Der Kapitän der „Eurofighter“ hat alles in seiner Karriere erlebt. WM-Titel, Bundesligaabstieg und Sensationen. Hier sind die Höhepunkte seiner Karriere anlässlich seines 50. Geburtstags.
Olaf Thon ist ein wohldekorierter Sportsmann. 1990 wurde er mit der Nationalelf Weltmeister, feierte drei Meisterschaften mit den Bayern und zwei DFB-Pokalsiege mit Schalke. Zusätzlich führte er die legendären Eurofighter als Kapitän an, die 1997 den UEFA-Cup nach Gelsenkirchen bissen.
Dreizehn Jahre vor dem Gewinn des UEFA-Cups schien bereits vorbestimmt, dass der Zehner einer der größten Figuren der königsblauen Vereinsgeschichte werden sollte. Einen Tag nach seinem 18. Geburtstag schoss er drei Ausgleichstreffer beim denkwürdigsten Halbfinale der DFB-Pokalgeschichte. Als Zweitligist empfing der FC Schalke 04 im Mai 1984 den FC Bayern München. Endstand 6:6 nach 120 Minuten. Es folgte eine der Sternstunden des investigativen Journalismus, als Rolf Töpperwien auf Stimmenfang mit den Schalker Fans um die Wette rangelte.
Thon beantwortet die Fragen des erregten Sportjournalisten in einer Seelenruhe, die angesichts des wellenbadartigen Szenarios retrospektiv kaum zu begreifen ist. Die Frage, ob Bayern seine Lieblingsmannschaft sei und er in Bayern-Bettwäsche geschlafen habe, wusste der, von blau-weißen Kuttenträgern umringte, Torschütze mit einem Lächeln zu bestätigen. Sein Wechsel nach München 1988 war daher keine Überraschung, zumal Schalke trotz 14 Toren von Olaf Thon aus der Bundesliga abstieg.
Vorher stand allerdings noch die Grundwehrausbildung bei der Bundeswehr an.
Der gebürtige Gelsenkirchener gewann an der Säbener Straße drei Meisterschaften (1989, 1990 und 1994). Später konstatierte er allerdings, dass diese Titel ihm weniger bedeuten als ein späterer Erfolg in königsblau. Der ein oder andere Profi, den es in den letzten Jahren zu den Bayern gezogen hat, hätte eine Lehre aus Olaf Thons Erfahrungen ziehen können: In der bayrischen Titelmaschine sind einzelne Schrauben ersetzbar, bei anderen Vereinen wird jede Windung einer Schraube wertgeschätzt.
In seine Zeit bei den Bayern fiel auch die Weltmeisterschaft 1990. Sein Finale war das Halbfinale, denn in seinem ersten und einzigen Spiel von Beginn an verwandelte er den entscheidenden Strafstoß im Elfmeterschießen gegen England.
Insgesamt lief Thon 52 Mal für die Nationalelf auf und stellte sich für Fans und Maskottchen stets als greifbaren Spieler dar.
Die zweite Saison nach seinem Wechsel zurück nach Gelsenkirchen beendete Schalke auf dem dritten Rang und qualifizierte sich erstmals seit 19 Jahren wieder für den Europapokal…
…,den Schalke sensationellerweise gewinnen sollte. Als Regisseur einer eingeschworenen Mannschaft gelang es Olaf Thon, die aufopferungsvoll kämpfenden Mitspieler bewusst in Szene zu setzen und sie zum UEFA-Cup-Triumph zu führen. Selbst aus diesem Team stach er heraus. Er streichelte den Ball mit Selbstverständlichkeit über das Feld und fand die Spitzen mit maßgenauen Zuspielen. Marc Wilmots, Martin Max und Youri Mulder schossen die Tore, der Rest der Mannschaft haute sich rein. Und Olaf Thon zog die Fäden. Er spielte in einer Zeit, die von vielen Schalkern heute zurecht romantisiert wird. Der Kapitän der Eurofighter bezeichnet den Triumph als den schönsten seiner Karriere, weil er so unverhofft errungen wurde.
Mit den Schalkern gewann Thon 2001 und 2002 noch den DFB-Pokal, allerdings stand er aufgrund von Verletzungsproblemen am Ende seiner Karriere selten in der Startelf.
Früher hat man ihn im Ruhrgebiet aufgrund seiner Wortwahl und Sprachmelodie den »Professor« genannt. Manche Sätze wirken heute noch wie gedruckt. Mittlerweile wirkt seine wohlüberlegte Ausdrucksart altersgemäß. Nach seiner aktiven Karriere scheiterte sein Versuch, auf Schalke mehr als nur repräsentative Aufgaben zu übernehmen. Seine einzige Trainerstation beim VfB Hüls beendete er bereits nach weniger als einem Jahr aufgrund von Differenzen mit einigen seiner Führungsspieler.
Bei Sport1 mimt Thon mittlerweile den Experten zu den Europa-League-Übertragungen an der Seite von Andreas Möller. Gerahmt wird er unter anderem durch Giovanni Zarrella, Ex-Mitglied der Band Bro’Sis. Wem bei dem Gedanken an die Ausgeburt von Casting-Bands nicht bereits ein kalter Schauer über den Rücken läuft, muss auf die redaktionellen Elemente der Sendung hingewiesen werden. Bei der Vorberichterstattung zum Spiel Schalke gegen Schachtar Donezk mussten die Zuschauer etwa mit ansehen, wie Olaf Thon zu einer Demonstration des einhändigen Pokal-Stemmens animiert wurde. Dass ein so kleiner Mann (170 cm) einen so schweren Pokal (15 kg) auf diese Weise anheben kann, sollte Staunen hervorrufen. In solchen Situationen wirkt er wie die liebenswerte Pappfigur seiner eigenen Erfolgsgeschichte.
Seine fußballerischen Leistungen werden bis auf alle Zeit den bisherigen Werdegang nach seiner aktiven Laufbahn überstrahlen. Olaf Thon war ein hervorragender Fußballer und als nahbarer Profi ein absolutes Vorbild. Vielleicht gibt es für den verdienten Spieler eine zweite Chance im Verein. Wer hätte sie mehr verdient?
Wir gratulieren Olaf Thon nachträglich zum 50. Geburtstag.