Die Corona-Epidemie führt auch zu einem Anstieg häuslicher Gewalt. Weltweit werden immer mehr Übergriffe registriert – auch in Deutschland. In England setzt der FC Chelsea nun ein wichtiges Zeichen.
Wie nah sich häusliche Gewalt und der Volkssport Fußball sind, haben britische Forscher*innen herausgefunden. Sie stellten einen signifikanten Anstieg dokumentierter häuslicher Gewalt während vergangener Fußballweltmeisterschaften der Männer fest. Die Studie der Universität Lancester zeigt außerdem, dass sogar ein Sieg der englischen Nationalmannschaft zu mehr Gewalt führte. Spielte England unentschieden oder gewann, stieg die Zahl gemeldeter Übergriffe um 26 Prozent an – nach einer Niederlage sogar um 38 Prozent.
Laut einem Bericht des Independent seien während großer Fußballturniere mehr Polizist*innen im Einsatz, die besonders im Umgang mit häuslicher Gewalt geschult sind. Ein erhöhter Alkoholkonsum und mehr Emotionen seien Gründe für die Zunahme von Übergriffen.
Während der Corona-Krise und der eingeschränkten Bewegungsfreiheit ist es freilich nicht der Fußball, der zu mehr Gewalt führt. Experten warnen auch in Deutschland vor den Auswirkungen für Frauen und Kinder. „Wir müssen leider mit dem Schlimmsten rechnen“, sagte Jörg Ziercke, Bundesvorsitzender der Opferschutzorganisation Weißer Ring, gegenüber dem Nachrichtenmagazin Spiegel. Die Coronakrise zwinge die Menschen, in der Familie zu bleiben, hinzu kämen Stressfaktoren wie finanzielle Sorgen und Zukunftsunsicherheit. Auch während gängiger Festtage wie Weihnachten oder Ostern „gehen die Fallzahlen in die Höhe. Die Kontaktsperre wegen Corona dauert aber sehr viel länger als an Weihnachten, die Stressfaktoren sind auch größer“, sagt Ziercke. Laut dem Bundesfamilienministerium sind über 81 Prozent der Betroffenen Frauen.
Indessen hat Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) mit den Gleichstellungs- und Frauenminister*innen der Länder Maßnahmen vereinbart, die Frauen konkret helfen können. Beispielsweise soll das Hilfetelefon gegen Gewalt an Frauen aufrechterhalten werden oder Hotels und Ferienwohnung genutzt werden, wenn die Aufnahmekapazität von Frauenhäusern erreicht ist.
Auch hierzulande können Opferverbände und Organisationen unterstützt werden. Der FC Chelsea ist in England mit gutem Beispiel vorangegangen.