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Seite 2: „So gut wie Cruyff zu sein – das war unmöglich"

Im Sommer 1971 ging Michels zum FC Bar­ce­lona, der Rumäne Stefan Kovacs wurde sein Nach­folger.
Kovacs ist heute ja fast ver­gessen – zu Unrecht! Unter ihm haben wir noch besser gespielt als unter Michels.

Warum?
Bei Michels hatte man Angst, Fehler zu begehen, er war ein Dis­zi­plin-Fana­tiker. Kovacs hin­gegen war eine Froh­natur, er kannte die mensch­liche Unzu­läng­lich­keit und ver­zieh Fehler. Das hatte zur Folge, dass wir uns freier fühlten und die Krea­ti­vität eines Genies wie Johan Cruyff sich erst voll ent­falten konnte.

Worin bestand Cruyffs Genie?
Er war der beste Spieler, den ich je gesehen habe – all­um­fas­send. Als er 1973 Michels nach Bar­ce­lona folgte, war das ein Rie­sen­ver­lust für uns. Daran konnte sein desi­gnierter Nach­folger Jan Mulder nur schei­tern, obwohl er selbst ein über­durch­schnitt­li­cher Spieler war. So gut wie Cruyff zu sein – das war unmög­lich. Aber das Erstaun­lichste an Johan war und ist, dass er trotz seiner Gabe nie auch nur eine Spur von Arro­ganz gezeigt hat. Ich habe ihn als überaus feinen Kerl kennen gelernt.

Das andere Genie im euro­päi­schen Fuß­ball jener Zeit war Franz Becken­bauer – ein Mann, in dessen Schatten Sie zeit­le­bens standen.
Damit kann ich leben. Franz war über­ra­gend, ich hätte kein Pro­blem damit gehabt, für ihn den Aus­putzer zu machen oder mich sogar auf die Bank zu setzen.

Nicht einmal dort durften Sie Platz nehmen.
Ich bin teil­weise selber Schuld. Nachdem ich mit Ajax zum dritten Mal in Folge den Euro­pa­pokal der Lan­des­meister errungen hatte, steckte mir ein Jour­na­list, dass Bun­des­trainer Helmut Schön gesagt habe: Der Blan­ken­burg ist mir noch nie auf­ge­fallen. Ich wüsste nicht, warum ich ihn auf­stellen sollte.“ Ich war natür­lich sauer und ant­wor­tete dem Jour­na­listen: Schön kann mich am Arsch lecken!“ Das blieb nicht unver­öf­fent­licht – und war das Ende meiner Natio­nal­mann­schafts­träume.

Dafür sind Sie der Kaiser“ von Ams­terdam. Auch nicht schlecht.
Soweit würde ich nicht gehen. Aber wenn ich mir ein Ajax-Spiel im Sta­dion ansehe, wissen viele, auch die Jün­geren, wer Horst Blan­ken­burg ist. In Ham­burg, wo ich jetzt lebe, ist das natür­lich anders. Dort muss ich nicht pau­senlos Hände schüt­teln. Aber ich emp­finde das als recht ange­nehm. Ich möchte jeden­falls nicht mit Franz tau­schen.