Wir bauen unsere Seite für dich um. Klicke hier für mehr Informationen.

Der taz“-Reporter Rob Alef hat einmal über Sie geschrieben: Eigent­lich ist so jemand wie Markus Schroth der typi­sche Abwehr­spieler, groß, wort­karg, Stirn­glatze, kein Jahr­hun­dert­spiel, kein Tor­schüt­zen­könig. Ein­fach immer nur dabei und da, wenn man ihn braucht. Ein Dieter Eilts als Mit­tel­stürmer.“ Würden Sie dem zustimmen?

(lacht) Ja, da ist schon etwas Wahres dran. Ich habe wirk­lich noch kein Jahr­hun­dert­spiel gemacht und Tor­schüt­zen­könig war ich auch noch nicht.

Dieses Graue-Maus-Image stört Sie nicht?

Es gibt eben Spieler, die im Ram­pen­licht stehen. Und solche, die unauf­fällig ihre Arbeit machen. Aber für eine erfolg­reiche Mann­schaft braucht man auch unschein­bare Akteure.

Wird von den Spie­lern heute erwartet, dass sie Gla­mour aus­strahlen?

Ja, beson­ders die Medien wün­schen es sich. Einem Trainer wird das sicher­lich nicht so recht sein, weil für ihn die gesamte Mann­schaft wichtig ist. Wenn viele Spieler im Ram­pen­licht stehen, ver­dirbt es auch das Klima. Aber in der heu­tigen Medi­en­land­schaft sind die meisten Jour­na­listen immer auf der Suche nach neuen, gla­mou­rösen Spie­lern.



Was ist gla­mourös?

Schwer zu sagen: Attraktiv zu sein für ein großes Publikum. Natür­lich auch erfolg­reich. Denn Erfolg hat die größte Anzie­hungs­kraft.

Es ist also egal, wie helle ein Spieler ist. Solange ihm Tore und Tricks gelingen, ist sein Erfolg gesi­chert.

Klar, was du auf dem Platz zeigst, macht dich attraktiv. Das ist natür­lich nicht die ganze Per­sön­lich­keit, aber durch dein Spiel wirst du zum Vor­bild.

Reicht das Ver­halten auf dem Feld also, um ein Vor­bild zu sein?

Nein, das reicht natür­lich nicht. Mir reicht es nicht. Aber für viele Leute ist nur das Sport­liche ent­schei­dend. Die meisten Medien schauen natür­lich erst einmal, wie sich jemand auf dem Platz gibt. Aber min­des­tens genauso wichtig ist, ob er ein span­nendes und skan­da­löses Leben führt.

Glauben Sie, es inter­es­siert die Leute über­haupt, was Schweini im Ver­eins-Whirl­pool mit einem Mäd­chen macht?

Ja, sonst würde es ja nicht geschrieben. Die Leute brau­chen eben auch Gossip, über den sie sich unter­halten können.

Was stört Sie noch an der Fuß­ball-Bericht­erstat­tung?

Es wäre gut, wenn mehr Wert auf das Spiel gelegt würde. Das sport­liche rückt zu oft in den Hin­ter­grund. Und um ein­zelne Situa­tionen, wie eine Rote Karte oder eine ver­ge­bene Chance, wird viel zuviel Theater gemacht. Dadurch werden Spieler auch an den Pranger gestellt. Dabei geht es wäh­rend des Spiels oft so schnell, dass man selbst nicht mit­kriegt, woher der Ball denn jetzt kam. Und im Nach­hinein musst du alles haar­genau beschreiben, obwohl die Jour­na­listen alles schon mit zehn Kame­ra­ein­stel­lungen aus­ge­wertet haben. Eine rein sport­liche Dis­kus­sion gibt es kaum. Die lahme Stan­dard­frage nach dem Spiel ist immer: Wie war’s?“

Wer wurde in Ihren bis­he­rigen Mann­schaften am meisten geschätzt: die Stars oder die ruhigen Arbeiter?

In meinen Mann­schaften waren immer beide Spie­ler­typen eben­bürtig. Man ist natür­lich auch abhängig von Spie­lern, die große indi­vi­du­elle Klasse haben und ein Spiel ent­scheiden können. Aber man braucht auch die anderen Spieler, die sich dis­zi­pli­niert an Vor­gaben halten und darauf achten, dass man auf dem Platz die Ord­nung behält. Das ist die Basis zum Erfolg. Und darauf wird in der Bun­des­liga in den letzten Jahren auch immer mehr Wert gelegt.

