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Lieber Javi,

ich darf doch Javi sagen, oder? Schließ­lich kennen wir uns schon seit deinen Zeiten bei Ath­letic Bilbao. Damals, als du als 18-Jäh­riger, ohne Erst­li­ga­ein­satz, dafür mit viel grüner Farbe hinter den Ohren zurück in deine Heimat kamst. Damals, als auf Laola1​.tv deine 1,90 Meter zum ersten Mal so sanft über den Platz schwebten, wie der bas­ki­sche Izarra meine Kehle hin­ab­rinnt.

Als du 2006 – einem jungen Fer­nando Hierro gleich – beide Tore beim 2:0 über Depor erziel­test. Als du 2009 trotz beharr­li­chen Wer­bens aus Liver­pool in Bilbao bliebst, obwohl du von Steven Ger­rard so viel hät­test lernen können. Als du im Früh­jahr 2012 inner­halb weniger Wochen erst das Europa-League-Finale gegen Atlé­tico und dann das End­spiel der Copa del Rey gegen Barça ver­loren geben muss­test. Als du nach dem Königs­pokal-Finale als erster die Treppen zur Medail­len­ver­lei­hung empor­stiegst und dir gefühlt zum ersten Mal kein strah­lendes Col­ga­te­lä­cheln im Gesicht stand.

Wenn du spielst, Mann, dann spielst du richtig

Javi, seien wir doch mal ehr­lich. Als du dar­aufhin im Sommer in die Bun­des­liga kamst, der Liga­krösus dich mit 40 Mil­lionen Ablöse auf expli­ziten Wunsch Don Jupps zum (damals) teu­ersten Transfer im deut­schen Fuß­ball machte und die selbst­er­nannten Experten nach fünf Weiß­bier im Dop­pel­pass murrten, wie viel Geld das sei, hatten die wenigsten damit gerechnet, dass du rund neun Jahre später 163 Bun­des­li­ga­spiele für die großen Bayern gemacht haben wür­dest.

Ich auch nicht. Gott­ver­dammt, ich als aller­letzter! NUR 163 Spiele in fast neun Spiel­zeiten. Das ist deiner ein­fach nicht würdig. Doch mehr war nicht drin. So oft habe ich mir Sorgen um dich gemacht, wenn du schon wieder ein Spiel ver­pass­test. Über 100 Mal muss­test du ver­letzt zusehen. Aber wenn du spielst, Mann, dann spielst du richtig. Richtig gut.

Wie Amors Pfeil trifft mich jedes deiner unhalt­baren Kopf­ball­tore, mit denen du einen Angriff abschließt, den du selber aus den Tiefen der eigenen Hälfte mit einem dieser so über­legten, öff­nenden, so genau plat­zierten Pässe ein­ge­leitet hast, mitten ins Herz. Wie an Hal­lo­ween, als du blu­tendes Kopf­bal­lun­ge­heuer Celtic Glasgow aus der Cham­pions League geke­gelt hast. 

Aus­ge­rechnet Pep Guar­diola!

Wenn du dich von deiner Posi­tion im defen­siven Mit­tel­feld löst und mit deinen Sie­ben­mei­len­beinen in Rich­tung gegen­über­lie­gendes Tor läufst, wird den geg­ne­ri­schen Abwehr­reihen regel­mäßig mulmig. Ich hin­gegen habe Schmet­ter­linge im Bauch. 

Aber aus­ge­rechnet Pep Guar­diola, der womög­lich größte, defi­nitiv aber beses­senste Tak­tiker des modernen Fuß­balls, der seine Spieler immer ver­bes­sern möchte, machte dich schlechter. Oder besser gesagt: zum Innen­ver­tei­diger. Und beraubte dich zumin­dest teil­weise deiner größten Stärke: der Anti­zi­pa­tion.