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Seite 2: „Ich konnte meine Söhne nur durch eine Scheibe sehen“

Im März 2012 wurde bei Ihnen Blut­krebs dia­gnos­ti­ziert, welche Rolle hat zu der Zeit Fuß­ball für Sie gespielt?
Vor dieser Dia­gnose war Fuß­ball immer alles für mich. Danach ging es ein­fach nur noch um mich, um mich und darum, diesen Kampf zu über­leben. Und ich kämpfe nach wie vor. Wenn dir so etwas pas­siert, wird alles andere unwichtig. Fuß­ball, alles. Meine Familie stand mir bei und viele Men­schen aus dem Fuß­ball, die Spieler, die Fans, der 19th minutes Fan­club“, die Unter­stützer aus Bul­ga­rien. Das war alles unglaub­lich. Ich würde das nie­mandem wün­schen, aber ich wünschte jeder, der das durch­ma­chen muss, hätte diese Unter­stüt­zung, wie ich sie hatte.

Was haben Sie gedacht, als Ihnen die Ärzte sagten, dass Sie Ihre Pro­fi­kar­riere beenden müssen?
Natür­lich weißt du vorher, was Krebs ist, du kennst das Wort. Aber, wenn du nicht richtig invol­viert bist, weißt du nicht genau, was es eigent­lich ist. Du weißt nichts über die Behand­lung, wie hart es ist, dagegen anzu­kämpfen. Du weißt nicht, was es für deine Familie und deine Freunde bedeutet. Erst war ich ganz ruhig. Ich saß ein­fach nur da. Ich wusste, das ist was ganz Ein­schnei­dendes, aber ich wusste auch: Ich habe Kinder und ich habe eine Frau, des­wegen muss ich stark sein. Um mal ehr­lich zu sein, wir haben ein gutes Leben. Ich habe eine Menge Geld ver­dient. Aber wenn dir so etwas pas­siert, dann spielt das alles keine Rolle mehr, das wird alles irrele­vant, alles andere muss sich hinten anstellen. Es geht nur noch darum, dass du über­lebst. Ich musste stark sein, für mich und beson­ders für meine Familie, weil es ein Kampf ist, den man auch ver­lieren kann, und ich wollte sicher­stellen, dass ich meine Kinder auf­wachsen und selbst Fuß­ball spielen sehe.

Haben Sie sich jemals gefragt: Warum ich?“
Ich sag Ihnen etwas, nach einem Monat dieser Frage und schlaf­loser Nächte kam ich zu dem Schluss, dass es keine Ant­wort darauf gibt. Das ist ver­tane Zeit. Wenn die Ärzte nicht sagen können, warum das pas­siert ist oder wie man das heilen kann, wie sollte ich dann die Ant­wort haben? Also habe ich auf­ge­hört, mich selbst zu fragen und wieder positiv gedacht. 

Was haben Sie getan, um sich abzu­lenken?
Ich hatte wirk­lich eine sehr inten­sive Che­mo­the­rapie, habe aber nicht auf­ge­hört, an mir zu arbeiten. Das Kran­ken­haus schlug die Hände überm Kopf zusammen wegen mir. Ich war da, um gegen Krebs zu kämpfen, und habe sie gefragt, ob ich trai­nieren darf, ob sie einen Yoga­lehrer haben oder so etwas. Ich habe wäh­rend der sechs­mo­na­tigen Behand­lung Übungen gemacht und die Leute haben mich ange­schaut und sich gewun­dert, als ich in meinem Trai­nings­anzug da saß und der Arzt mich fragte: Wo wollen Sie denn hin?“ und ich sagte: Na, ich hab doch Trai­ning.“

Also hatten Sie keine Neben­wir­kungen?
In den ersten sechs Monaten der Behand­lung fühlte ich mich wirk­lich fit und ich hatte keine großen Neben­wir­kungen oder Übel­keit und Beschwerden. Aber danach, als sie mir viel, viel, viel stär­kere Chemo-Tabletten gaben, ging es mir immer schlechter. Die Ste­roide waren sehr hoch­do­siert, ich habe sehr stark zuge­nommen, das war alles furchtbar für mich.

Das Schlimmste war, dass sich Ihr Körper ver­än­dert hat?
Nein, auf keinen Fall! Wäh­rend einer Krebs­be­hand­lung geben sie dir sehr hoch­do­sierte Tabletten, die dein kom­plettes Immun­system lahm­legen. Dann ist es für dich lebens­ge­fähr­lich, wenn dich jemand besucht, der einen Schnupfen oder auch nur einen kleinen Husten hat. Denn für dich kann daraus eine rie­sen­große Infek­tion werden. Meine Kinder waren zwi­schen­zeit­lich erkältet und durften mich des­halb nicht besu­chen. Ich war zu dieser Zeit in einer Art Qua­ran­täne-Raum für unge­fähr sechs Wochen unter­ge­bracht. Es war mir nicht erlaubt, den Raum zu ver­lassen, weil mein Immun­system gleich Null war. Und so konnte ich sie nur durch eine Glas­scheibe sehen, denn sie durften nicht zu mir herein. Das war das schmerz­haf­teste Erlebnis wäh­rend der Behand­lung.