Aber ein halbes Jahr später ist der Erfolg immer noch nicht da. Ein halbes Jahr später ist das Leben der Fans immer noch bestimmt durch Schmähungen der Niederlage und Schmerzen der Erfolglosigkeit. Ein halbes Jahr später schmachtet der BVB immer noch am unteren Ende der Bundesligatabelle und befindet sich selbst im eigenen Stadion auf der Verliererstraße.
Deshalb sind wir heute hier ins Westfalenstadion gekommen, um eine schändliche Situation zu korrigieren. In gewissem Sinne sind wir ins schönste Stadion unseres Landes gekommen, um einen Scheck einzulösen. Es ist heute offenbar, dass Borussia Dortmund seinen Verbindlichkeiten größtenteils nachgekommen ist, soweit es die vielen Gläubiger betrifft. Statt aber auch seine heiligen Verpflichtungen zu erfüllen, hat der BVB den Fans einen Scheck gegeben, der mit dem Vermerk zurückgekommen ist: „„Keine Deckung vorhanden““. Aber wir weigern uns zu glauben, dass die Bank des gepflegten Fußballspiels bankrott ist. Wir weigern uns zu glauben, dass es nicht genügend Gelder in den großen Talenten der Kicker in dieser Stadt gibt.
So sind wir gekommen, diesen Scheck einzulösen, einen Scheck, der uns auf Verlangen die Reichtümer der Bundesligasiege und die Sicherheit des einstelligen Tabellenplatzes geben sollte. Wir sind auch zu dieser denkwürdigen Stätte gekommen, um die BVB-Spieler an die grimmige Notwendigkeit des Jetzt zu erinnern.
Jetzt ist nicht die Zeit, in der man sich den Luxus einer „lässigen Spielweise“ gegen den VfL Bochum leisten oder langsam neben seinem Gegner hertraben kann, Herr Wörns. Jetzt ist die Zeit, die Versprechungen der Vorbereitungszeit Wirklichkeit werden zu lassen. Jetzt ist die Zeit, aus dem dunklen und trostlosen Tal des Tabellenkellers aufzubrechen und den hellen Weg zurück in einstellige Tabellengefilde zu beschreiten.
Jetzt ist die Zeit, unseren Verein aus dem Treibsand sportlicher Fehlleistungen zu dem festen Felsen des Erfolges emporzuheben. Jetzt ist die Zeit, Gerechtigkeit für alle BVB-Fans werden zu lassen. Es wäre verhängnisvoll für diesen Fußballverein, wenn sie nicht die Dringlichkeit der gegenwärtigen Lage wahrnehmen würde. Dieser heiße Sommer transferpolitischer Zufriedenheit der Vereinsverantwortlichen ist zu Ende gegangen, ein stürmischer Herbst voller Einsatz- und Siegeswille muss beginnen.
Lasst uns nicht aus dem Kelch der Bitterkeit und des Hasses gegen unsere eigenen Spieler trinken, um unseren Durst nach Punkten und Erfolgen zu stillen. Wir müssen unseren Support für den BVB stets auf der hohen Ebene der Würde und Disziplin führen. Wir dürfen unseren schöpferischen Protest nicht zu Schmähungen und Pfiffen gegen unsere Kicker herabsinken lassen. Immer wieder müssen wir uns zu jener majestätischen Höhe erheben, auf der wir Pfiffen mit der Kraft des bedinglosen Supports entgegentreten.
Der wunderbare, neue kämpferische Geist, der die Gemeinschaft der BVB-Fans erfasst hat, darf uns nicht verleiten, allen Vereinsverantwortlichen zu misstrauen. Denn viele der Watzkes und Co. — das beweist ihre Anwesenheit heute — sind zu der Einsicht gekommen, dass ihre Zukunft mit der unseren untrennbar verbunden ist. Sie sind zu der Einsicht gelangt, dass ihr Erfolg und Zufriedenheit von unserer nicht zu lösen ist. Wir können nicht allein marschieren.
