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Manuel Schäffler, was ist für Sie ein schönes Tor?
Zlatan Ibra­hi­mo­vics Fall­rück­zieher aus 40 Metern gegen Eng­land
. Da passte ein­fach alles, die Länge, die Höhe, der Ball kam genau zum rich­tigen Zeit­punkt runter. Schon die Idee, den Ball nicht anzu­nehmen und einen Konter zu spielen, son­dern den Ball aus dieser Situa­tion per Fall­rück­zieher aufs Tor zu schießen, zeugte von so viel Wahn­sinn und Selbst­be­wusst­sein. So etwas macht man nicht ein­fach so. So etwas macht man, wenn man fühlt, dass der Ball tat­säch­lich rein­gehen könnte.

Es war aber nur ein Tor in einem Freund­schafts­spiel.

Das stimmt, und daher ist es viel­leicht anders zu bewerten als ein Tor in der letzten Minute eines wich­tigen Pokal­spiels. Trotzdem: Zlatan schoss das Tor für seine Natio­nal­mann­schaft gegen einen großen Gegner. Das Tor ist voll­kommen zu Recht um die Welt gegangen.

Wel­ches Tor von Ihnen war beson­ders schön?

Mein Treffer vor zwei Wochen gegen den HSV.

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Schäffler traf zweimal gegen den HSV: einmal per Elf­meter und einmal mit einem gefühl­vollen Lupfer (ab 2:25 min.) Video von Studio 26, dem offi­zi­ellen Youtune-Kanal von Wehen Wies­baden.

Es könnte in der Sport­schau sogar das Tor des Monats“ werden. Haben Sie die Reak­tionen des Publi­kums ver­misst?
Sie meinen das Staunen auf den Rängen? Den Was-war-das-denn-Moment? Das wäre noch mal ein grö­ßerer emo­tio­naler Effekt gewesen. Aber eigent­lich war ich nur glück­lich, dass der Ball exakt so flog, wie ich es wollte.

Hätten Sie den Ball ähn­lich locker über Ham­burgs Tor­wart gechippt, wenn 40.000 Zuschauer im Sta­dion gewesen wären?

Ich denke nicht dar­über nach, ob Publikum da ist oder nicht, son­dern han­dele sehr intuitiv. Ich habe mal ein Tor gegen Chem­nitz in der letzten Minute geschossen, danach wusste ich selber nicht so recht, wie ich den rein­ge­macht habe.

Der ehe­ma­lige Bun­des­li­ga­stürmer Thomas Brdaric sagte mal, dass er lieber 4:4 spiele und dabei alle Tore schieße, als 1:0 ohne eigenen Treffer zu gewinnen. Ego­is­tisch oder nach­voll­ziehbar?

Ich ver­stehe, was er meint, denn als Stürmer willst du ein­fach Tore schießen. Aber ich bin Team­player, ich liebe es, Mit­spieler zu haben. Sonst könnte ich ja auch einen Ein­zel­sport wie Tennis aus­üben. Ich würde also immer das 1:0 ohne eigenen Treffer einem Unent­schieden vor­ziehen.

In den ver­gan­genen zwei Jahren haben Sie mit Wehen Wies­baden um den Auf­stieg in die Zweite Liga gespielt, dieses Jahr kämpft Ihre Mann­schaft gegen den Abstieg. Was ist der Unter­schied für einen Stürmer?

Anfangs mussten wir uns als Mann­schaft erst mal in der Zweiten Liga akkli­ma­ti­sieren. Ehe wir uns ver­sahen, standen wir ganz unten, von den ersten sieben Spielen haben wir sechs ver­loren. Als Stürmer hast du da natür­lich weniger Chancen, du musst die zwei, drei Gele­gen­heiten pro Spiel nutzen. In den letzten zwei Spielen gegen den HSV und Dresden hatten wir aller­dings Chancen im Über­fluss. Des­wegen bin ich auch opti­mis­tisch, dass wir die Klasse halten.

