Fabian Klos hat nie ein Nachwuchszentrum von innen gesehen und noch im Seniorenbereich in der Kreisliga geknipst. Jetzt verlängert er für ein weiteres Jahr bei Arminia Bielefeld. Dass er mit dem Klub überhaupt in der Bundesliga gelandet ist, verblüfft ihn selbst.
Wie haben Sie sich in Wolfsburg zurechtgefunden?
Das war eine andere Welt. Ich weiß noch, wie ich beim ersten Training mit meiner eigenen Tasche in die Kabine marschierte. Da wurde ich komisch angeguckt, denn dort geht keiner mit Tasche zum Training. Es liegt ja schon alles da.
Als Sie zu Arminia Bielefeld wechselten, waren Sie fast 24. Eigentlich zu spät, um noch als Profi durchzustarten.
Ich habe nie daran gedacht, Profi zu werden. Das ist auch der Grund dafür, warum ich heute so bin, wie ich bin. Weil ich alles, was passiert ist, ungeheuer wertzuschätzen weiß. Als ich nach Bielefeld ging, habe ich nicht gedacht, jetzt legst du aber eine richtige Karriere hin. Eher so: Dritte Liga? Klingt super. Zumal mir die Stadt von Anfang an gefallen hat. Den Ruf, den sie bei vielen hat – und ich sage jetzt nicht diesen schrecklichen Spruch: „Bielefeld gibt’s nicht!“ –, kann ich in keiner Weise nachvollziehen.
Ihre achteinhalb Jahre bei Arminia sind extrem wechselhaft verlaufen. Finden Sie ob des ewigen Aufs und Abs noch durch?
Was ich hier erlebt habe, reicht auf jeden Fall für mehr als ein Fußballerleben.
Gibt es einen Moment, der alles überstrahlt?
Ich hoffe, der kommt noch. Sollten wir im Sommer tatsächlich aufsteigen, wäre das dieser Moment. Ich bin schon jetzt stolz, was ich hier persönlich und mit dieser Mannschaft erreicht habe, aber mit Arminia in die erste Liga aufzusteigen, würde die Sache rund machen.
Und der schlimmste Moment in all den Jahren?
Darmstadt, da brauchen wir nicht drüber reden. Schlimmer als das, was an diesem Tag passiert ist, geht es nicht. (Arminia verspielte in der Relegation einen 3:1‑Hinspielsieg und stieg im heimischen Stadion durch ein Tor in der letzten Minute der Verlängerung in die Dritte Liga ab, d. Red.)
Wie verarbeitet man das?
So etwas zieht dich für Tage runter, wenn nicht für Wochen. Denn das hat ja zwei Ebenen: Da ist zum einen der persönliche sportliche Misserfolg, zum anderen das schlechte Gewissen gegenüber den Fans. Ich kann mich noch an die riesige Choreo vor dem Spiel erinnern. Alle sehnten den Klassenerhalt herbei. Und was machen wir? Vermasseln es und sind schuld daran, dass diese Leute enttäuscht werden und wieder mal so mit ihrem Verein leiden müssen.
War Ihr erster Impuls danach: einfach nur weg?
Nein. Nach einer schlaflosen Nacht habe ich schon am nächsten Morgen mit Trainer Norbert Meier und Manager Samir Arabi gesprochen und gesagt: „Wenn wir es schaffen, eine Mannschaft aufzubauen, die im nächsten Jahr um den Aufstieg mitspielt, bin ich dabei.“
Ungewöhnlich für einen Profi.
Wenn ich etwas verbocke, will ich das wiedergutmachen. Und ich glaube, dass gerade solch ein Erlebnis – einmal richtig durch die Scheiße zu laufen und im nächsten Jahr gleich wieder hochzugehen – eine Verbundenheit erzeugt, die nicht so häufig vorkommt. Außerdem bin ich ein Typ, der glaubt, dass man Karmapunkte sammeln kann. Gerade bei Negativerlebnissen, egal ob privat oder sportlich, liegt es immer an einem selbst, wie man damit umgeht.
Werden Sie sich irgendwann ärgern, dass Sie in Ihrer Karriere nicht mal etwas Größeres versucht haben?
Niemals. Wenn ich an meine Zeit bei diesem Verein denke, bin ich nur dankbar und habe nicht das Gefühl, etwas verpasst zu haben. Unabhängig davon, ob ich mit Arminia noch mal in die Bundesliga aufsteige oder nicht.
Wie wichtig wäre es, im Herbst der Karriere noch zum Erstligaprofi zu werden?
Es geht mir nicht um meinen Wikipedia-Eintrag, sondern um das Erlebnis. Ich bin mit Arminia Bielefeld zweimal in die zweite Liga aufgestiegen, und ich kann mir nicht im Entferntesten ausmalen, wie das Gefühl wäre, oben auf dem Rathausbalkon zu stehen und den Bundesligaaufstieg zu feiern.