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Seite 3: „Das Umdenken ist am Anfang nicht einfach“

2004 haben Sie Ihre Lauf­bahn beim HSV beendet. Wie war der Abschied?
Schmerz­haft. Ich musste wegen einer Ver­let­zung auf­hören. Ich hatte noch ein gutes Angebot aus Basel, aber es ging nicht mehr. Ich hatte einen freien Gelenk­körper im Sprung­ge­lenk. Der ist dann raus­ope­riert worden, und ich habe eine Infek­tion bekommen. Danach habe noch ein Vier­tel­jahr gespielt, aber nur mit Schmerz­ta­bletten. Das hat keinen Sinn mehr gemacht.
 
Nach der Kar­riere waren Sie beim VfL 93 Ham­burg im Ama­teur­fuß­ball als Trainer tätig. Wie kam der Kon­takt zustande?
Ich musste mir nach der aktiven Kar­riere erst einmal klar dar­über werden, was ich will. Gehe ich nach Hause in die Firma? Werde ich Trainer? Ich habe dann meine Scheine gemacht, um zu sehen, ob ich das kann. Der VfL 93 befand sich damals im Nie­mands­land, in der Ham­burger Ober­liga. Ein guter Ein­stieg, denn es ist gleich gut gelaufen, wir sind Meister geworden.
 
Wie groß war die Umstel­lung für Sie, plötz­lich nicht mehr unter Bun­des­liga-Schein­wer­fern zu stehen?
Mir war immer klar, dass das irgend­wann mal zu Ende ist. Außerdem stand ich nie so gerne im Ram­pen­licht oder wollte mich in die Öffent­lich­keit drängen. Mir war eher wichtig, mit der Mann­schaft zusammen zu sein. Für mich war die Zeit beim VfL 93 gut. Ich konnte testen, ob ich das Trai­ner­ge­schäft hin­be­komme.
 
Wie viel von dem Spieler Hol­ler­bach war und ist in dem Trainer Hol­ler­bach zu finden?
Weiß ich nicht. Wenig? Viel? Das Schwie­rigste war für mich die Umstel­lung. Jeder, der als Fuß­baller auf­hört, denkt noch zu viel wie ein Spieler. Man steht dann aber auf der anderen Seite. Da hat mich ein Spieler im Trai­nings­lager gefragt: Wann ist Bett­ruhe? Da kannst du nicht sagen: Mir egal. Als Trainer bist du dann nicht nur für dich ver­ant­wort­lich. Dieser Pro­zess des Umden­kens ist am Anfang nicht ein­fach.
 
Seit Sommer 2014 sind Sie zurück in Würz­burg. Bestand der Kon­takt zu den Kickers über all die Jahre hinweg?
Die Kickers sind mein Verein, hier habe ich ganz am Anfang gespielt, und ich habe dem Klub viel zu ver­danken. Des­halb habe ich den Kon­takt immer gehalten. Mit Michael Schlag­bauer habe ich früher in der Jugend gespielt, er ist jetzt Vor­stands­vor­sit­zender der Kickers. Er hat mir immer von den ehr­gei­zigen Zielen erzählt: dass sie Regio­nal­liga spielen, dass sie jetzt angreifen wollen. Zu der Zeit hatte ich keinen Trai­nerjob und war wieder viel in Würz­burg. Ich habe später noch Thorsten Fischer (Kickers-Auf­sichts­rats­vor­sit­zender und Geschäfts­führer von Kickers-Sponsor Fly­er­alarm, d. Red.) ken­nen­ge­lernt, und wir haben ein paar schöne Abende zusammen ver­bracht. Irgend­wann meinten die zwei Jungs, dass sie mich als Trainer bräuchten, wenn es weiter vor­wärts gehen soll. Dann haben wir geredet und die Vor­aus­set­zungen geschaffen – eine AG gegründet, ein pas­sendes Trai­nings­ge­lände und so weiter.
 
Das Pro­jekt in Würz­burg erschien Ihnen attrak­tiver als der Co-Trai­nerjob neben Felix Magath beim FC Fulham?
Das hat mit Attrak­ti­vität nichts zu tun. Das war eine Grund­satz­frage für mich, ob ich wieder selber Chef werde oder Co-Trainer bleibe. Ich wollte wieder Chef­trainer werden.
 
Aktuell belegen die Kickers Platz eins der Regio­nal­liga Bayern. Wo kann der Weg hin­führen?
Wir sind jetzt auf einem sehr, sehr guten Weg. Das ist wie beim Hausbau: Erst musst du ein gutes Fun­da­ment haben. Das haben wir: viele junge Spieler, die schnell eine Ein­heit geworden sind. Wir alle sind selber erstaunt, dass es so schnell in die rich­tige Rich­tung geht.
 
Wie nehmen Sie das Umfeld wahr?
Die Würz­burger sind hungrig auf Fuß­ball. Die wollen wieder guten Fuß­ball sehen, wieder hoch spielen, wie damals 1979, als die Kickers in der Zweiten Liga waren. Wenn wir hier kon­ti­nu­ier­lich und nach­haltig gute Arbeit ablie­fern, bescheiden bleiben, weiter hart arbeiten und nicht so viel träumen, haben wir gute Chancen, nach oben zu kommen.
 
In drei Jahren – das spre­chen die Ver­ant­wort­li­chen ja offen aus – wollen die Kickers in die Dritte Liga. Wann hört man von Ihnen, dass es schon in diesem Jahr klappen soll?
Die Frage höre ich oft. Den Fans und den Men­schen in der Region sei das Träumen auch erlaubt. Der Fuß­ball wird wieder gut ange­nommen in Würz­burg. Aber ich weiß auch, wie schwer es ist, aus dieser Liga raus­zu­kommen. Des­wegen haben wir uns auch drei Jahre Zeit genommen. Selbst wenn du Erster wirst, musst du diese schweren Rele­ga­ti­ons­spiele machen. Da muss schon alles passen.
 
Die Reserve der Bayern hat im Sommer in der Rele­ga­tion gegen For­tuna Köln in der Nach­spiel­zeit ein Tor bekommen. Köln ist auf­ge­stiegen, Bayern trotz starker Saison nicht.
Ich war in Ham­burg 2001 bei einem Spiel dabei, da hat Schalke schon sechs Minuten lang die Meis­ter­schaft gefeiert. Ich stand in der Mauer, als Bay­erns Patrik Andersson einen Frei­stoß schoss. Der Rest ist bekannt. Im Fuß­ball musst du immer hell­wach sein. Du darfst nie zu früh abschalten.