Yunus Malli gehört inzwischen zu den Führungsspielern in Mainz. Der 23-Jährige erklärt, warum er auf dem Platz trotzdem nicht rumschreit und was diese Saison anders ist als zuletzt.
Yunus Malli, Ihre Mannschaft hat am ersten Spieltag zuhause gegen Aufsteiger Ingolstadt verloren. Wie wirkt sich das auf die Aufbruchstimmung zu Saisonstart aus?
Natürlich ist das nicht der Saisonstart, den wir uns vorgestellt haben. Aber es gilt, das Spiel abzuhaken – am Sonntag geht es weiter, da können wir schon einige Dinge besser machen.
Wie lässt man sich von so einem Rückschlag nicht demotivieren?
Es war jetzt ja auch nur ein Spiel. Wir wären gerne mit drei Punkten gestartet, aber im Profifußball hat man nicht die Zeit, sich ewig den Kopf darüber zu zerbrechen. Man muss vom ersten Training an wieder Gas geben, damit es beim nächsten Spiel eben besser wird.
Hat das Team die Abgänge von Johannes Geis und Shinji Okazaki noch nicht verkraftet?
Es ist mittlerweile normal geworden, dass Leistungsträger den Verein verlassen. Klar waren das zwei sehr gute Spieler, die unser Spiel in den letzten Jahren geprägt haben. Aber so ist das nun einmal. Dafür haben wir gut eingekauft und diese Saison eine gute Truppe.
Sie sind seit 2011 in Mainz und haben letzte Saison eine starke Rückrunde gespielt. Sehen Sie sich nach Ihrer Vertragsverlängerung in einer Führungsrolle und in der jetzigen Situation besonders gefordert?
Stimmt, das ist eine Aufgabe, die ich annehmen will: den Spielern zu helfen, vor allem den neuen. Ich bin zwar niemand, der große Töne spuckt und rumschreit, aber das muss auch nicht sein. Es geht darum, Hilfestellungen zu geben und in meiner Spielweise noch mehr Verantwortung zu übernehmen. Gleichzeitig will ich mich aber selber weiterentwickeln, meine Leistung bringen und konstanter werden.
Andere Fußballprofis bespaßen ihre Fans in der Sommerpause auf Instagram mit Fotos aus dem Luxusurlaub, von Ihnen sind solche Posts nicht zu sehen. Sind Sie privat eher ein ruhiger Typ?
Naja, auch ich mache Strandurlaub im Hotel! Als gläubiger Muslim habe ich mich aber zum Beispiel in der letzten Winterpause dazu entschieden, eine Pilgerreise nach Mekka zu unternehmen. Das gehört zu meiner Religion und das habe ich genossen. Deswegen sehe ich mich aber nicht in einer besonderen Rolle.
Ist so etwas trotzdem eine Erfahrung, die einen als Fußballer weiterbringt?
Das weiß ich nicht. Ich habe das ganz einfach für mich als Privatperson gemacht, für meinen Glauben, für meinen Kopf. Um abzuschalten und die weltlichen Dinge auch einmal zur Seite zu stellen. Das hat mir gut getan und die Rückrunde lief dann ja nicht schlecht. Es war auf jeden Fall eine gute Entscheidung und ich würde es gerne noch einmal machen. Mal gucken, wann es wieder soweit ist.
Welche Rolle nehmen Sie in der Mannschaft ein?
Ich strahle eine gewisse Ruhe aus, die anderen Spielern Sicherheit geben kann. Auch von der Spielweise kann man Verantwortung übernehmen: Indem man immer an den Sieg glaubt, egal bei welchem Spielstand, indem man die Teamkollegen mit der eigenen Spielweise motiviert und zeigt, dass es weitergeht, wenn es schlecht läuft. Mannschaftlich zählt das Gesamtpaket: Wir haben genug Spieler, die auf dem Platz den Ton angeben, etwas reinschreien und ein bisschen lauter werden, wenn es sein muss. Da muss ich das nicht auch noch tun.