolg zählte. Mit Austria Wien wurden wir dann Meister und Pokalsieger. Danach haben wir noch sehr erfolgreich bei Fenerbahce Istanbul gearbeitet. Während dieser ganzen Zeit habe ich unheimlich viel gelernt und die Arbeit hat mir sehr viel Spaß gemacht. Aber die Schmerzen waren so stark, dass ich meinen Job nicht mehr vernünftig ausüben konnte.