Der Rapper Montez steht mit seinem Song „Auf & Ab“ seit acht Monaten in den deutschen Charts. Hoch und runter geht es seit jeher auch für seinen Herzensklub: Arminia Bielefeld. Ein Gespräch über die besten und schlimmsten Stunden des Fandaseins – und die erstaunlich ähnliche Entwicklung von Künstler und Verein.
Kurz zurück zu Fabian Klos. Was macht das mit Dir, dass er nächste Saison nicht mehr für Arminia spielt?
Es war klar, dass er nicht für immer bei uns bleiben kann. Und trotzdem tut es weh. Aber der Mann hat nichts als Respekt verdient. Eine absolute Bielefelder Legende, unser Rekordtorschütze. Ich bin ihm unfassbar dankbar für das, was er für den Klub geleistet hat. Was ich besonders beeindruckend fand: Bei all den Trainerwechseln der letzten Jahre musste er sich wieder und wieder aufs Neue beweisen. Zeitweise wurde ihm auch die Kapitänsbinde abgenommen und an Julian Börner oder Manuel Prietl weitergegeben. In diesen Zeiten habe ich ihn so erlebt, dass er sich zurückgenommen und sich über harte Arbeit wieder wichtig gemacht hat. Er wollte wirklich immer nur das Beste für den Verein und hat seine eigenen Bedürfnisse hintangestellt. Ich habe nichts als Hochachtung und Liebe für ihn übrig. Aber eine Sache brauche ich von ihm noch zum Abschluss.
Und zwar?
Ein signiertes Trikot, das er in einem Spiel getragen hat. Ich habe meine Spione schon losgeschickt, denn so viel Zeit bleibt dafür ja nicht mehr. Ich habe beispielsweise schon mit Alessandro Schöpf gequatscht. Wir haben einen gemeinsamen Freund, Heinz Lindner, den Torwart vom FC Basel. Ich habe Heinz geschrieben, dass er Schöpf fragen muss, ob er da irgendwas regeln kann, sonst könne ich nicht mehr schlafen. Ich kenne außerdem ein paar Leute, die bei Arminia arbeiten, die habe ich auch schon genervt. Ich hoffe so sehr, dass ich irgendwie an dieses Trikot komme.
Du selbst galtest Anfang der Zehnerjahre als eines der größten Talente im deutschsprachigen HipHop. Auf den richtig großen Durchbruch musstest Du aber mehr als zehn Jahre warten. Zeitgleich stieg Arminia nach einigen harten Jahren wieder in die Bundesliga auf. Zufall?
Tatsächlich sind die letzten zehn bis zwölf Jahre von Arminia und mir fast parallel verlaufen. Die ganze Zeit ging es auf und ab. Sowohl der Klub als auch ich mussten immer neue Wege finden, Durchhaltevermögen beweisen und Rückschläge wegstecken. Wahrscheinlich ist das in unserer Bielefelder DNA verankert. Aber jetzt stehen wir alle endlich mal richtig gut da. Und als ich mit meinem Song – der ironischerweise auch „Auf & Ab“ heißt – letztes Jahr endlich einen Durchbruch feiern konnte, dachte ich mir: Wow, wie toll ist das! Bei mir läuft’s gerade und parallel dazu steigt auch noch Arminia auf. Was ist das gerade für eine geile Zeit? Das gibt’s doch gar nicht?! Für alles, was während der letzten zehn Jahre so scheiße lief, kam plötzlich so viel Gutes gebündelt zurück. Tja, zumindest bis Corona kam und wir nach dem Aufstieg kaum ins Stadion konnten.
Fehlt eigentlich nur noch, dass die Bielefelder Kurve eine Choreographie mit einer Songzeile von Dir präsentiert. Wie vor einigen Jahren mal mit Casper geschehen. Steht das auf Deiner Bucket List?
Dafür muss ich etwas ausholen: 2014 haben wir das Relegationsrückspiel gegen Darmstadt auf dramatischste Art und Weise zuhause verloren und sind dadurch in die 3. Liga abgestiegen. Das war der schlimmste Tag meines Fanlebens, mit Abstand. Wir haben uns mit einem Auswärtssieg in Dresden noch irgendwie in die Relegation gerettet und dann das Hinspiel in Darmstadt mit 3:1 gewonnen. Da dachte ich: Endlich ist der Fußballgott auf unserer Seite. Aber als Elton da Costa im Rückspiel dieses Fernschusstor zum 4:2 für Darmstadt erzielt hat, ist meine Welt zusammengebrochen. Das war ein Punkt, an dem ich dachte: Ich ertrag’s nicht mehr. Ich kann es nicht mehr. Ich saß nach Abpfiff noch lange zusammengesackt im Stadion und war in den folgenden Woche für nichts zu gebrauchen. Doch irgendwie hat mich die Trauer kreativ gemacht.
Mit welchem Ergebnis?
Ich habe einen Fangesang geschrieben. Müsste ich auch noch irgendwo auf meinem Handy haben. Sekunde, wie ging der noch… (fängt an zu singen) ‚Ich lass dich niemals untergehen. Denn du bleibst unser DSC. Und egal ob wir verlieren, solang das Herz in deinen Spielern, uns trägt, wirst du niemals untergehen.’ Den fand ich richtig geil (lacht). Zu der Zeit hatte ich auch hie und da etwas mit den Ultras zu tun und habe überlegt, ob ich denen das mal vorsinge und ob wir es schaffen, das Lied in der Kurve anzustimmen. Aber letztlich war die Trauer zu groß und ich hatte keine Kraft mehr, mich darum zu kümmern. Ein Lied, einen Gesang zu schreiben, der sich in der Kurve etabliert – das würde mir am meisten bedeuten.