Ihre Kar­riere nahm so richtig erst 2017 mit Ihrem Wechsel zu Wehen Wies­baden auf, für die Sie bis­lang 79 Tore in 148 Spielen geschossen haben. Aktuell führen Sie mit 18 Toren die Zweit­li­ga­tor­jä­ger­liste an. Sie sind aller­dings schon 31 Jahre alt. Haben Sie zu spät Ihre Qua­li­täten gefunden?

Ich habe in Kiel einen Moment gehabt, da dachte ich: Das kann’s alles nicht sein. Ich war nicht zufrieden mit der bis­he­rigen Kar­riere. Damals war es beson­ders blöd, weil ich kaum zum Ein­satz kam. Mein Spiel passte nicht zum System unseres Trai­ners (Karsten Neitzel, d. Red.), und weil ich meine Mei­nung immer gera­deaus sage, sind wir ein paar Mal anein­an­der­ge­raten. Aber irgend­wann habe ich mich hin­ge­setzt und richtig hart an meiner Physis und Ath­letik gear­beitet. Ich wollte dem Trainer zeigen, dass er mir jede Auf­gabe geben kann, ich werde sie annehmen. Ich habe zwar auch danach nur wenig gespielt, aber ich war super in Form. Und in Wies­baden hat sich das dann bestä­tigt.

Ich habe die Fehler oft bei anderen gesucht, aber nicht bei mir.“

Manuel Schäffler über seine frühen Profijahre

Sie haben in einem Inter­view mit der FAZ mal gesagt: Ich war nicht ange­nehm in jungen Jahren.“ Was meinen Sie damit?
Ich habe die Fehler oft bei anderen gesucht, aber nicht bei mir.

Haben Sie sich bis Ende 20 also selbst im Weg gestanden?

Ich hätte einen Mentor gebraucht, jemanden, der mich etwas führt.

Gab es die bei Ihrem ersten Verein 1860 Mün­chen nicht?

Bern­hard Winkler (Schäff­lers Trainer bei der zweiten Mann­schaft von 1860, d. Red.) war wichtig. Das war einer, zu dem ich auf­ge­schaut und von dem ich mir einiges abge­guckt habe. Als ich zur ersten Mann­schaft von 1860 stieß, war da auch Gregg Ber­halter, der war Mitte 30 und hat ver­sucht, Nach­wuchs­spieler wie mich zu inte­grieren. Aber er war auch schnell wieder weg.

Sind Sie eigent­lich ein Sechz’ger?

Ich bin Mün­chener, und eines Tages möchte ich mit meiner Familie auch zurück in die Stadt. Ich bin 1860 unglaub­lich dankbar, wenn Sie das meinen. Ich schaue immer, was der Verein macht, immerhin bin ich bei Sechzig Profi geworden und habe zehn Jahre dort gespielt. Ich habe sogar Zivil­dienst in der Jugend­ab­tei­lung von 1860 absol­viert. Meine Haupt­auf­gabe im Internat war es, Nach­wuchs­spieler wie Moritz Leitner mor­gens zu wecken und zur Schule zu schi­cken.

Wer hat gerne mal ver­schlafen?

Das kam nicht vor, darauf habe ich sehr geachtet. Ich selbst hatte immer eine gute Dis­zi­plin, nur einmal habe ich in meinem Leben ver­schlafen, und auch nur eine halbe Stunde. Das war nach der Auf­stiegs­feier im Mai 2019.

Woher kommt diese Dis­zi­plin?

Viel­leicht aus meiner eigenen Inter­nats­zeit. Damals war mein Tag extrem getaktet: 6 Uhr auf­stehen, 7 Uhr zur Schule, 8 bis 13 Uhr Schule, danach war ich in Mün­chen bei der Familie eines Mit­schü­lers und habe dort meine Haus­auf­gaben gemacht, um 19 Uhr war Trai­ning, und um 23 Uhr war ich zuhause. Es war kaum Zeit für andere Dinge.