Sie fahren nach Mayrhofen, Graubünden oder Bad Tatzmannsdorf. Doch wie trainieren Profifußballer dort eigentlich? Ein kleiner Rückblick auf die besten Geschichten aus Trainingslagern.
1.
„Man kann es Überlebenscamp nennen“, diktierte HSV-Trainer Thorsten Fink im Sommer 2012 den Journalisten noch in die Blöcke – und verschwand dann mit seiner Mannschaft für vier Tage in die schwedische Wildnis. Das Ziel: Kein gemütlicher Campingausflug, sondern knallharte „Back to the roots“-Schule ohne Handys, Internet, fließend Wasser. Fink gewohnt kernig: „Die einen werden sich um Proviant kümmern, das Brot selbst backen, die anderen die Zelte aufbauen. Getrunken wird aus den Seen.“
2.
„40.000 Trainingslager“, schätzte der Mainzer Übungsleiter Jürgen Klopp anno 2004, habe er bereits in seiner Karriere absolvieren müssen. Aber: „Davon kann ich mich an keins erinnern. Wo war das noch, wo wir abends einen saufen waren? In Spanien? In der Türkei?“ Also schickte Klopp seine Mannen kurzerhand in die Wälder Schwedens, um bei Dauerregen dafür zu sorgen, dass dieser Trip so schnell nicht in Vergessenheit geriet. Wichtigste Erkenntnis: „Es gibt welche, die können richtig Holz hacken.“
3.
Kein Zweifel: Huub Stevens ist ein unerschrockener Draufgänger. Das bewies er auch im Winter 2007, als er seine Mannschaft, den HSV, auf einen 3000 Meter hohen Gipfel im österreichischen Ötztal führte, um sich dort gemeinsam durch die Schneemassen zu kämpfen. Auch von offenbar unüberwindbaren Hindernissen wie Gletscherspalten wollte sich Stevens auf seiner Motivationstour nicht aufhalten lassen: Todesmutig seilte er sich als erster in die Spalten ab. Mit Erfolg: der Tabellenletzte aus Hamburg erreichte am Ende den Uefa-Cup.
4.
Zur Saisonvorbereitung im Sommer 2011 bat der damalige Werder-Trainer Thomas Schaaf seine Spieler zum gemeinsamen Sulky-Rennen auf die Galopprennbahn. Ein herrliches Bild: Wie sich Marko Marin von Ponys im ZickZack-Kurs ins Ziel ziehen ließ und anschließend von einem professionellen Jockey den Vorwurf gefallen lassen musste „zu groß und zu schwer“ für diesen Sport zu sein. Ein noch herrlicheres Bild: Wie Torwart Tim Wiese mit wehendem Nackenhaar seinen Gaul elegant als Erster über die Start-Ziel-Linie manövrierte.
5.
Ex-BVB-Coach Jürgen Klopp liebt die Extreme. Also schickte er seine Spieler im Sommer 2012 nicht etwa zum Waldlauf, sondern zum Canyoning in der Schweizer Fallenbachschlucht. Um die Boote überhaupt zu erreichen, musste sich die Mannschaft zunächst über eine 40 Meter hohe Staumauer abseilen. „Todesangst“ hatte nach eigener Aussage Innenverteidiger Felipe Santana. Was Abenteurer Teddy de Beer bestimmt zu einem kehligen Lachen ermutigte – der Torwarttrainer war gleich als Erster in die Tiefe gesprungen.