Gladbachs Manager Max Eberl spricht über Lucien Favres Rücktritt und die Ernennung von André Schubert. Und wie er dazwischen einmal die Fassung verlor.
Wie verlief der Tag dann weiter?
Wir wussten, dass die Presse und die Fans zum Training in den Borussia-Park kommen würden, also haben wir uns schon für halb neun verabredet. Lucien, sein Berater, Stephan Schippers und ich saßen zusammen. Wir kamen irgendwann nicht weiter und legten ein weiteres Treffen fest. Dort stieß das komplette Präsidium dazu.
Sie wollten Favre behalten, er unbedingt gehen. Wie war seine Argumentation?
Ich werde das Gespräch nicht im Detail wiedergeben. Er sagte, er komme nicht mehr an die Mannschaft ran. Wir waren anderer Meinung. Es gab schon einmal eine Phase, als wir sieben Spiele in Folge nicht gewannen. Damals haben wir Luciens Vertrag sogar verlängert. Die Gespräche verliefen sachlich und argumentativ. Wir gingen auseinander und wollten am folgenden Tag weiterreden.
Dazu kam es nicht, weil Favre seine Entscheidung an die Presseagenturen herausgab. Am folgenden Tag mussten Sie einen Interimstrainer präsentieren. Haben Sie eigentlich noch Zeit gefunden, in Ihren Geburtstag reinzufeiern?
Nein. Ich erinnere mich an die erste Begegnung am Montagmorgen. Auf den Gängen in den Büroräumen kam mir ein Mitarbeiter entgegen und sagte: „Alles Gute!“ Ich habe ihn angemault, was dieser Sarkasmus solle. „Nichts ist gut!“ Da wurde mir erst klar, dass ich Geburtstag hatte. Aber das war nicht vordergründig in meinen Gedanken.
»Weitere Links zum Thema: Hier das ausführliche Interview mit Lucien Favre im Sommer 2015«
»Hier der Kommentar auf 11freunde.de unmittelbar nach seinem Rücktritt«
Lucien Favre hat sich in der Woche darauf von allen Mitarbeiter verabschiedet, von Ihnen nicht. Warum nicht?
Am Sonntag haben wir intensiv und gut miteinander gesprochen, danach nicht mehr. Aber das ist alles ok, aus tiefstem Inneren sage ich: Er ist ein großartiger Trainer, nicht war. Für mich war auch wichtig, das Kapitel bereits am Montagmorgen emotional abzuhaken. Es war eine überragende Zeit, aber sie ist vorbei.
War Ihnen direkt klar, dass André Schubert Interimstrainer werden sollte?
Wir haben uns Sonntagabend intensiv ausgetauscht und wollten dann am Montagmorgen entscheiden. Klar war, dass kein Co-Trainer übernehmen sollte, weil wir eine intern-externe Lösung anstrebten. Will sagen: einen neuen unverbrauchten Impuls brauchten. Um neun Uhr habe ich dann André gefragt, ob er uns helfen wolle. Das hat er bejaht.
Es heißt, Sie hätten schon bei seiner Verpflichtung als U23-Trainer geplant, ihn perspektivisch als Trainer der Profis aufzubauen.
Die Idee war, einen herausragenden Trainer zu holen, der das Niveau im Jugendbereich anhebt und ähnlich wie Lucien denkt. Natürlich ging es auch darum, jemanden zu finden, der bei den Profis arbeiten könnte. Ganz klar. Wir wollen Talente entwickeln, aber auch Trainer. Einer, der die Idee und die Abläufe des Vereins kennt und irgendwann in die Cheftrainerrolle reinwachsen kann. Nach zwei Monaten im Verein war es aber zu früh für mich zu sagen: „André ist unsere Zukunft!“