Wie erar­beitet man sich Respekt?

Nur über Leis­tung. Man muss das erfüllen, was von einem erwartet wird.

Ihr Trainer Hans Meyer hat über Sie aber gesagt: Durch seine Wesensart ist Markus Schroth unver­zichtbar für die Mann­schaft.“

Ich bin ein­fach nicht der Typ, der im Mit­tel­punkt steht. Aber auf dem Platz über­nehme ich Ver­ant­wor­tung. Auch wenn es nicht läuft, ver­suche ich immer meine Erfah­rung ein­zu­bringen und den Laden zusam­men­zu­halten.

Wel­cher Mit­spieler hat Sie geprägt?

Gun­ther Metz und Burk­hard Reich vom KSC, aber auch Marco Kurz bei 1860 Mün­chen. Spieler, die immer da waren und auch nicht groß im Ram­pen­licht standen. Aber man wusste, wenn es hart auf hart kommt, kann man sich auf sie ver­lassen. Im Laufe der Zeit habe ich mir vieles von ihnen abge­guckt, beson­ders ihr Ver­halten außer­halb des Platzes.

Sie waren also nicht immer der Stille?

Nein. Ich hab mir am Anfang auch genau ange­schaut, wie sich die anderen Spieler ver­halten. Und dann habe ich meine Art und meinen Weg gefunden, um erfolg­reich zu sein. Ich bin eben kein Rastelli. Es wäre für mich auch der fal­sche Weg, mir andau­ernd den Ball zu schnappen, vier Gegen­spieler und den Tor­wart aus­zu­drib­beln und dann das Tor zu machen. Das ist nicht mein Spiel. Ich ver­suche halt, das zu machen, was ich am besten kann. So helfe ich der Mann­schaft am meisten.

Dabei ist Ihr Lieb­lings­spieler doch Mara­dona.

Diego steht über allen. Selbst Ronald­inho kommt an Mara­dona nicht heran. Seine Explo­si­vität am Ball ist uner­reicht. Ich hab auch eine DVD von Mara­dona, die ich mir gele­gent­lich anschaue: Seine Gegen­spieler in Ita­lien haben immer wieder ver­sucht, ihn umzu­treten. Aber sie haben es nicht geschafft. Er hat sich immer wieder auf­ge­rap­pelt, ist wei­ter­ge­laufen und hat zum Schluss noch den Ball rein­ge­schossen. Ein­malig.



Sie schauen aber nicht nur gerne Mara­dona-DVDs, son­dern auch Filme wie Volver“ von Almo­dovar. Gibt es in Nürn­berg denn Spieler, mit denen Sie sich dar­über unter­halten können?

(Über­legt lange. lacht) Ähm, ja. Es gibt schon Kol­legen, mit denen ich dar­über reden kann. Da aber auch viele Spieler beim Verein unter Ver­trag stehen, die nicht mit der deut­schen Sprache auf­ge­wachsen sind, kann man im Gespräch natür­lich nicht so in die Tiefe gehen. Die Sprache ist dann schon ein Hin­dernis. Leider.

Aber es gibt Gespräche, bei denen es noch in die Tiefe geht.

Sicher­lich. Man hat in jeder Mann­schaft zwei, drei Leute, mit denen man enger Kon­takt hat und auch privat etwas unter­nimmt. Aber wir kommen in der Mann­schaft gut mit­ein­ander klar und wir müssen ja auch nicht alle beste Freunde sein.

Würden Sie sich mit einem Fuß­baller à la Mario Basler über­haupt gut ver­stehen?

Natür­lich, ich komme mit jedem Spieler klar – auf dem Feld! Ich muss mit ihm ja nicht meinen Urlaub ver­bringen, son­dern mit ihm kicken.

Haben Sie viele Freunde außer­halb des Fuß­ball­dunst­kreises?

Klar. Das ist mir auch sehr wichtig. Es tut mir auch gut, wenn ich nicht immer nur über Fuß­ball reden muss.