Und wenn wir marschieren, müssen wir uns verpflichten, stets weiter zu marschieren, durch Regen und Wind, durch Sturm und Schnee. Wir können nicht umkehren. Es gibt Leute, die fragen: „Wann werdet ihr endlich zufriedengestellt sein?“ Wir können niemals zufriedengestellt sein, solange die Mannschaft auf dem Platz nicht alles versucht, um zu gewinnen.
Wir können nicht zufriedengestellt sein, solange die Sportler frischer sind als unsere vom Support müden Leiber nach langen 90 Minuten. Wir können nicht zufriedengestellt sein, solange sich der Bewegungsradius des BVB-Spielmachers darauf beschränkt, im Mittelkreis zu traben.
Wir können nicht zufriedengestellt sein, solange unsere Kinder ihrer Freude und Würde beraubt werden durch Tabellen, auf denen zu lesen ist: „Platz 15 Borussia Dortmund“. Nein, wir werden nicht zufriedengestellt sein, bis die Punkte fließen wie Wasser und die Spieler rennen wie unermüdliche Stiere.
Heute sage ich euch, meine Freunde, trotz der Schwierigkeiten von heute und morgen habe ich einen Traum. Es ist ein Traum, der tief verwurzelt ist im Fußballtraum. Ich habe einen Traum, dass eines Tages der BVB sich erheben wird und der wahren Bedeutung seines Credos gemäß leben wird: „Wir halten vorbildlichen Einsatzwillen für selbstverständlich: dass alle Kicker mit gleichem Einsatz den Sieg wollen.“
Ich habe einen Traum, dass Roman Weidenfeller von der ersten Minute an von den Fans voll unterstützt wird, so dass er wieder zu alter Stärke findet und zum Garant und Halt im Tor des BVB wird.
Ich habe einen Traum, dass auf der rechten Verteidigerposition Mehmet Akgün den Bochumern den Ball abnimmt und ihn schulmäßig nach vorne trägt, zu denen, die ihn zu einem Tor verarbeiten.
Ich habe einen Traum, dass die Innenverteidigung mit Christian Wörns und Markus Brzenska sich nicht narren lässt von seinen Gegnern aus Bochum, sondern konsequent die Bälle abläuft, abgrätscht mit fairen Mitteln.
Ich habe einen Traum, dass Dede auf ewig seine starken Leistungen beibehalten kann und auch gegen den VfL Bochum zum besten Spieler auf dem Platz avanciert.
Ich habe einen Traum, dass gegen den VfL Bochum selbst das Mittelfeld des BVB mit Giovanni Federico, Tinga, Marc-Andre Kruska und Florian Kringe, ein Ort, das oft in Phlegma und Ideenlosigkeit verschmachtet, in eine Oase der Spielfreude verwandelt.
Ich habe einen Traum, dass Christopher Nöthe in seinem zweiten Bundesliga-Einsatz das Tal der Torlosigkeit verlässt und sein konsequenter Einsatzwillen mit vielen schönen Toren gegen Bochum belohnt wird.
Ich habe einen Traum, dass Diego Klimowicz an seine Treffsicherheit gegen Bremen anknüpfen kann und seinen wuchtigen Körper in Abwehr und Sturm gegen den VfL gewinnbringend einsetzt.
Ich habe einen Traum, dass Kuba, Mladen Petric, Nelson Valdez, Alex Frei, Sebastian Kehl, Daniel Gordon und Philip Degen schnell wieder fit werden, damit sie uns auf unserem Weg zum Erfolg wieder helfen können.
Ich habe einen Traum, dass alle kleinen Kinder in schwatzgelb eines Tages in einer Nation leben werden, in der man sie aufgrund ihres schwatzgelben Trikots bewundert und achtet, und alles blau-weiße verschwindet in den Tiefen der bundesdeutschen Müllbeseitigung. Ich habe einen Traum heute…
Das ist unsere Hoffnung. Mit diesem Glauben gehe ich ins Westfalenstadion.
