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Herr Gilks, es muss hart sein, als FC Liver­pool-Fan in Kempten zu leben. Immerhin sind es über 1300 Kilo­meter bis zur Anfield Road.

Oh, das geht schon. Ich fliege mit meinen Freunden vom Kemp­tener Fan­club regel­mäßig nach Liver­pool. In dieser Saison war ich schon achtmal an der Anfield Road. Zuletzt Ende März. Wir haben Arsenal 4:1 geschlagen. Ein phan­tas­ti­sches Spiel.

Was kostet der Spaß?

Mit 250 bis 300 Euro muss man schon rechnen – ohne Zeche. Aber das ist die Sache wert. Bis jetzt war jeder vom Fan­club, der mit mir auf die Insel geflogen ist, total begeis­tert.

Waren Sie schon immer Liver­pool-Fan?

Ehr­lich gesagt nicht. Ich bin in Wales auf­ge­wachsen und kam mit 20 Jahren nach Liver­pool. Bis dahin spielte ich Rugby. Aber Liver­pool ist eine absolut fuß­ball­ver­rückte Stadt. Da musst du ins Fuß­ball­sta­dion gehen. Die Frage ist nur: bist du ein Roter oder ein Blauer? Rot steht für den FC Liver­pool und Blau für den FC Everton, den zweiten Pre­mier-League-Club in Liver­pool. Ich habe mich für Rot ent­schieden. Der FC Liver­pool hat damals in den 70er Jahren so ziem­lich alles gewonnen.

Was ist das Beson­dere am FC Liver­pool?

Die Atmo­sphäre im Sta­dion an der Anfield Road ist ein­zig­artig. Da feuert jeder, aber auch wirk­lich jeder seine Mann­schaft an. Ich behaupte, so etwas gibt es in keinem anderen Sta­dion der Welt. Unter der Woche treffen sich die Hard­core-Fans in den Kneipen, um ihre Gesänge fürs Wochen­ende zu üben.

Im Sommer soll mit dem Bau eines neuen Sta­dions begonnen werden. Muss das wirk­lich sein?

So schön es an der Anfield Road war, freue ich mich auf das neue Sta­dion, das größer sein wird. Wir werden die Atmo­sphäre von der Anfield Road ein­fach in die neue Arena mit­nehmen.

Wie war das, als Sie als Liver­pool-Fan nach Deutsch­land kamen?

Das liegt 27 Jahre zurück. Anfang der 80er Jahre war es schwierig, von Kempten aus die Pre­mier League zu ver­folgen. In den Zei­tungen fand man fast nichts über den FC Liver­pool, und im Fern­sehen wurde auch wenig über den eng­li­schen Fuß­ball berichtet. Das ist inzwi­schen Gott sei Dank anders.

Und wie kam es zur Grün­dung des FC Liver­pool-Fan­clubs Kempten?

Ich habe ein paar Eng­länder kennen gelernt. Das war im Sham­rock, einem Irishpub, das es heute nicht mehr gibt. Wir stellten fest, dass wir alle FC Liver­pool-Fans sind. Also grün­deten wir einen Fan­club. Inzwi­schen haben wir über 100 Mit­glieder – die meisten davon sind Deut­sche. Soweit ich weiß, ist unser Club der ein­zige offi­zi­elle FC Liver­pool-Fan­club in Deutsch­land.

Was war Ihr schönstes Erlebnis mit den Reds?

Das Cham­pions-League-Finale 2005 in Istanbul, als wir 0:3 hinten lagen und dann im Elf­me­ter­schießen noch gewannen. Ich war mit meinem Freund Dave im Sta­dion. Allein schon wie wir an die Karte gekommen sind, war klasse. Wir hatten es zuerst über Ebay ver­sucht. Aber da gab es nur Tickets für 400 bis 500 Euro. Das war uns doch zu teuer. Und dann mel­dete sich eines Tages ein FC Chelsea-Fan bei uns. Der hatte schon viele Wochen vor dem Finale Karten geor­dert, weil er dachte, Chelsea kommt ins End­spiel. Aber dann hat Liver­pool im Halb­fi­nale Chelsea raus­ge­worfen.

Umso unge­wöhn­li­cher das Angebot…

Der Mann war absolut fair. Hut ab. Es han­delte sich um einen Eng­länder, der in Deutsch­land lebte und übers Internet auf unseren Club gestoßen war. Er gab uns die Karten zum glei­chen Preis, zu dem er sie gekauft hatte. Wir wollten ihn später mal zu einem Spiel gegen Chelsea in Liver­pool ein­laden. Aber das hat bei ihm zeit­lich nicht geklappt. Und jetzt spielen wir im Cham­pions-League-Halb­fi­nale wieder gegen­ein­ander.

Sie im Rück­spiel im Sta­dion an der Anfield Road?

Leider nein. Es gibt nur Tickets für die Fans, die bei den Cham­pions-League-Spielen vorher schon im Sta­dion waren. Ich werde mir die Spiele mit meinen Kemp­tener Freunden im Fern­sehen anschauen.

Was halten Sie von Michael Bal­lack und dem FC Chelsea?

Ich gebe Bal­lack noch eine Saison in London, mehr nicht. Der FC Chelsea ist ein Verein ohne Tra­di­tion, ein Empor­kömm­ling. Der große Rivale vom FC Liver­pool ist nicht Chelsea, son­dern Man­chester United.

Im Finale könnte es zu einem Auf­ein­an­der­treffen mit dem Erz­ri­valen kommen. Wie wäre das?

Nicht so toll. Mir wäre der AC Milan und eine Wie­der­ho­lung des Finales von 2005 lieber. Aber davon sind wir noch weit ent­fernt. Der FC Chelsea ist ein harter Bro­cken.