Manuel Schäffler ist Torjäger und Pop-Art-Maler, nun ist sogar der HSV am Stürmer interessiert. Der 31-Jährige über die Kunst des Toreschießens, die Kunst auf der Leinwand und seine Beinahe-DJ-Karriere.
Und trotzdem hatten Sie immer auch Hobbys abseits des Fußballs. Eines ist Street- und Pop-Art. Was gibt Ihnen die Kunst?
Ich mag die Freiheit. Man ist frei, was man damit macht. Frei, wie man sie interpretiert. Und ich komme dabei runter, ich kann dabei ich selbst sein, ich kann kreativ sein.
In Ihrer Heimat Fürstenfeldbruck ist die Street-Art-Szene vermutlich überschaubar. Wo haben Sie Ihr Interesse dafür entdeckt?
Ich bin auf einem Bauernhof aufgewachsen. Daneben gab es noch einen Bauernhof und noch einen Bauernhof. Und dann zwei Häuser und eine Schreinerei. Haben Sie eine Vorstellung? Mehr Dorf geht kaum! (Lacht.) Aber ich bin ja mit 17 nach München gezogen, und da ist alles ein wenig bunter. Schon als Kind habe ich extrem viel gemalt, viel aus Büchern kopiert, viel herumexperimentiert. Als ich nach Wiesbaden gegangen bin, zog ich zum ersten Mal in eine leere Wohnung, die ich selbst einrichten konnte. Also habe ich mich auf die Suche nach dekorativen Elementen gemacht. Ein Bild bei einer Vernissage gefiel mir besonders gut. Ich fragte, was das Bild koste, man nannte mir einen Preis, und ich sagte: „Eher schwierig“, und bin rückwärts rausgegangen.
Ein Original von Banksy?
So teuer dann auch nicht. Es war ein Bild von Jörg Döring, der mir sehr gefällt, er malt ein bisschen retro, ist aber trotzdem knallig. Das Bild sollte 4500 Euro kosten. Aber diese Ausstellung hat mich inspiriert und angespornt, selbst wieder aktiv zu werden. Zuhause habe ich mich hingesetzt und ein Bild gemalt. Ich habe es immer noch.
Kennen Sie eigentlich den ehemaligen Hertha-Spieler Andreas „Zecke“ Neuendorf?
Klar, der hat ein oder zwei Bilder gemalt, damit sein Künstlername offiziell anerkannt wurde und er ihn auf seinem Trikot tragen durfte. Das würde ich nicht machen. Ich mag meinen Namen Schäffler ganz gern auf dem Trikot.
Und wie unterschreiben Sie Ihre Bilder?
Da benutze ich den Spitznamen, den mir Horst Hrubesch einst in der U20 gegeben hat: „Cheffe“.
Begann seine Karriere in der Jugend des TSV 1860 München, für den er auch als Profi debütierte. Später spielte er für den FC Ingolstadt, MSV Duisburg und Holstein Kiel. Seit 2017 steht er bei Wehen Wiesbaden unter Vertrag. Seit einigen Jahren ist er auch als Pop-Art-Künstler aktiv, seine Bilder (einige sind auf seinem Instagram-Kanal zu sehen) verkauft er auf Vernissagen oder verschenkt sie an Freunde. Eines schenkte er der Frau seines Freundes Julian Weigl.
Wir dachten bislang, Fußballprofis würden sich eher für Playstation, Gucci-Klamotten und schnelle Autos interessieren als für Kunst. Und hätten nie Zeit. Ist es also doch nicht so?
Das mit der Zeit stimmt schon irgendwie. Ich habe es aber geschafft, meine Zeit sehr effizient zu nutzen, und ich glaube, das ist auch ein Grund, warum es seit einigen Jahren besser läuft. Ich schlafe sechs bis acht Stunden, mache das Training mit der Mannschaft, gehe aber abends oft noch ins Fitnessstudio, das noch bis 23 Uhr geöffnet hat. Aber ich spiele auch mal Playstation, allerdings nie alleine, das hat für mich immer eher was Geselliges. Autos mag ich auch, allerdings haben sie für mich eher was Funktionales. Und wenn es ausgefallen sein sollte, dann würde ich eher mit einem Oldtimer-Cabrio durch die Stadt fahren. Als ich in Kiel war, habe ich mir einen T5 gekauft und ausgebaut: eine externe Steckdose, eine zweite Batterie, einen drehbaren Fernseher, ich habe sogar ein DJ-Pult eingebaut, mit dem ich bis zu 500 Leute hätte beschallen können.
Und so fahren Sie nun zu den Auswärtsspielen?
Ich musste den leider verkaufen, als das erste Kind kam. Aber wir haben ihn in gute Hände gegeben. Der neue Besitzer macht damit eine Weltreise.