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Seite 2: Warum der Hype seine Kinder frisst

Leider nur ist längst pas­siert, was pas­sieren musste. Was immer pas­siert, wenn etwas recht uner­wartet und viel zu eupho­risch beginnt. Ob es nun um Anna-Lena und Martin, Bill Clinton oder eben die islän­di­sche Natio­nal­mann­schaft geht: Der Hype frisst seine Kinder, die da Begeis­te­rung und Sym­pa­thie heißen. Das ist nicht schlimm, nervt nur trotzdem schon jetzt kolossal.

Weil es nicht mehr nur Schwär­merei dar­über ist, wie toll sie doch sind, diese Isländer. Weil die Schwär­merei zum Geschäfts­mo­dell geworden ist. Und plötz­lich imi­tieren sie selbst auf Dorf­plätzen, die mit Island so viel zu tun haben wie Bon Jovi mit Bob Dylan, das ewige Huh. Plötz­lich ver­kleiden sich Come­dians, deren letzter guter Gag war, sich selbst Come­dian zu nennen, als Wikinger. Plötz­lich prü­gelt sich auch die letzte Tröte der Kapelle ein ‑son an den eigenen Namen. Und wirk­lich schlimm: Plötz­lich spielen sie auch noch alle Fuß­ball wie die Isländer.

Furchtbar unan­sehn­lich

Deren Spiel­weise, bei aller Begeis­te­rung für den Sie­geszug dieses famosen Under­dogs, ja vor allem eines ist: furchtbar unan­sehn­lich. Auch wenn es eine erstaun­liche Leis­tung ist, dass das Kon­zept Alle Mann hinten rein, lang nach vorn und dann mal schauen, was geht“ in der all­ge­meinen Wahr­neh­mung als Die kämpfen so toll“ auf­ge­nommen wird, bleibt es am Ende doch ein Alle Mann hinten rein, lang nach vorn und dann mal schauen, was geht“.

Eine Frage des Geschmacks, könnte man meinen. Und es ist ja auch nicht ver­werf­lich, der Erfolg hei­ligt schließ­lich die Mittel. Wenn sich nur nicht zeit­gleich immer so schreck­lich über den Stil der Mann­schaften auf­ge­regt werden würde, die wie Island spielen, nur eben nicht Island sind.

Aber die Mensch­heits­ge­schichte ist eben voller Irr­tümer. Und es ist ja auch nur Fuß­ball. Trotzdem, lieber Island-Hype, und um es mit Bon Jovi zu sagen: You Give Love a Bad Name.