Bernhard Winkler schoss in den Neunziger-Jahren den TSV 1860 München in die 1. Bundesliga und dann nach Europa. Nach seiner Karriere arbeitete er bei Versicherungen, als Fitnesscoach und bei 1860 – bis ihn die Fans mit gestreckten Mittelfingern verjagten.
Um den TSV 1860 München in die 1. Bundesliga zu führen, brauchte Werner Lorant vor der Saison 1992/93 noch einen Stürmer. Am besten eine echte Kante. Körperlich, schnell und kopfballstark. Einer, der vor keinem Innenverteidiger zurücksteckt. Er erinnerte sich an einen Spieler, der unter ihm sechs Jahre zuvor beim FC Schweinfurt seine Karriere begann: Bernhard Winkler. Winkler war mittlerweile 26 Jahre alt, mit Kaiserslautern 1991 Deutscher Meister geworden. Doch Winkler konnte sich beim FCK nicht durchsetzen, wurde erst an die SG Wattenscheid, dann an Fortuna Köln verliehen. In drei Jahren erzielte er nur vier Bundesligatore.
Aber Lorant wollte für sein 3−5−2 System genau ihn. Winkler oder nix. Die anderen Spieler sahen ihn deshalb kritisch. „Klar, da gab’s einige die gedacht haben, dass ich beim Trainer irgendeinen unfairen Vorteil habe. Aber ich glaube, in meinen neun Jahren bei den Sechzgern habe ich schon bewiesen, dass er durchaus seine Gründe hatte mich aufzustellen“, sagt Winkler. Die Zweifel waren schon nach der ersten Saison verschwunden. Gemeinsam mit Peter Pacult schoss er die Münchner Löwen nach einer zehn Jahre dauernden Leidenszeit mit Abstieg, Lizenzentzug und Bayernliga zurück in die Bundesliga.
Der erster traurige Abschied
Er erzielte 16 Tore, bereitete selbst nur ein einziges vor: das 1:0 gegen den SV Meppen am 34. Spieltag, das den Aufstieg für den TSV 1860 bedeutete. „Das war eines der schönsten Spiele meiner Karriere. Es war unglaublich, was da los war“, so Winkler. Neun Jahre lang wuchtete er durch die Strafräume der Bundesliga, erzielte 67 Tore. Ob gemeinsam mit Pacult, Olaf Bodden oder Paul Agostino im Sturm, mit Daniel Borimirov, Thomas Häßler oder Davor Suker hinter sich. Winkler war die Konstante beim TSV 1860 München und wurde zur Vereinslegende. Mit ihm stabilisierten sich die Löwen in der Bundesliga, spielten Uefa Cup und schließlich, im Jahr 2000, die Champions-League-Qualifikation. „Es war ein absoluter Traum. Niemand hat uns zugetraut, dass wir das alles schaffen“, sagt Winkler.
Ein Jahr später wurde Lorant entlassen. Vor der Saison, vor der Winkler noch nicht wusste, dass es seine letzte sein würde, übernahm sein ehemaliger Sturmkollege Pacult als neuer Trainer. Der Österreicher ließ Winkler kaum noch spielen. Vier Mal stand er im Kader, spielte insgesamt 50 Minuten. „Ich hätte in der letzten Saison meiner Karriere gerne öfter gespielt. Er hatte sicherlich seine Gründe mich nicht mehr spielen zu lassen, meine Fitness war es bestimmt nicht! Aber, wie ein sehr bekannter Landsmann vom Peter sagen würde: da ist jetzt Schnee drüber gewachsen“, sagt Winkler. Nach neun Jahren im Verein stand er nicht einmal beim letzten Saisonspiel im Kader. Sein erster unschöner Abschied von den Löwen.