Peter Hammer ist Autohändler — und Spielerberater. Angefangen hat alles mit Marek Mintal, inzwischen berät er die halbe slowakische Nationalmannschaft. Ein Gespräch über Mentalitäten, EM-Chancen und einen Spieler, der es eigentlich überall schaffen müsste.
Ihr Urteil über die bisherige Leistung des deutschen Achtelfinalgegners in der Gruppenphase?
Das war ordentlich, mehr aber auch nicht. Gegen England hat man sich ohne Not hinten rein drängen lassen. In der Mannschaft steckt viel mehr. Da spielen lauter richtig gute Kicker, die der deutschen Elf echte Schwierigkeiten bereiten können. Nur müssen sie eben ihr Potenzial abrufen. Zum Beispiel Robert Mak. Der legt einen Sprint hin, wie ich ihn bei der EM noch nicht gesehen habe – aber bei einer Defensivaktion. Warum hat er das noch nicht bei Kontersituationen gezeigt? Mit seinen Fähigkeiten könnte Robbie bei einem internationalen Top-Klub spielen. Aber er zeigt sie zu selten.
Ist das auch eine Frage der Mentalität? Sind die slowakischen Spieler zu brav?
Spieler wie Mintal waren schon sehr zurückhaltend. Aber für die neue Generation gilt das eigentlich nicht mehr. Die Spieler sind frecher, selbstbewusster geworden. Aber ein gewisses Sicherheitsdenken ist schon noch da – auch was die Karriereplanung angeht. Da geht ein Vladimir Weiss in Emirate – mit 27 Jahren. Ich weiß noch, wie ich Stanislav Sestak zum Wechsel nach Bochum in die Bundesliga überreden musste. Stanislav spielte damals in Polen und meinte, er würde dort mehr Geld verdienen als bei Bochum. Ich musste ihn davon überzeugen, dass die deutsche Bundesliga einem Spieler ein ganz anderes Schaufenster bietet.
Wie steht es um den slowakischen Klubfußball?
In der Jugendarbeit tut sich was. Aber vieles verpufft auch schnell wieder. Beispiel: MSK Zelina. Der Klub hat vor drei Jahren in der Champions League gespielt, konnte daraus aber nachhaltig kein Kapital schlagen. Jeder Verein gehört einem reichen Geschäftsmann, der eine gewisse Zeit Geld reinsteckt, irgendwann wieder verschwindet. Es fehlt die Geduld, die Kontinuität. So ein Mann wie Ralf Rangnick wäre ideal, einer, der Struktur in einen Verein reinbringt. Oder ein Uli Hoeneß – solche Leute bräuchte der slowakische Fußball. Mich wundert es, dass Red Bull nicht einen Verein in der Slowakei aufkauft. Die Wahrscheinlichkeit, dass unter professionellen Strukturen ein Top-Spieler herauskommt, der auf dem Transfermarkt richtig viel Geld bringt, ist groß.
Eishockey gilt als Nummer eins in der Slowakei. Würde sich das ändern, wenn am Sonntag der Weltmeister aus dem Turnier gekickt wird?
Puh, das wäre natürlich der Wahnsinn… Vor ein paar Wochen hat die Mannschaft schon mal Deutschland geschlagen. Egal wie das Spiel ausgeht, die EM wird dem Fußball in der Slowakei sicher einen kräftigen Schub geben. Da sehen die Nachwuchsspieler, was man erreichen kann, wenn man sich richtig reinhängt. Es gibt schon ein paar 14‑, 15- oder 16-Jährige die das Zeug dazu haben, ganz groß herauszukommen.