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Seite 2: „In diesem Moment haben wir das Spiel verloren"

Als die Tür ihrer Kabine auf­ging, die Jungs in Weiß her­aus­kamen und die Treppe hin­un­ter­gingen, ist Valdano oben ste­hen­ge­blieben, hat seine Arme aus­ge­breitet und etwas auf Spa­nisch gerufen. Dann schrie die ganze Mann­schaft los, einige haben auch durch das Gitter gespuckt und mit den Händen dagegen geschlagen. Wir sind kom­plett nach rechts an die Wand zurück­ge­wi­chen, weil wir darauf nun über­haupt nicht vor­be­reitet waren. Wir haben uns so erschreckt, dass ich behaupten würde: In diesem Moment haben wir das Spiel ver­loren.

Kurz vor der Halb­zeit stand es 2:0 für Real, und Jupp Heyn­ckes sagte mir, dass ich nach der Pause rein­kommen würde und mich schon mal warm machen sollte. Als ich am Sei­ten­rand vor den Zuschauern her­um­ge­laufen bin, haben sie mich durch den Zaun beschimpft und bespuckt. Wir haben uns trotz dieser Feind­se­lig­keit zwar weiter zu wehren ver­sucht, haben aber eine Vier­tel­stunde vor Schluss das dritte Gegentor kas­siert. In der 89. Minute hat San­til­lana dann das 4:0 geschossen, wodurch wir aus­ge­schieden sind. Aber wie gesagt: Ver­loren hatten wir eigent­lich schon, bevor wir auf den Platz gekommen waren. Ich glaube übri­gens, dass dieses Aus­scheiden letzt­lich auch dazu geführt hat, dass Jupp Heyn­ckes andert­halb Jahre später zu den Bayern gewech­selt ist. Ich habe nie mit ihm dar­über gespro­chen, aber ver­mut­lich ist ihm in Madrid klar­ge­worden, dass er zu einem anderen Verein muss, wenn er Titel gewinnen will.

Ein Geschenk von But­ra­gueño

Damit ist die Geschichte aber noch nicht vorbei. Denn viele Jahre später, als ich Manager bei Borussia Mön­chen­glad­bach war, bin ich nach Madrid gefahren, um mir anzu­schauen, was Real in der Nach­wuchs­ar­beit macht. An jenem Tag hat mich Emilio But­ra­gueño her­um­ge­führt und mir vieles gezeigt. Im Laufe dieses Tref­fens habe ich ihm erzählt, dass wir auch schon mal gegen­ein­ander gespielt hätten. Er hat gefragt: Wann war denn das?“ Und als ich es ihm erzählt habe, hat er mich aus seinem Büro geführt und mir ein rie­sen­großes Foto gezeigt, das in der Geschäfts­stelle von Real Madrid ganz pro­mi­nent auf­ge­hängt war. Darauf sah man einen Haufen Spieler in weißen Tri­kots, die sich jubelnd über­ein­ander geworfen hatten. Geschossen worden war es nach dem vierten Tor gegen uns. Offen­sicht­lich hatte dieses Tor auch für Real Madrid eine beson­dere Bedeu­tung, weil selbst ein 5:1‑Sieg nicht gereicht hatte, diesen großen Klub aus dem Euro­pa­pokal zu werfen.

Dann sind wir zurück in sein Zimmer und er bat mich, einen Moment zu warten. Als er wieder zurückkam, hatte er die Mann­schafts­auf­stel­lung von diesem Spiel ein­ge­rahmt mit­ge­bracht und sie mir geschenkt. Ehr­li­cher­weise muss ich aber gestehen, dass ich sie nie auf­ge­hängt, son­dern bloß in den Keller gelegt habe. Aber jetzt hole ich sie nach oben, damit es mit dieser Geschichte mal gut ist.

Chris­tian Hoch­stätter

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lief zwi­schen 1982 und 1998 339 Mal für Borussia Mön­chen­glad­bach auf. Im Anschluss an seine aktive Kar­riere war er für sechs Jahre Sport­di­rektor bei der Borussia.

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