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Weg darf nicht ins Sto­cken geraten“
Oliver Mal­chow (Bun­des­vor­sit­zen­derder Gewerk­schaft der Polizei)

Das Bedeut­samste für mich war, dass sich DFB und DFL zu der Situa­tion bekannt haben, dass wir im Umfeld von Fuß­ball­spielen Pro­bleme mit Straf­tä­tern haben. Am Auf­trag der Polizei hat sich durch die Beschlüsse der DFL zwar nichts Grund­le­gendes geän­dert. Die Zusam­men­ar­beit mit Ver­einen und Fans – Infor­ma­ti­ons­aus­tausch, gemein­same Abspra­chen, Vor- und Nach­be­rei­tung von Ein­sätzen – ist aber besser geworden. Die meisten Ver­eine distan­zieren sich jetzt ganz klar von Gewalt­tä­tern, wenn auch leider noch nicht alle. Ver­eins­füh­rungen sollten aller­dings poli­zei­li­ches Han­deln immer als rechts­staat­lich legi­ti­miertes Han­deln begreifen – und nicht als Stö­rung. Der begon­nene und von uns unter­stützte Weg darf jetzt nicht durch über­zo­gene For­de­rungen ins Sto­cken geraten. Man muss jetzt erst einmal akzep­tieren, dass sich zwei so große Ver­bände wie der DFB und die DFL in eine Rich­tung bewegt haben.

Kleiner Finger, ganze Hand“
Philipp Mark­hardt (Spre­cher der Aktion 12:12 und der Fan­ver­ei­ni­gung Pro­Fans)

Was sich wirk­lich ver­bes­sert oder ver­schlech­tert hat, kann man noch gar nicht absehen. Der Popu­lismus der Lob­by­isten hat sich jeden­falls nicht ver­än­dert. Die DFL hat auf den Druck der Politik reagiert und sich zu einem Kon­zept hin­reißen lassen – gebracht hat es im Grunde genommen nichts. Es gilt das Prinzip kleiner Finger, ganze Hand“: Die DFL ist ein­ge­knickt, die Politik for­dert aber schon jetzt noch mehr Zuge­ständ­nisse. Zum Bei­spiel, dass die Rei­se­wege der Fans ein­ge­schränkt werden. Bei allem Ärger: Unsere Pro­teste waren not­wendig und erfolg­reich. Schon um zu zeigen, dass man mit uns nicht alles machen kann.

Fuß­ball macht seine Haus­auf­gaben“
Hen­drik Große Lefert (Sicher­heits­be­auf­tragter des DFB)

Wir haben auf jeden Fall eine deut­liche Pro­fes­sio­na­li­sie­rung in der Sicher­heits­ar­beit und in der Fan­ar­beit erlebt. Es gibt ein stär­keres Bewusst­sein bei den Ver­einen für diese The­matik und einen inten­si­veren Dialog, wir hatten zuletzt einen erfreu­li­chen Rück­gang von Pyro­technik. Der Fuß­ball macht seine Haus­auf­gaben. Aber wir stoßen natür­lich an Grenzen des Mach­baren. Auch unsere Netz­werk­partner – Politik, Polizei, Justiz und natür­lich die Fan­or­ga­ni­sa­tionen – müssen am Ball bleiben. Die Abstim­mung zwi­schen all diesen Part­nern ist ins­ge­samt aber deut­lich besser geworden. Ich glaube auch, wir konnten nach der sehr emo­tional geführten Debatte ver­deut­li­chen, dass wir sehr daran inter­es­siert sind, die Fan­szenen lang­fristig und kon­struktiv ein­zu­binden, wie zum Bei­spiel in der AG Fanbelange/​Fanarbeit des DFB.

Fan­pro­jekte sind wichtig gegen Gewalt“
Boris Pis­to­rius (SPD), Innen­mi­nister in Nie­der­sachsen und Vor­sit­zender der Innen­mi­nis­ter­kon­fe­renz (IMK)

Wir haben in der IMK über die Umset­zung der gefor­derten Sicher­heits­maß­nahmen durch den DFB und die DFL gespro­chen. Dazu gehören die Ein­füh­rung flä­chen­de­ckender Stan­dards etwa im Bereich der Qua­li­fi­ka­tion der Ord­ner­dienste oder der Video­technik in den Sta­dien. Das sind gute Ansätze, die mit­tel­fristig ein wich­tiger Bei­trag gegen Gewalt in den Sta­dien sind. Ein wei­terer wesent­li­cher Punkt der Ver­ein­ba­rungen zwi­schen der IMK und den Fuß­ball­ver­bänden ist die Erhö­hung der Finan­zie­rung der Fan­ar­beit sowie ein inten­si­verer Dialog zwi­schen Fans, Klubs, Ver­bänden und Polizei. Ich habe mich als Vor­sit­zender der IMK bei der DFL und dem DFB erfolg­reich stark­ge­macht für die Auf­sto­ckung der Mittel für Fan­ar­beit. Fan­pro­jekte sind ein wich­tiger Bestand­teil einer Stra­tegie gegen Gewalt. Außerdem haben wir gemeinsam mit dem Nie­der­säch­si­schen Fuß­ball­ver­band die Kam­pagne Gemeinsam FAIR“ gestartet, mir der wir die fried­liche Fan­kultur för­dern wollen.

