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Seite 3: „Doch dann kam der Anruf von Thomas Tuchel“

Liegt Ihnen der feh­lende Kom­fort? In dem Spiel erzielten Sie gleich drei Tore.
Die Chelsea-Fans sangen minu­ten­lang meinen Song: André Schürrle, düp­düp­düdüp, André Schürrle düp­düp­düdüp!“ Als ich im August mein erstes Spiel für Fulham im Craven Cot­tage machte, über­nahmen die Fans den Song sofort. Schon nach den ersten gelun­genen Aktionen, einem Dribb­ling, einem Abschluss, einer vor­be­rei­teten Chance sangen sie das Lied. Ein phan­tas­ti­scher Start.

Für Sie läuft es in der Pre­mier League gut, in der Hin­runde erzielten Sie schon fünf Tore. Doch ihr Team steckt im Abstiegs­kampf. Müssen Sie sich mit schlechtem Gewissen freuen?
Nein. Weil ich spüre, dass unsere Leis­tung trotz der bisher mauen Resul­tate wert­ge­schätzt wird. Ich spiele befreiter, habe meine Aktionen, meine Schüsse, meine Tore. Das erkennen die Leute an – und daraus ziehe ich eine Form von innerer Sicher­heit.

Thomas Brdaric hat mal gesagt, er würde lieber 4:4 spielen und dabei vier Tore schießen, als ohne ein eigenes Tor 1:0 zu gewinnen. Danach galt er als schwer ver­mit­tel­barer Egoist. Aber, Hand aufs Herz: Denkt nicht klamm­heim­lich jeder Stürmer so?
Schwie­rige Frage. Was ich sagen kann: Ein eigenes Tor macht eine Nie­der­lage erträg­li­cher. Das wird auch kein Fuß­baller ver­neinen, wenn er ganz ehr­lich ist. Wir sind Mann­schafts­sportler und am Ende bringen dir gute indi­vi­du­elle Leis­tungen nichts, wenn du als Team auf die Mütze bekommst. Aber wenn du 1:2 ver­lierst und dabei das Tor gemacht hast, liegst du abends viel­leicht nicht ganz so lange wach. Spiele, die wir ohne Tor von mir gewinnen, sind mir den­noch lieber als Nie­der­lagen oder Unent­schieden mit eigenem Tor.

Bevor Sie zum VfL Wolfs­burg gewech­selt sind, haben Sie sich auf einem Blatt mög­liche Auf­stel­lungen notiert und Ihre eigene Rolle darin jeweils akri­bisch genau geplant. Lief das vor dem Wechsel nach Fulham ähn­lich?
Nein, über­haupt nicht. Ich habe mir zwar den Kader und Sequenzen aus der ver­gan­genen Saison ange­schaut. Aber nur, weil ich die zweite eng­li­sche Liga nicht ver­folgt hatte und dem­entspre­chend ahnungslos war. Doch ins Detail bin ich ganz bewusst nicht gegangen. Es kommt sowieso immer anders, als man es sich auf dem Papier aus­malt. Das erste Jahr in Wolfs­burg war zum Bei­spiel extrem schwierig für mich und von den Sachen, die ich mir notiert hatte, ist genau gar nichts ein­ge­troffen. Bei dem Wechsel nach Fulham wollte ich des­halb auf mein Gefühl hören, nicht nur auf den Kopf.

Weil Sie mit Kopf­ent­schei­dungen in der Ver­gan­gen­heit dane­ben­ge­griffen hatten?
Es gab zumin­dest Ent­schei­dungen, bei denen ver­meint­lich logi­sche Über­le­gungen eine grö­ßere Rolle spielten als das Bauch­ge­fühl. Zum Bei­spiel der Wechsel nach Dort­mund. Ich hatte zwar auch große Lust auf den Klub, auf das Sta­dion und die Atmo­sphäre. Trotzdem fiel mir die Ent­schei­dung schwer, weil ich in Wolfs­burg gerade erst in Form gekommen war. In der Rück­runde hatte ich neun Tore erzielt, ich fühlte mich end­lich richtig ange­kommen. Und ich bin mir sicher: Das wäre in der nächsten Saison so wei­ter­ge­gangen. Doch dann kam der Anruf von Thomas Tuchel.