Axel Bellinghausen kam als 15-Jähriger zur Fortuna, mittlerweile ist er Co-Trainer der Profis. Im Interview erzählt er, warum er den Toten Hosen so dankbar ist, was er von Friedhelm Funkel lernen kann und wie man sich mit Fans am Würstchenstand anfreundet.
Und was war das?
Nichts Konkretes. Ich glaube, das war mehr so ein Bauchgefühl. Dass Friedhelm Funkel an mich als zweiten Co-Trainer hinter Thomas Kleine gedacht hat, war für mich auf jeden Fall ein riesiger Vertrauensbeweis.
Und wie fühlt es sich nach zwei Jahren als Co-Trainer an?
Großartig. Ich habe festgestellt, näher komme ich an die Jungs nicht mehr ran, als täglich mit ihnen auf der Wiese zu stehen. Das gibt mir sehr viel.
Im Mittelpunkt steht immer der Cheftrainer. Wird in der Öffentlichkeit die Rolle der anderen Mitglieder des Trainerteams unterschätzt?
Ich finde, da hat sich in der Wahrnehmung schon viel verändert – was auch daran liegt, dass die Cheftrainer immer wieder auf die Leistung des gesamten Trainerteams hinweisen. Früher kannte man die Namen der Co-Trainer doch nicht. Heute ist schon der eine oder andere bekannt. Andererseits sieht man nicht einmal als Spieler, was alles dahinter steckt. Ich weiß noch, wie ich als Co-Trainer-Neuling den Auftrag bekommen habe, vor Trainingsbeginn das Feld für ein Neun-gegen-Neun-Spiel vorzubereiten. Ich stand da wie der Ochs vorm Berg. Zuerst habe ich das Feld viel zu klein und dann wieder viel zu groß abgesteckt. Mein Gott, was bist du als Spieler für ein Lemming gewesen, dachte ich mir. Selbst nach zwei Jahren als Co-Trainer bin ich immer noch ein Greenhorn und kann so viel von Friedhelm Funkel und Thomas Kleine lernen.
Friedhelm Funkel gilt für viele mit seinen 65 Jahren als „Trainer-Dino“ und Gegenentwurf zu den jungen „Laptop-Trainern“…
Laptop-Trainer, das ist so ein komischer Begriff. Als die Spiele noch mit Videorecordern analysiert worden sind, hat man doch auch nicht von VHS-Trainern gesprochen. Friedhelm ist seit ewigen Zeiten im Geschäft. Aber ist es ja auf keinen Fall so, dass er sich nicht weiterentwickelt hätte. Sein großer Vorteil ist, dass er ganz viele Situationen schon durchlebt hat. Und bei allen Veränderungen im Fußball: Das Spiel ist nicht neu erfunden worden. Egal welche Taktik man wählt, der Fußball muss immer mit Leben erfüllt werden.
Das gelingt dem Trainerteam auch in dieser Saison. Allerdings geht es jetzt gegen die Bayern und danach folgen die Partien gegen Hoffenheim, Dortmund und Leipzig. Hadern Sie ein wenig mit dem Spielplan?
Darüber mache ich mir keine Gedanken. Man kann ja sowieso nichts daran ändern. Klar, das ist schon ein gewaltiger Block, da gibt es keine zwei Meinungen. Aber wir müssen jedes Spiel für sich alleine nehmen.
Bei diesem Programm muss man als Fortuna-Verantwortlicher damit rechnen, dass die Abstiegsplätze näher rücken. Hat sich das Trainerteam mit diesem Szenario schon beschäftigt?
Nein. Sollte das wirklich passieren, werden wir damit in der gleichen Weise umgehen wie in der vergangenen Saison – nämlich indem wir Ruhe bewahren. Da waren wir nach sechs Niederlagen in Folge richtig in den Abstiegskampf geraten. Das Wichtigste für uns im Trainerteam ist, wie das Team auftritt. Dass die Jungs auf dem Platz Herz zeigen. Wenn das der Fall ist, können wir ihnen keinen Vorwurf machen.
„Gekommen, um zu bleiben“ – das war das Motto der Fortuna nach dem Bundesliga-Aufstieg 2018. 2013, in ihrem ersten Jahr nach der Rückkehr von Augsburg nach Düsseldorf, hat das nicht geklappt. Ihr Klub war nach nur einer Saison gleich wieder abgestiegen. Was hat sich seitdem bei der Fortuna verändert?
Es ist heute viel mehr Ruhe im Verein. Mit Friedhelm Funkel haben wir ja auch einen Trainer, der das verkörpert, der diese Ruhe weitergibt – auch in schlechten Phasen. 2017/18 hatte niemand damit gerechnet, dass wir aufsteigen. Und es hatte auch niemand damit gerechnet, dass wir dann die Klasse halten würden. Wir haben Negativphasen überstanden. Das gibt Selbstbewusstsein und Mut. Genau das hat uns in der Saison 2012/2013 gefehlt. In den letzten acht Spielen haben wir nur einen Punkt geholt. Hätten wir in diesen acht Spielen noch ein Mal gewonnen, wären wir nicht abgestiegen. Das hat dann nichts mehr mit falscher Taktik zu tun. Das war eine Frage der Mentalität.