Mit diesem Glauben werde ich fähig sein, aus dem Berg der Verzweiflung einen Stein der Hoffnung zu hauen. Mit diesem Glauben werden wir fähig sein, die schrillen Missklänge in unserem Verein in eine wunderbare Symphonie der Brüderlichkeit und des Erfolges zu verwandeln.
Mit diesem Glauben werden wir fähig sein, zusammen zu arbeiten, zusammen zu singen, zusammen zu kämpfen, zusammen zum Bierstand unter der Süd zu gehen, zusammen für den BVB aufzustehen, in dem Wissen, dass wir eines Tages wieder obenauf sein werden. Das wird der Tag sein, an dem alle Fans des BVB weltweit diesem Lied eine neue Bedeutung geben können: „Nur der BVB, unser ganzes Leben, unser ganzer Stolz.“ Soll die Bundesliga wieder eine große Liga in Europa werden, dann muss dies wahr werden.
So lasst die BVB-Gesänge erschallen von den gewaltigen Gipfeln der Südtribüne. Lasst die BVB-Gesänge erschallen von den mächtigen Bergen der Nordtribüne, lasst die BVB-Gesänge erschallen von den hohen Türmen der Westribüne. Lasst die BVB-Gesänge erschallen von den schneebedeckten Rocky Mountains der Osttribüne. Lasst die BVB-Gesänge erschallen von den geschwungenen Hängen des Borsigplatzes. Aber nicht nur das, lasst die BVB-Gesänge erschallen in jedem Auswärtsspiel des BVB. Lasst die BVB-Gesänge erschallen von jeder Tribüne in jedem Stadion der Republik, in dem eine BVB-Mannschaft um Punkte spielt, von jeder Erhebung lasst die BVB-Gesänge erschallen.
Wenn wir die BVB-Gesänge erschallen lassen — wenn wir sie erschallen lassen in jedem Stadion, auf jedem Aschenplatz, auf allem, was auch nur ansatzweise nach Fußballplatz aussieht, dann werden wir den Tag beschleunigen können, an dem alle BVB-Fans — egal woher — sich die Hände reichen und die Worte aus erfolgreichen Zeiten singen können: „Deutscher Meister wird nur der BVB, nur der BVB, nur der BVB!“
Die vorraussichtlichen Aufstellungen:
Borussia Dortmund: Weidenfeller – Akgün, Brzenska, Wörns, Dede – Tinga – Kruska, Kringe – Federico – Nöthe, Klimowicz
Ersatz: Ziegler – Amedick, Kovac, Vrzogic, Gordon, Tyrala, Njambe, Senesie
Fraglich: Tinga (Adduktorenprobleme)
Es fehlen (Vorsicht, bei Lektüre der Verletztenliste droht akute Kotzgefahr): Petric (Faserriss im Adduktorenbereich), Kuba (Wadenverletzung), Valdez Schulterverletzung), Degen (Adduktoren), Buckley (Sprunggelenk), Kehl (Lauftraining nach Knieproblemen), Frei (Faserriss in der Wade)
VfL Bochum: Lastuvka – Concha, Maltritz, Yahia, Bönig – Pfertzel, Dabrowski, Zdebel, Grote – Sestak, Mieciel (Epalle)
Auf der Bank: Heerwagen – Schröder, Imhof, Drsek, Fuchs, Ilicevic, Bechmann
Fraglich: Epalle (Fußprellung), Mieciel (Adduktorenbeschwerden)
Es fehlen: Meichelbeck (Faserriss im Oberschenkel), Mavraj (Reha)
Schiedsrichter: Manuel Gräfe (Berlin), Assistenten: Mark Borsch, Markus Häcker
Vierter Offizieller: Stefan Lupp
Zuschauer: Die Tageskassen öffnen um 16 Uhr, 69.000 Karten sind verkauft, 4.000 Fans begleiten den VfL