Werden Sie eigent­lich von ihren Kol­legen aus­ge­lacht, wenn Sie mit ihrem schwarzen Mer­cedes Benz S250 (Bau­jahr 1966) zum Trai­ning kommen?

Nein. Sie freuen sich ein­fach, wenn sie ihn sehen… und lachen dann auch ein biss­chen. Aber die erste Frage ist immer: Wie­viel PS hat dein Auto?

Wieso fahren Sie diesen alten Mer­cedes?

Das Auto gehörte meinem Opa. Irgend­wann war es ihm zu groß und er wollte es ver­kaufen. Da habe ich es genommen. Ich mag es sehr, mit so einem alten Auto durch die Gegend zu fahren. Das ist ein ganz anderes Fahr­ge­fühl, viel relaxter. Ich muss auch nicht so aufs Gas drü­cken, weil ich weiß, es geht eben alles ein biss­chen lang­samer. Wenn ich mich da rein­setze, fühle ich mich wie in einer Zeit­reise.

Aber Sie haben auch noch ein anderes Auto?

Klar. Mit meinem Oldie kann man im Winter gar nicht fahren. Dann würde er zu schnell rosten.

Wer­keln Sie selbst an dem Auto herum?

Nur, um es zu pflegen. Aber sobald es ans Repa­rieren geht, stoße ich auch an meine Grenzen.

Sie waren Minis­trant und haben Abitur – ein unge­wöhn­li­cher Lebensweg für einen Fuß­baller. Finden Sie es schade, dass es für viele nur zählt, schnell in eine Pro­fi­mann­schaft zu kommen?

Nein. Das macht den Fuß­ball doch so inter­es­sant: Viele ver­schie­dene Typen kommen zusammen und müssen auf dem Feld gemeinsam funk­tio­nieren. Es macht großen Spaß, ein Teil davon zu sein.

Dann ist Fuß­ball also eine Gefühls­sache?

Ja, natür­lich – aber auch Denk­sport. Trotzdem stelle ich mich nicht hin und sage: Ich habe Abitur und alles andere ist scheiße.

Fühlen Sie sich unter­schätzt?

Eigent­lich nicht. Was die Öffent­lich­keit denkt, ist mir auch nicht so wichtig. Für mich zählt, dass die Mit­spieler und der Trainer meine Arbeit schätzen. Wie das dann nach außen rüber­kommt, kann ich schlecht beein­flussen. Damit habe ich aber keine Pro­bleme. Ich bin eben nicht der Typ, der regel­mäßig Tore des Monats schießt, und es ist okay, wenn ich im Hin­ter­grund meine Arbeit machen kann.

Würden Sie dem Spruch Dumm kickt gut“ zustimmen?

Ich möchte jetzt nicht dar­über urteilen, wie clever oder blöd andere Bun­des­li­ga­profis sind. Aber manchmal ist es auch gut, wenn man ein paar Spieler in der Mann­schaft hat, die sich nicht so eine Platte machen und ein­fach drauflos kicken.



Sie sind mit dem KSC und 1860 Mün­chen über­ra­schend abge­stiegen. Haben diese ver­korksten Spiel­zeiten Sie daran gehin­dert, in die Natio­nalelf zu rücken?

Beide Abstiege kamen wirk­lich aus dem Nichts. Mit dem KSC haben wir bis Weih­nachten sogar noch im Uefa-Cup gespielt und sind trotzdem in die 2. Liga abge­rutscht. Auch mit den Löwen hatten wir die Saison sehr gut begonnen, und dann klappte nichts mehr. Aber meine Natio­nal­mann­schafts­kar­riere hat das nicht zer­stört. Wenn ich gut genug gespielt hätte, wäre ich auch nomi­niert worden. Bei 1860 Mün­chen lief es schon unglück­lich, denn ich hatte vor der Abstiegs­saison eine super Runde gespielt. Wenn es dann in der Mann­schaft nicht klappt, kann man als Ein­zelner auch nicht gut aus­sehen. Aber ich trauere der Natio­nalelf nicht nach. Außerdem ist es auch nicht schlecht, wenn man mal abge­stiegen ist. Dann weiß man wenigs­tens, wie sich das anfühlt. Aber diese Gefühle rei­chen mir jetzt auch.

