In Deutschland ist er fast vergessen, bei Ajax Amsterdam verehrt man Horst Blankenburg noch heute als Abwehrchef der größten Mannschaft in der Geschichte des Klubs. Heute wird er 75 Jahre alt. Hier erinnert er sich an seine Zeit mit Johan Cruyff.
Im Sommer 1971 ging Michels zum FC Barcelona, der Rumäne Stefan Kovacs wurde sein Nachfolger.
Kovacs ist heute ja fast vergessen – zu Unrecht! Unter ihm haben wir noch besser gespielt als unter Michels.
Warum?
Bei Michels hatte man Angst, Fehler zu begehen, er war ein Disziplin-Fanatiker. Kovacs hingegen war eine Frohnatur, er kannte die menschliche Unzulänglichkeit und verzieh Fehler. Das hatte zur Folge, dass wir uns freier fühlten und die Kreativität eines Genies wie Johan Cruyff sich erst voll entfalten konnte.
Worin bestand Cruyffs Genie?
Er war der beste Spieler, den ich je gesehen habe – allumfassend. Als er 1973 Michels nach Barcelona folgte, war das ein Riesenverlust für uns. Daran konnte sein designierter Nachfolger Jan Mulder nur scheitern, obwohl er selbst ein überdurchschnittlicher Spieler war. So gut wie Cruyff zu sein – das war unmöglich. Aber das Erstaunlichste an Johan war und ist, dass er trotz seiner Gabe nie auch nur eine Spur von Arroganz gezeigt hat. Ich habe ihn als überaus feinen Kerl kennen gelernt.
Das andere Genie im europäischen Fußball jener Zeit war Franz Beckenbauer – ein Mann, in dessen Schatten Sie zeitlebens standen.
Damit kann ich leben. Franz war überragend, ich hätte kein Problem damit gehabt, für ihn den Ausputzer zu machen oder mich sogar auf die Bank zu setzen.
Nicht einmal dort durften Sie Platz nehmen.
Ich bin teilweise selber Schuld. Nachdem ich mit Ajax zum dritten Mal in Folge den Europapokal der Landesmeister errungen hatte, steckte mir ein Journalist, dass Bundestrainer Helmut Schön gesagt habe: „Der Blankenburg ist mir noch nie aufgefallen. Ich wüsste nicht, warum ich ihn aufstellen sollte.“ Ich war natürlich sauer und antwortete dem Journalisten: „Schön kann mich am Arsch lecken!“ Das blieb nicht unveröffentlicht – und war das Ende meiner Nationalmannschaftsträume.
Dafür sind Sie der „Kaiser“ von Amsterdam. Auch nicht schlecht.
Soweit würde ich nicht gehen. Aber wenn ich mir ein Ajax-Spiel im Stadion ansehe, wissen viele, auch die Jüngeren, wer Horst Blankenburg ist. In Hamburg, wo ich jetzt lebe, ist das natürlich anders. Dort muss ich nicht pausenlos Hände schütteln. Aber ich empfinde das als recht angenehm. Ich möchte jedenfalls nicht mit Franz tauschen.