Wenn Borussia Mönchengladbach heute Abend auf Real Madrid trifft, werden unweigerlich Erinnerungen an das UEFA-Cup-Achtelfinale 1985 wach. Hier erinnert sich Christian Hochstätter an furchteinflößende Real-Spieler, eine Niederlage mit langen Nachwehen und ein ganz besonderes Geschenk von Emilio Butragueño.
Als die Tür ihrer Kabine aufging, die Jungs in Weiß herauskamen und die Treppe hinuntergingen, ist Valdano oben stehengeblieben, hat seine Arme ausgebreitet und etwas auf Spanisch gerufen. Dann schrie die ganze Mannschaft los, einige haben auch durch das Gitter gespuckt und mit den Händen dagegen geschlagen. Wir sind komplett nach rechts an die Wand zurückgewichen, weil wir darauf nun überhaupt nicht vorbereitet waren. Wir haben uns so erschreckt, dass ich behaupten würde: In diesem Moment haben wir das Spiel verloren.
Kurz vor der Halbzeit stand es 2:0 für Real, und Jupp Heynckes sagte mir, dass ich nach der Pause reinkommen würde und mich schon mal warm machen sollte. Als ich am Seitenrand vor den Zuschauern herumgelaufen bin, haben sie mich durch den Zaun beschimpft und bespuckt. Wir haben uns trotz dieser Feindseligkeit zwar weiter zu wehren versucht, haben aber eine Viertelstunde vor Schluss das dritte Gegentor kassiert. In der 89. Minute hat Santillana dann das 4:0 geschossen, wodurch wir ausgeschieden sind. Aber wie gesagt: Verloren hatten wir eigentlich schon, bevor wir auf den Platz gekommen waren. Ich glaube übrigens, dass dieses Ausscheiden letztlich auch dazu geführt hat, dass Jupp Heynckes anderthalb Jahre später zu den Bayern gewechselt ist. Ich habe nie mit ihm darüber gesprochen, aber vermutlich ist ihm in Madrid klargeworden, dass er zu einem anderen Verein muss, wenn er Titel gewinnen will.
Damit ist die Geschichte aber noch nicht vorbei. Denn viele Jahre später, als ich Manager bei Borussia Mönchengladbach war, bin ich nach Madrid gefahren, um mir anzuschauen, was Real in der Nachwuchsarbeit macht. An jenem Tag hat mich Emilio Butragueño herumgeführt und mir vieles gezeigt. Im Laufe dieses Treffens habe ich ihm erzählt, dass wir auch schon mal gegeneinander gespielt hätten. Er hat gefragt: „Wann war denn das?“ Und als ich es ihm erzählt habe, hat er mich aus seinem Büro geführt und mir ein riesengroßes Foto gezeigt, das in der Geschäftsstelle von Real Madrid ganz prominent aufgehängt war. Darauf sah man einen Haufen Spieler in weißen Trikots, die sich jubelnd übereinander geworfen hatten. Geschossen worden war es nach dem vierten Tor gegen uns. Offensichtlich hatte dieses Tor auch für Real Madrid eine besondere Bedeutung, weil selbst ein 5:1‑Sieg nicht gereicht hatte, diesen großen Klub aus dem Europapokal zu werfen.
Dann sind wir zurück in sein Zimmer und er bat mich, einen Moment zu warten. Als er wieder zurückkam, hatte er die Mannschaftsaufstellung von diesem Spiel eingerahmt mitgebracht und sie mir geschenkt. Ehrlicherweise muss ich aber gestehen, dass ich sie nie aufgehängt, sondern bloß in den Keller gelegt habe. Aber jetzt hole ich sie nach oben, damit es mit dieser Geschichte mal gut ist.
lief zwischen 1982 und 1998 339 Mal für Borussia Mönchengladbach auf. Im Anschluss an seine aktive Karriere war er für sechs Jahre Sportdirektor bei der Borussia.
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