Die Politik folgt nicht immer“
Michael Gabriel (Leiter der Koor­di­na­ti­ons­stelle Fan­pro­jekte)

Es hat sich schon sub­stan­ziell etwas geän­dert. Bei DFL und DFB ist der rich­tige Schluss gezogen worden, dass ein kon­ti­nu­ier­li­cher und ver­bind­li­cher Dialog mit den Fan­szenen von essen­zi­eller Bedeu­tung ist. Wie sich das Thema wei­ter­ent­wi­ckelt, wird sich vor Ort ent­scheiden: Es gibt nun mal keine Fans von DFL und DFB, son­dern Fans von Dynamo Dresden oder dem 1. FC Nürn­berg. Ein abso­luter Fort­schritt ist, dass sich durch die erhöhte Finan­zie­rung die Situa­tion der meisten Fan­pro­jekte ver­bes­sert hat – auch wenn im Schnitt immer noch pro Standort nur zwei­ein­halb Kol­legen Ansprech­partner für Fan­szenen sind, deren Mit­glie­der­zahl locker in die Tau­sende geht. Ins­ge­samt ist der Fuß­ball seiner Ver­ant­wor­tung gerecht geworden, die Politik folgt da nicht immer. Bran­den­burg, Sachsen-Anhalt und Rhein­land-Pfalz kommen zum Bei­spiel ihren finan­zi­ellen Ver­pflich­tungen gegen­über den Fan­pro­jekten nicht aus­rei­chend nach.

Trenn­linie zu Kri­mi­nellen ziehen“
Andreas Rettig, Geschäfts­führer der DFL

Wir haben uns gleich nach den Beschlüssen mit Fan­gruppen zusam­men­ge­setzt, um ein noch bes­seres Ver­ständnis für­ein­ander zu bekommen. Wir haben Maß­nahmen umge­setzt, zum Bei­spiel Spiel­tags-Reportings der Fan­be­auf­tragten, um deren Erleb­nisse bei Aus­wärts­spielen zu erfahren. Zudem hat die DFL die Mittel für Fan­pro­jekte auf 3,2 Mil­lionen Euro ver­dop­pelt, hinzu kommen wei­tere Mittel vom DFB. Eine wei­tere Neue­rung ist die Grün­dung des Fach­be­reichs Fuß­ball­kultur. Wir sehen uns aber in erster Linie als Mittler, der Dialog muss vor allem zwi­schen Klubs und Fans statt­finden. Ich war aber auch Augen­zeuge bei Spielen wie Han­nover gegen Braun­schweig: Ver­mummte Kri­mi­nelle kann man nicht errei­chen, da muss man die Trenn­linie zu dia­log­be­reiten Fans ziehen. Ich würde mir wün­schen, dass die Fans, die von uns ernst genommen werden, nicht aus falsch ver­stan­dener Gano­ven­ehre davor zurück­schre­cken, Kra­wall­ma­cher zu melden, damit die Täter gezielt bestraft werden.

Teils nur Kos­metik, juris­tisch unsauber“
René Lau, AG Fan­an­wälte

Es ist ein­ge­treten, wovor wir gewarnt haben: Poli­zisten in Kai­sers­lau­tern oder Darm­stadt ver­su­chen, Nackt­kon­trollen in Zelten durch­zu­setzen. Wer das wann darf, ist genauso wenig juris­tisch sauber gere­gelt wie die Frage, wer die Kameras im Sta­dion aus­werten darf. Viele Beschlüsse waren ohnehin über­flüssig, das regeln schon Landes- oder Bun­des­ge­setze. Dass es mehr Dialog mit den Fans gibt, ist teils nur Kos­metik und hat mehr mit der Person von Herrn Rettig zu tun, der sich per­sön­lich bemüht, weniger mit DFL oder DFB. Die Innen­mi­nister reden ohnehin nur in Talk­shows popu­lis­tisch über die Fans, nicht mit ihnen. Man kann die Fans auch nicht trennen, sagen: Mit dir rede ich nicht, weil du eine Fackel hoch­hältst.“ Denn schließ­lich sind auch das Fuß­ball­fans, auch wenn das oft bestritten wird.