Er war einst der wichtigste Mann im bayrischen Mittelfeld, jetzt verlässt Javi Martinez den FC Bayern München. Höchste Zeit für eine Liebeserklärung an den Basken mit dem Colgatelächeln im Gesicht und dem Zauber im Fuß.
Aus zwanzig Metern Entfernung den zwei Sekunden später erst gespielten Pass des Gegners erkennen, ihn eingegrätscht abfangen, noch auf dem Boden die neue Spielsituation analysieren, im Aufstehen den Ball festmachen und ihn anschließend ebenso kalkuliert wie risikoreich dem eigenen Flügelstürmer servieren. Vom Mittelkreis zur Strafraumkante. So formvollendet, so ideal abgestimmt, scheinbar in einer einzigen fließenden Bewegung, kannst du das nur im Zentrum, auf der Acht oder besser noch auf der Sechs.
Jupp sei Dank
Und wenn du dich zum dritten Mal mit dem gewonnenen Ball am Fuß um die eigene Achse drehen musst, weil deine eigentlich so kongenialen Mitspieler mit deiner Genialität eben mal nicht mithalten können, bleibst du ruhig.
Javi, du sagst ja selber über dich, es sei egal, auf welcher Position du spieltest. Und ja, natürlich, du bist auch als Innenverteidiger grandios. Deine Zweikampfführung fehlerfrei, deine Grätschen wohlgetimt und auch der Spielaufbau aus der letzten Reihe geht dir leicht wie ein trockener Txakoli vom Fuß. In Liverpool durftest du Gott sei Dank trotzdem im Mittelfeld ran. Dort, wo du die Herzen wortwörtlich im Flug eroberst.
Im Grätschenflug nämlich. Javi, du bist die menschgewordene Kombination aus englischer Härte und Joga bonito, der baskische Busquets, der moderne Socrates. Was er in der Hacke hatte, hast du im Kopf. Dir fehlt nur noch der Doktortitel.
Eins noch, Javi.
Aber wenn ich so drüber nachdenke, dürfte das für dich alten Tausendsassa auch kein Problem sein. Nicht umsonst warst du nach dem Gewinn der Klubweltmeisterschaft 2013 auch Deutscher Meister, DFB-Pokal-Sieger, Champions-League-Sieger, UEFA-Super-Cup-Sieger, Klub-Weltmeister, Europameister und Weltmeister. Gleichzeitig.
Javi, ich muss dir etwas beichten. Wenn ich manchmal nachts nicht schlafen kann, dann schaue ich mir deinen Fallrückzieher von 2012 gegen Hannover an, dein erstes Bundesligator, und stelle mir vor, du würdest mir mit dem Innenrist über das Haar streichen, wie du es immer bei punktgenauen 40-Meter-Pässen tust. Wenn ich dann eingeschlafen bin, tauchst du so urplötzlich in meinen Träumen auf, wie sonst nur auf dem rechten Flügel.
Lieber Javi, eins noch. Ich glaube, ich bin verliebt.