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Drei Männer sitzen an einem Tisch und trinken, Teupitzer Klause in Berlin-Neu­kölln, Eck­kneipe, Fan­kneipe, gut ver­raucht. Sie reden über die Liebe und den Hass. Das mit der Liebe ist leicht, die Liebe ist die Hertha. Das war schon immer so, wird sich nie ändern. Das mit dem Hass ein wenig kom­pli­zierter: Es fängt ja schon mit dem S‑Wort an, das eigent­lich ein Sch-Wort ist. Die Männer würden es nie­mals in den Mund nehmen, dieses Sch-Wort, und wenn doch, kostet es jedes Mal fünf Euro Strafe, sagt Helmut.

Helmut, 59 Jahre alt, Segel­ohren, Kapu­zen­jacke und immer ein biss­chen auf­ge­regt, kann sehr schnell reden, wenn er etwas klar­stellen will. Und gerade redet er sehr, sehr schnell. So schnell, dass die Worte in seinen Sätzen über­ein­ander stol­pern. Aber es geht ja jetzt auch um eine große Sache. Es geht um den Feind.

Wir sagen Gel­sen­kir­chen oder Ge-Buer“

Helmut heißt eigent­lich Helmut Fri­berg, 59 Jahre alt, Früh­rentner. Aber hier, in der Teupitzer Klause, tun Berufe und Krank­heiten nichts zur Sache, Nach­namen sowieso nicht, hier wird gna­denlos geduzt; es zählen andere Dinge, zum Bei­spiel das: Helmut, Dau­er­kar­ten­in­haber seit 1984, Block 31.1, Reihe 7, Platz 5.

Also, Männer, wie nennt ihr euren Feind?

Manne ver­schränkt die Arme vor seinem großen Bauch. Er heißt eigent­lich Man­fred Sangel, 55 Jahre alt, Abtei­lungs­leiter in einer Zeit­ar­beits­firma, noch wich­tiger aber: Mode­rator des Hertha-Fan­ra­dios, Dau­er­kar­ten­in­haber seit 1984, Block 31.1, Reihe 6, Platz 8. Manne redet sehr langsam, mit der Gra­vitas eines Alt-Kanz­lers, er ist nie auf­ge­regt. Er sagt: Wir sagen Gel­sen­kir­chen oder Ge-Buer.“ Was Manne nicht sagt: Oft sagen sie Drecks­verein.

Steffen, Ver­mö­gens­be­rater bei der Ber­liner Spar­kasse, nickt und schweigt und staunt. Es ist für ihn nicht leicht, in dieser Runde zu Wort zu kommen. Steffen heißt eigent­lich Steffen Toll, er trägt Fan-Shirt und Jeans, er trinkt Fass­brause.

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Steffen ist 42 Jahre alt, viel zu jung, um damals schon dabei gewesen zu sein, als das mit der Riva­lität zwi­schen Hertha BSC und dem FC Schalke 04 begann. Er hat die Riva­lität von Helmut und Manne geerbt. Wenn man es denn über­haupt Riva­lität nennen kann.

Rivalen können nur dann Rivalen sein, wenn sie sich gegen­seitig als Rivalen aner­kennen. Und das ist das Pro­blem mit der Fan­feind­schaft zwi­schen Hertha BSC und dem FC Schalke 04. Die Her­thaner hassen die Schalker, also: Gel­sen­kir­chener. Nur: Den Schal­kern ist das voll­kommen egal.

Ich kenne nicht mal einen Hertha-Fan“

Nach­frage bei Fan­klubs in Gel­sen­kir­chen. Große Rat­lo­sig­keit. Gleich­gül­tig­keit als schlimmste Form der Demü­ti­gung. Harald Grewe vom Bezirk 7 Mythos Ost­west­falen“ sagt: Ich habe noch nie von einer Riva­lität zwi­schen Hertha und Schalke gehört. Ich kenne auch nie­manden, der sich mit Hertha beschäf­tigt, ich kenne nicht mal einen Hertha-Fan.“

Frank Arndt vom Schalker Fan-Club Ver­band e.V. sagt: Keine Ahnung, was die gegen uns haben. Hertha war für uns nie was beson­deres. Wir haben ja schon Dort­mund und Essen.“