Vor 35 Jahren fuhr schon mal eine Mannschaft von Borussia Mönchengladbach zu Real Madrid. Es wurde ein Desaster, wie sich ein Beteiligter erinnert.
Manchmal sage ich im Scherz: „Wenn es um dieses Spiel geht, das inzwischen schon fast 34 Jahre lang zurückliegt, müsste ich mich eigentlich mal behandeln lassen.“ Denn damit ist eine Geschichte verbunden, die mir seither immer mal wieder einfällt, wenn davon die Rede ist, dass Fußballspiele im Kopf entschieden werden. Wir hatten 1985 das Hinspiel im Achtelfinale des Uefa-Cups in Düsseldorf mit 5:1 gegen Real Madrid gewonnen und dabei großartig gespielt. Aber wir waren gewarnt, weil in der Saison vorher der RSC Anderlecht mit einem 3:0‑Vorsprung ins Bernabeu-Stadion gefahren war und dort mit 1:6 verloren hatte und ausgeschieden war. Zumal das eine extrem gut besetzte Mannschaft von Real Madrid war, in der Hugo Sanchez, Jorge Valdano, Camacho und Emilio Butragueno mitgespielt haben.
Außerdem gab es noch eine andere Vorgeschichte, denn 1976 hatte schon einmal eine Mannschaft von Borussia Mönchengladbach gegen Real Madrid gespielt, sogar im Europapokal der Landesmeister. Damals war sie vom holländischen Schiedsrichter Leonardus van der Kroft verpfiffen worden, der zwei astreine Tore aberkannte, einmal wegen einer vermeintlichen Abseitsstellung und einmal wegen eines vermeintlichen Handspiels. Die Fehlentscheidungen waren so krass, dass eigentlich alle davon ausgegangen sind, dass Real den Schiedsrichter bestochen hatte. Also sind wir quasi in historischer Mission nach Madrid gereist, die Mannschaft von damals zu rächen. Das galt besonders für unseren Trainer, denn Jupp Heynckes war noch als Spieler dabei gewesen.
Nachdem Hochstätter 1982 bis 1998 für Borussia Mönchengladbach spielte, war er dort anschließend sechs Jahre lang Sportdirektor. Später arbeitete der 57-Jährige als Manager bei Hannover 96 und dem VfL Bochum.
Als wir im Bernabeu-Stadion antraten, passten dort noch fast 100.000 Zuschauer hinein, so ein großes und zugleich enges Stadion gab es bei uns in Deutschland nicht. Und was wir auch nicht kannten, war, dass unser Mannschaftsbus auf dem Weg ins Stadion mit Tomaten beworfen wurde. Das hat uns schon mal eingeschüchtert. Wie beeindruckt wir waren, merkte ich, als ich in der Kabine neben Kurt Pinkall.saß.
Er war berühmt als „schnellster Postbote Deutschlands“, weil er sogar zu Beginn seiner Profikarriere noch Post ausgetragen hatte, und sein Markenzeichen war, dass er immer ohne Schienbeinschoner gespielt hat. Doch als wir uns umgezogen haben, sah ich plötzlich, wie Kurt sich Schienbeinschoner unter die Stutzen gesteckt hat, nachdem wir draußen waren und uns den Rasen und das Stadion angeschaut hatten. Also habe ich ihn gefragt: „Was ist denn mit dir los, seit wann trägst du denn Schienbeinschoner?“ Er drehte sich zu mir um und sagte: „Du warst doch auch gerade draußen. Ich bin noch zu jung zum Sterben.“ Da habe ich mir gedacht: Oha, was passiert denn hier?