Der bevorstehende Wechsel von Adi Hütter nach Gladbach sorgt für viel Unverständnis, besonders in Frankfurt. Dabei ergibt die Entscheidung mehr Sinn, als man auf den ersten Blick vermuten würde.
Es ist der 28. Spieltag der Bundesliga. Nach 90 Minuten im Frankfurter Waldstadion steht es zwischen dem drittplatzierten VfL Wolfsburg und dem Tabellenvierten Eintracht Frankfurt 4:3 für den Gastgeber. Ein wildes Spiel. Der Sieg bedeutet für die Adler einen großen Schritt in Richtung Champions-League-Teilnahme in der kommenden Saison. Drei Tage später kündigt Trainer Adi Hütter seinen bevorstehenden Wechsel zum Bundesligarivalen Borussia Mönchengladbach an.
Viele Eintracht-Fans sind wütend, vor allem, weil sie Hütters Entscheidung nicht nachvollziehen können: „Ich sehe nicht, was er mit Gladbach erreichen will, was er nicht mit Frankfurt erreichen kann“, sagt Buchautor und Eintracht-Fan Ronald Reng im Podcast Steilcast. Zum ersten Mal seit 1959/60 wird sich die Mannschaft für die Königsklasse qualifizieren – zumindest, wenn in den kommenden Spielen nichts sehr unerwartetes in den kommenden Spielen passiert – und dann haut der Trainer, der Vater dieses Erfolgs einfach ab. Nicht zum FC Barcelona, Real Madrid, Bayern München oder einen anderen internationalen Spitzenverein. Nein, der neue Arbeitgeber des Österreichers ist Ligakonkurrent, der in der Tabelle vier Plätze hinter den Frankfurtern liegt.
In den Sozialwissenschaften werden menschliche Bewegungen oft anhand von sogenannten Push- und Pull-Faktoren erklärt. Erstere erklären, warum ein Mensch einen Ort verlässt, letztere, warum es ihn einen bestimmten Ort zieht. Hütter selbst sagte zu seinem bevorstehenden Wechsel in einer Pressemitteilung des Vereins: „Die Entscheidung, zur neuen Saison ein neues Kapitel aufzuschlagen, habe ich mir nicht leicht gemacht. Ich habe hier drei unglaublich erfolgreiche und intensive Jahre erlebt, die ich gemeinsam mit der Mannschaft zum Ende dieser Saison mit einem herausragenden Ergebnis abschließen möchte. Wir haben eine historische Chance. Alles, was für mich jetzt zählt, ist der Erfolg der Eintracht. Wir wollen unseren Vorsprung verteidigen und uns für die Champions League qualifizieren. Diesem Ziel ordnen wir alles unter.“ Nette Worte. Eine Erklärung für sein Handeln sind sie aber eher nicht.
Adi Hütter ist jedoch nicht der einzige Verantwortliche, der die Eintracht im Sommer verlassen wird: Sportvorstand Fredi Bobic hat seinen Abschied bereits angekündigt, Sportdirektor Bruno Hübner ebenfalls. Es sind zwei zentrale Führungsfiguren, die den Verein nun verlassen. Gut möglich, dass sich Adi Hütter im Stich gelassen fühlt und er deshalb das Weite sucht. Vor allem, wenn man bedenkt, was ihn in dieser Hinsicht in Mönchengladbach erwartet.