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Seite 3: „Urlaub war für mich die Hölle“

Sie haben nie Alkohol getrunken. Wie liefen die Mann­schafts­abende für Sie ab? 
Ich wollte immer so schnell wie mög­lich weg­kommen. Spä­tes­tens gegen zwei Uhr waren die meisten Mit­spieler so betrunken und der Raum so ver­raucht, dass keiner mehr etwas mit­be­kommen hat. Aber das Beste inner­halb einer Mann­schaft sind doch sowieso nicht die Trink­ge­lage, son­dern der all­täg­liche Quatsch, den man so macht.

Zum Bei­spiel? 
Wir waren einmal vor einem Aus­wärts­spiel im Hotel auf unseren Zimmer. Einer aus der Mann­schaft war gerade auf einer Sauf­tour, da haben wir sein Zimmer kom­plett leer geräumt. Wir haben alles weg­ge­stellt: das Bett, den Fern­seher, die Schränke, die Stühle – alles. Er kam zurück und dachte, er sei im fal­schen Hotel und irrte durch die Gegend.

Was war Ihr Lieb­lings­scherz? 
Ich habe meine Mit­spieler am liebsten beim Tor­schuss­trai­ning gefoppt, indem ich ihre Schüsse lächer­lich machte. Ich zog zuerst die Hand­schuhe aus und wehrte ihre Bälle dann sogar mit dem Kopf ab. Das hat die Jungs wahn­sinnig gemacht.

Dabei trai­nierten Sie doch ansonsten wie ein Beses­sener. Sie gelten als ein­ziger Fuß­baller, der seinen Urlaub hasste. 
Genau, die Urlaube haben mich total auf­ge­regt. Ich saß auf der Liege und dachte: Das ist doch scheiße, ich könnte in der Zeit doch viel besser trai­nieren.“ Ich nahm ein Buch, las zwei Seiten und packte es wieder weg.

Wie war das für Ihre Familie? 
Sie fragten: Kommst du mit zum Strand oder ins Wasser?“ Ich sagte nur: Nein, warum? Ich sehe darin keinen Sinn.“ Eine Woche Urlaub war hart, zwei Wochen die Hölle. Auch wenn das nicht roman­tisch klingt, aber so war es nun einmal für mich.

Immerhin waren Sie der wohl erste Spieler, der seiner Frau eine Lie­bes­bot­schaft auf dem Spiel­feld über­bracht hat. 
Richtig, ich habe einen Trend los­ge­treten. Es gab damals viele schmie­rige Berichte in den Zei­tungen, auf die ich hier nicht ein­gehen will. Also schrieb ich auf mein Shirt: I love my wife.“ Einige Wochen später spielten wir gegen Shef­field Wed­nesday und deren Tor­wart zeigte ein Shirt, auf dem stand: I love Neville Southall’s wife, too.„ Ich habe mich schlapp­ge­lacht.

Wenn Sie auf Ihre Lauf­bahn zurück­bli­cken: Was war Ihr High­light? Die zwei eng­li­schen Meis­ter­schaften, zwei Pokal­siege, der Euro­pa­po­kal­sieg … 
… bei mir über­wiegt der Ärger: Wir hätten schließ­lich noch viel, viel mehr errei­chen können. Doch mitten in unserer Hoch­phase hat die UEFA in Folge der Heysel-Kata­strophe die eng­li­schen Mann­schaften mit einem Bann für die euro­päi­schen Wett­be­werbe belegt.

Sie wirken noch immer sehr sauer auf den Fuß­ball­ver­band. 
Lassen Sie es mich so sagen: Die UEFA kehrt auch mal sehr gerne Dinge unter den Tep­pich.

Was meinen Sie? 
Ich war Trainer der wali­si­schen U17, wir bestritten ein Spiel in Ost­eu­ropa, in dem einer unserer Jungs von den geg­ne­ri­schen Spie­lern als Nigger“ beschimpft wurde. Wir mel­deten den Vor­fall bei den UEFA-Offi­zi­ellen, doch die sagten nur: Wir wollen keine Pro­bleme.“ Bei einem Jugend­tur­nier in Minsk waren wir auf der­selben Hote­l­etage wie die Schieds­richter. Sie haben sich Nutten aufs Zimmer kommen lassen. Auch davon hatte der Ver­band Kenntnis. Doch die Funk­tio­näre nehmen Wales nicht ernst, sie reagieren nur, wenn es um die Großen geht. So ist es mitt­ler­weile im Fuß­ball: Wenn du kein Geld hast, dann haben sie dich an den Eiern.

Heute arbeiten Sie immer noch mit Kin­dern und Jugend­li­chen. Was machen Sie genau? 
Ich habe sehr lange für ein Pro­jekt namens NEET, Not In Edu­ca­tion, Employ­ment or Trai­ning“, gear­beitet. Es drehte sich um Kinder, die die Schule schwänzten, sie abge­bro­chen hatten oder auch keine beruf­liche Zukunft besaßen. Wir haben mit ihnen vor allem im Bereich Sport gear­beitet und dar­über ver­sucht, ihnen Selbst­ver­trauen und Struktur fürs Leben zu ver­mit­teln. Momentan arbeite ich an einer Schule mit 12- bis 16-Jäh­rigen und knüpfe Kon­takte zu Firmen, die den Kin­dern Prak­tika anbieten.

Was für ein Typ Betreuer oder Lehrer sind Sie? 
Kein gewöhn­li­cher. Ein Schüler hatte Pro­bleme mit dem Rechnen, da fing ich an, mit ihm Dart zu spielen. So hat er sich das Mul­ti­pli­zieren drauf­ge­schafft. Und natür­lich ist der Fuß­ball ein Schlüssel. Er ist in man­chen Dingen besser als die Schule: Er lehrt dich, mit Ent­täu­schungen umzu­gehen und die Stimmen von anderen aus­zu­blenden. So war es bei mir: Des­halb saß ich auch eine Halb­zeit­pause lang unbe­ein­druckt am Pfosten.