Roberto Carlos rannte die 100 Meter in 10,6 Sekunden, beschleunigte einen Ball auf 202 Stundenkilometer und konnte um die Ecke schießen. So wie am 03.06.1997.
Roberto Carlos nahm sich ein bisschen mehr Zeit als sonst. Er legte den Ball auf die Stelle, an der Romario gefoult worden war, und blickte auf das Tor, das sich 35, vielleicht 37 Meter entfernt befand. Dann trat er den Ball mit dem linken Außenrist rechts an der Mauer vorbei. Der Ball flog, und es sah so aus, als lande er einige Meter neben dem Tor. Ein Fotograf, der links neben dem Tor postiert war, duckte sich.
Aber dann knallte der Ball vom Innenpfosten ins Tor. Keeper Fabien Barthez bewegte sich nicht, er realisierte die Situation erst, als der Ball im Netz lag.
Es geschah am 3. Juni 1997, ein Spiel zwischen Brasilien und Frankreich, Mini-WM nannte sich die Veranstaltung, keine große Sache, eher ein Test-Event ein Jahr vor der WM 1998. Doch dieses Tor brachte die Welt in Wallung.
„How did he do that?“
Die „Sunday Times“ brachte eine Woche später unter dem Titel „How did he do that?“ eine dreiseitige Reportage über Carlos’ Schuss. Darin kamen allerhand Physiker und Fußballexperten zu Wort, unter anderem wurde Robert Romer vom „American Journal of Physics“ zitiert. Er sagte: „Es interessieren mich eigentlich nur noch zwei Dinge: Zum einen die einheitliche Feldtheorie oder Weltformel. Zum anderen die Frage, warum ein Ball eine Kurve nehmen kann. Ich denke, zu meinen Lebzeiten werden Physiker die erste Frage klären, aber an der zweiten verzweifeln.“
Roberto Carlos war plötzlich in Erklärungsnot, schließlich hatte er, so hieß es jedenfalls zunächst, den Fußballfreistoß revolutioniert. Also stellte er sich hin und erzählte der Welt, was er da genau tat: „Ich lege den Ball so hin, dass das Ventil zu mir zeigt. Das Ventil ist der schwerste Teil des Balles. Dann nehme ich sechs bis acht Meter Anlauf und versuche, den Ball in der Mitte zu treffen. Wenn ich dann noch mit drei Zehen und dem Außenrist treffe, bekommt der Ball den gefährlichen Drall und landet im Tor.“ So einfach ist das also. Probiert es doch beim nächsten Spiel gegen die SG Grün-Weiß Golm/Töplitz oder Union Tornesch III gleich mal aus.