Artur Wichniarek schoss Arminia Bielefeld in die Bundesliga und wurde im Berliner Olympiastadion ausgepfiffen. Im Interview spricht er über Dieter Hoeneß, seinen Spitznamen König Artur und wie die Schlagzeile „Witz-niarek“ einst zum Eklat führte.
Viele Fußballer weinen bei ihrem Karriereende. Waren Sie traurig, als es vorbei war?
Nein, das kann ich nicht sagen. Am Ende war ich erleichtert, dass das alles zu Ende war. Ich hatte erstmal genug vom Fußball und habe es genossen, nicht mehr im Mittelpunkt zu stehen. Ich musste raus aus dieser Welt.
Sie zogen sich acht Jahre aus dem Fußball zurück.
Ich hatte einfach die Nase voll von diesem Geschäft. Das waren die Jahre direkt nach Robert Enkes Suizid. Alle heulten auf der Beerdigung und sagten, es müsse sich etwas ändern. Aber daran, dass Spieler von einzelnen Managern schlecht behandelt oder von den Medien in den Dreck gezogen werden, hat sich nichts geändert. Das wird sich nie ändern. Ich wollte kein Teil dieser ganzen Scheiße sein. Ich wollte was Neues machen. Zumindest da habe ich die richtige Entscheidung getroffen.
Viele Ex-Profis haben es schwer, sich nach der aktiven Karriere ein Leben außerhalb des Fußballs aufzubauen. Wie erging es Ihnen?
Früher habe ich mir vorgestellt, dass ich nach der Karriere jeden Tag ausschlafen und erstmal in Ruhe frühstücken werde, bevor ich dann tagsüber meine Freizeit genieße. Aber das konnte ich einfach nicht. Das ist nicht der Sinn des Lebens. Vor allem wenn du Kinder hast, kannst du ihnen nicht vorleben, wie du den ganzen Tag zuhause hockst. Deswegen ist es wichtig, egal ob du Geld hast oder nicht, jeden Morgen beim Aufstehen ein Ziel vor Augen zu haben. Und das heißt nicht, dass man das Leben nicht genießen kann.
Was machen Sie denn?
Ich bin Unternehmer. Ich bin Geschäftsführer einer Personalvermittlung, investiere in Möbelläden in Berlin und Düsseldorf und bin Berater einer Bäckereikette. Dabei habe ich viel zu tun und kann trotzdem das Wochenende, das ich 25 Jahre lang nicht hatte, mit meiner Familie genießen. Außerdem habe ich nach acht Jahren Abstinenz wieder was mit Fußball zutun. Ich bin Berater von ein paar jungen, polnischen Spielern und kommentiere die Champions League für das polnischen Fernsehen. Das ist eine Herzensangelegenheit.
Fast jeder Kommentator wird, gerade in Zeiten von Twitter, öffentlich hart kritisiert. Wie gehen Sie damit um?
Die ganze Kritik, der ich als Fußballer ausgesetzt war, hat mich geerdet. Und gerade nach meinen Jahren in Berlin kann mich nichts mehr schockieren. Aber es stimmt schon – in Zeiten von Social Media bekomme ich viele Nachrichten an meinen Twitter- und Instagram-Account. Und die sind natürlich nicht nur positiv. Neulich schrieb jemand auf Twitter, ich sei ein so schlechter Kommentator, dass er mich schon in der 60. Minute nicht mehr habe aushalten können und ausgeschaltet habe. Ich antwortete, dass ich ab der 65. Minute einen super Job gemacht und er das leider verpasst hätte. (lacht.) Wenn man humorvoll mit Kritik umgeht, lässt man sich nicht davon nicht so einfach unterkriegen. So kann ich jetzt auch mit Druck besser umgehen.
Hätte Ihnen das als Spieler geholfen?
Ja, natürlich. Aber dafür ist der Trainer verantwortlich. Auf die Spieler hagelt so viel von außen ein, dass der Trainer versuchen muss, den Druck von der Mannschaft zu nehmen. Das ist im Profibereich manchmal sogar die wichtigste Aufgabe. Einer, der das wie kein Zweiter kann, ist Jürgen Klopp. Ich war beim entscheidenden Spiel in der Champions League gegen Neapel als Kommentator dabei und habe gesehen, wie unglaublich befreit seine Spieler gespielt haben. Selbst bei Fehlern wurde gelacht und sich gegenseitig ermutigt. Da hat Jürgen einen wunderbaren Job gemacht und ist verdient weitergekommen.
Wann beginnt Ihre Trainerkarriere?
Niemals. Als Trainer muss man sich 365 Tage im Jahr nur auf Fußball konzentrieren. Da genieße ich lieber meine Wochenenden mit der Familie. Denn auf Fußball habe ich mich in meinem Leben schon lange genug konzentriert.
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