Er hat über 300 Bundesligaspiele bestritten, aber zuletzt war er vor allem eines: das Gesicht der HSV-Krise. Nun wagt Heiko Westermann einen Neuanfang in Spanien – und wird dort gefeiert.
War Karlsruhe für den Klub der Wendepunkt?
Dadurch, dass alle so viel in den letzten Jahren eingesteckt haben, ist eine Fightermentalität da. Jeder weiß, wie wichtig jedes Spiel ist. Das spüre ich auch, wenn ich mir die Spiele anschaue.
Das tun sie?
Ja, klar, wenn immer das möglich ist.
In Hamburg hatte man auch bei erfahrenen Spielern das Gefühl, dass sie mit der Ankunft beim HSV alle Fähigkeiten verlieren. Was macht dieser Klub mit den Menschen?
Es war eine Spirale, die in den letzten Jahren unaufhaltsam war. Es sind alle mit im Strudel nach unten gezogen worden. Wir hatten elf Trainer, vier Managern und zwei Präsidenten, das hat sich unten auf dem Platz widergespiegelt.
Ihren Freund Joe Zinnbauer, der gerade Trainer des FC St. Gallen geworden ist, hätte der HSV fast seine gerade erst begonnene Karriere gekostet.
Ich habe beim HSV einige gute Trainer wie ihn gehabt, aber es war immer knapp. Ob unter Joe Zinnbauer oder auch unter Thorsten Fink. Es war immer so, dass wir eigentlich dran waren, aber dann hat doch die eine Minute, die eine Aktion oder das eine Tor gefehlt. Es war manchmal schon kurios.
Wie oft haben Sie sich vom HSV weggewünscht?
Sagen wir mal so: Ich kann nicht gut verlieren, und in Hamburg haben wir viel verloren. Dadurch habe ich viel von meiner Lockerheit eingebüßt.
Warum haben Sie sich dann auch noch zum Gesicht der HSV-Krise gemacht und sind nach jeder Niederlage vor die Kameras marschiert?
Naja, ich habe auch schon mal ein paar Wochen Pause gemacht. Aber tja, es war halt so. Es waren damals Rafael van der Vaart, Marcel Janssen, René Adler und ich, die was sagen konnten.
Und drei der vier sind nicht mehr da.
Es war für alle wichtig, einen Schnitt zu machen.
Was haben Sie sich fürs neue Leben in Sevilla vorgenommen?
Erst einmal: Spielen, spielen, spielen. Ich will in der spanischen Liga Fuß fassen, die Sprache lernen, das Land kennenlernen. Für mich ist das eine neue Situation: Als würde ich zum ersten Mal in der Bundesliga spielen.
Hoffen Sie auch, die verlorene Lockerheit wiederzufinden?
Ich bin echt kein schlechter Fußballer. Aber in Hamburg ging es in den letzten zwei, drei Jahren mehr ums Laufen und Kämpfen, da reduziert man sich, um zu überleben. Hier muss man einfach Fußball spielen, das tut mir gut.
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TV-Tipp: Heute Abend spielt Heiko Westermanns Klub Betis Sevilla gegen Deportivo La Coruna. Anstoß ist um 22:05 Uhr, „La Ola 1 TV“ überträgt das Spiel.