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Rein­hold Yabo, Sie waren Kapitän des U17-Natio­nal­teams, das 2009 den EM-Titel holen konnte und galten als außer­ge­wöhn­li­ches Talent. Europas Top-Klubs buhlten um Sie. Heute spielen Sie in der zweiten Liga beim Karls­ruher SC. Sind Sie ent­täuscht von ihrem Kar­rie­re­ver­lauf?
Natür­lich hatte ich mir nach der U17-EM einen anderen Weg erhofft. 2010 unter­schrieb ich beim 1. FC Köln meinen ersten Profi-Ver­trag und hoffte, schnellst­mög­lich den Durch­bruch zu schaffen. Eigent­lich wäre ich gerne bei meinem Her­zens­klub Profi geworden. Aber das hat leider nicht geklappt.

Warum war das so? Haben Sie die Aner­ken­nung in ihrer Anfangs­zeit in Köln viel­leicht zu sehr genossen?
Nein, das nicht. Aber die Ver­su­chungen waren da. Wenn ich zum Bei­spiel in der Stadt unter­wegs war und die Leute riefen von überall Ray“ oder Yabo“, hat mir das geschmei­chelt. Ich habe mich schon cool gefühlt.

Frank Schaefer hat Ihnen 2010 vier Bun­des­liga-Ein­sätze für den FC ermög­licht, seine Nach­folger Volker Finke und Holger Sta­nis­lawski haben Sie aus­sor­tiert. Ärgern Sie sich heute über den Klub und die Trainer?
Es wäre gelogen, zu sagen, dass ich damals nicht traurig gewesen war. Für mich war es eine neue Erfah­rung, dass es auf einmal nicht mehr läuft wie gedacht. Ich bin Frank Schaefer für sein Ver­trauen dankbar, bei Finke und Sta­nis­lawski sehe ich das anders.

Was meinen Sie genau?
Da will ich gar nicht kon­kret werden. Jeder Trainer arbeitet halt mit seinen Spie­lern zusammen. Das ist auch in Ord­nung.

2011 wech­selten Sie den Verein, wurden vom 1.FC Köln an Ale­mannia Aachen aus­ge­liehen. War der Schritt zu einem klei­neren Verein ein Vor­teil?
Für mich war das gut. In Köln hat man so eine unglaub­liche Medi­en­prä­senz, das hat uns Spieler beein­flusst. In Aachen konnte ich mich hin­gegen in Ruhe auf den Sport kon­zen­trieren. Ohne Medi­en­trubel. Leider habe ich mich dann ver­letzt und musste schon im Sommer zum 1. FC Köln zurück. Doch da hat es ein­fach nicht mehr gepasst. Ich hatte keine Per­spek­tive mehr.

Haben Sie in dieser Phase daran gedacht, dass das mit dem Fuß­ball nichts mehr werden könnte?
Natür­lich habe ich mich, als es sport­lich schlechter lief, gefragt: Packe ich das noch?“ Ich habe auch über­legt, ob ich umsat­teln oder mir ein zweites Stand­bein auf­bauen soll. Meinen Traum, Fuß­ball-Profi zu werden, wollte ich aber nicht so ein­fach los­lassen. Mich hat diese schwere Phase reifen lassen.

Kann man als Spieler in der Krise die Bericht­erstat­tung über sich igno­rieren?
Ich bin nicht der Typ, der täg­lich seinen Namen goo­gelt. Natür­lich bekomme ich aber von meinen Jungs mit, was läuft. In Aachen habe ich bei einem Mit­spieler die Erfah­rung gemacht, dass das auch nach hinten los­gehen kann. Er hat täg­lich geschaut, was die Leute über ihn schreiben, wie die Noten beim Kicker sind oder was bei trans​fer​markt​.de steht. Das hat ihn so fertig gemacht, dass ich heute denke: Damit ver­giftet man sich selber.

Sie selber wirken trotz ihrer 22 Jahre sehr boden­ständig. Würden Sie nach­fol­genden Profi-Gene­ra­tion zu etwas mehr Demut raten?
Auf jeden Fall. Viele werden von heute auf morgen zum Star, bekommen neue Ver­träge oder ver­dienen plötz­lich viel Geld. Du denkst, die ganze Welt gehört Dir. Der Ein­stieg in den Profi-Fuß­ball kann den Cha­rakter junger Spieler grund­le­gend ver­än­dern. Ich habe gelernt, dass es im Leben noch viel mehr gibt, zum Bei­spiel Bezie­hungen, Respekt, Moral, Anstand. Das sind Werte, die mir heute sehr wichtig sind.

Beim Blick auf den EM-Kader von 2009 fällt auf, dass nur Marc-André ter Stegen, Bernd Leno und Mario Götze gestan­dene Bun­des­liga-Spieler geworden sind. Sind viele Talente ein­fach über­for­dert?
Ich hätte damals nicht gedacht, dass die Kluft zwi­schen Junioren- und Pro­fi­be­reich so riesig ist. Es gibt viele Fak­toren, die da mit ein­spielen.

Welche sind das?
Das nötige Quänt­chen Glück, der rich­tige Trainer, die Top-Leis­tung im rich­tigen Moment. Manchmal ver­letzt sich auch ein gestan­dener Spieler auf der glei­chen Posi­tion. Dann muss man da sein.

Ter Stegen und Götze haben 2009 mit ihnen die Fritz-Walter-Medaille für den besten Nach­wuchs­spieler in der U17 gewonnen. Schaut man da heute nei­disch auf?
Der Ver­gleich liegt natür­lich nah, aber nei­disch bin ich nicht. Ich habe beim KSC alles, was ich brauche. Ich spiele regel­mäßig, habe einen Trainer, der auf mich setzt und eine tolle Mann­schaft. Aber man muss natür­lich Ziele haben. Ich habe nicht den Anspruch, ewig in der zweiten Liga zu spielen.

Erfüllt sich der Traum von der Bun­des­liga viel­leicht schon in der kom­menden Saison beim KSC?
(Lacht) Das haben wir hier schon so oft the­ma­ti­siert. Wir haben uns von diesem Druck gelöst, wollen guten Fuß­ball spielen und wenn es geht, jedes Spiel gewinnen. Das klingt nach einer Floskel, ist aber so. Wir haben als Auf­steiger gar keinen Druck. Wenn wir auf­steigen, wäre es das wirk­lich der Hammer, wenn nicht ist es auch okay. Ich habe gelernt, dass man als Profi vor allem Geduld haben muss.