Sie standen in der U21 und in der A2-Natio­nal­mann­schaft auf dem Platz. Sie müssen doch immer von dem großen Durch­bruch geträumt haben?

Natür­lich, aber es ist halt nicht in Erfül­lung gegangen. Ich habe mein Bestes gegeben, es hat nicht gereicht. Andere waren ein­fach besser als ich, und das muss ich ein­fach aner­kennen.

Hatten Sie ein Ziel zu Beginn ihrer Kar­riere?

Nein. Aber nach meinem Abi habe ich mir als Test­phase zwei Jahre in der Bun­des­liga gegeben. Hätte ich es in dieser Zeit nicht geschafft, hätte ich stu­diert und Fuß­ball nur noch nebenbei gespielt.

Was wollten Sie stu­dieren?

Ich habe beim KSC zunächst par­allel zum Fuß­ball an einer Fern-Uni Wirt­schaft stu­diert. Aber der zeit­liche Auf­wand war ein­fach zu groß.

Könnten Sie sich nach der Pro­fi­kar­riere vor­stellen, in einer Posi­tion zu arbeiten, die Wirt­schaft und Fuß­ball ver­bindet?

Ich bin jetzt 31 und möchte noch drei bis vier Jahre spielen. Aber ich mache mir schon langsam Gedanken, wie es nach meiner Pro­fi­lauf­bahn wei­ter­geht. Ich werde dem Fuß­ball sicher­lich erhalten bleiben, ob als Trainer oder im Manage­ment.

Sie haben ein beson­deres Ver­hältnis zu Spa­nien, vor allem weil ihre Frau dort zwei Jahre gelebt hat. Wird Sie Ihr letzter großer Ver­trag in die Pri­mera Divi­sion führen?

Das wäre natür­lich ein Traum. Ich mag Spa­nien sehr, wir machen da auch oft Urlaub. Aber da lasse mich ein­fach über­ra­schen. Mein Ver­trag läuft im Sommer aus. Ich werde mich in den nächsten Monaten ent­scheiden, ob ich in Nürn­berg bleibe oder zu einem anderen Verein gehe.

Für den Club“ würde spre­chen, dass selbst Ihre Sturm­kol­legen Vittek und Saenko sagen, ohne Markus Schroth würden sie nicht so gut spielen.

Das letzte Jahr in Nürn­berg war wirk­lich super. Wenn es wei­terhin so gut klappt, kann ich mir auch gut vor­stellen, beim Club“ zu bleiben.

Sie hatten bei Ihren bis­he­rigen Ver­einen immer sehr auto­ri­täre Trainer: Winnie Schäfer, Werner Lorant oder Hans Meyer. Stirbt diese Trai­ner­spe­zies aus?

Einer­seits tun Leute wie Hans Meyer der Branche sehr gut. Seine Sprüche sind wirk­lich etwas Beson­deres. Auch ein Werner Lorant pola­ri­siert natür­lich unge­mein. Ande­rer­seits sterben diese schil­lernden Figuren schon aus. Die neuen Trainer sind eher Team­ar­beiter.

Marco Kurz hat Ihnen den rabiaten Spitz­namen Panzer“ gegeben. Wieso?

Wir haben uns im Trai­ning oft heiße Gefechte gelie­fert. Da ging es richtig zur Sache. Er hat sich dabei wohl ab und zu weh­getan und dachte, er müsste mich Panzer“ taufen. Aber bei anderen Ver­einen hat sich das nicht her­um­ge­spro­chen.

In dem taz“-Zitat zu Beginn des Inter­views wurde behauptet, Sie hätten kein Jahr­hun­dert­spiel gemacht. Was war denn ihre beste Partie?

(über­legt lange) Ein Freund­schafts­spiel des KSC gegen Genua wäh­rend der Sai­son­vor­be­rei­tung. Mein erstes Spiel mit der Pro­fi­mann­schaft im Wild­park­sta­dion, es hat mir die Tür zur Pro­fi­kar­riere geöffnet. Danach habe ich meinen ersten Ver­trag bekommen. In der Bun­des­liga gab es auch ein paar Par­tien, in denen ich meh­rere Tore geschossen habe. Ich habe aber auch schon sehr starke Spiele gemacht, und keiner hat’s gemerkt.