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Seite 2: „Auf Keller wartet eine Herkulesaufgabe“

Und da könnte ein Pro­blem in seiner neuen Funk­tion lauern. In sol­chen Momenten nimmt der flau­schige Honig­bröt­chen-Präsi näm­lich gern mal das Heft des Han­delns in die eigene Hand. Aus seiner Zeit beim SC sind etliche nicht abge­spro­chene Vor­stöße bei Medien akten­kundig. Wie viele erfolg­reiche Geschäfts­leute, die auf Funk­tio­närs­ebene im Pro­fi­fuß­ball nach Wahr­neh­mung gieren, ist auch Keller mit öffent­li­cher Kritik manchmal über­for­dert und reagiert kratz­bürstig. In Baden kennen sie diese Seite an ihm, is’ halt der Fritz“, den muss man nehmen, wie er ist.

Sollte Keller in der Funk­tion des DFB-Chefs aber ebenso rasant per­sön­li­chen Gefüh­lig­keiten nach­geben, könnte es schwierig für ihn werden. Denn was pas­siert, wenn ein Ver­bands­boss in Augen­bli­cken zur belei­digten Leber­wurst meta­mor­phi­siert, durften wir bei Rein­hard Grin­dels abge­bro­chenem Deut­sche-Welle-Inter­view besich­tigen. Der Auf­tritt war das Fanal zu seinem spä­teren Rück­tritt. Da kennen die Sozialen Netz­werke keine Gnade.


Er wäre gut beraten, gute Berater zu haben

Keller sollte sich also bewusst sein, dass er von nun an kein drol­liger Pro­vinz­fürst mehr ist, son­dern die Wahr­neh­mung eines Staats­mannes erhält. Dass jede seiner Äuße­rungen auf die Gold­waage gelegt wird und er gut beraten ist, wenn er sich gute Berater an die Seite holt und jeden Schritt mit ihnen sorgsam abwägt. Keller wird lernen müssen, sich in die beamti­schen Struk­turen ein­zu­ar­beiten. Dass er in ein Span­nungs­feld gerät, das ihm als erfolg­rei­cher Geschäfts­mann seit jeher ein Graus sein wird: zwi­schen Akten­fresser, revi­sio­nis­ti­sche Sach­be­ar­beiter und Res­sort­leiter, die um nichts mehr fürchten als um ihre Pfründe.

Mit anderen Worten: Auf Fritz Keller wartet eine Her­ku­les­auf­gabe, für die er sich noch dazu aus seiner badi­schen Kom­fort­zone heraus bewegen und ins fros­tige Frank­furt gehen muss. Es spricht einiges dafür, dass es für die Ver­ant­wort­li­chen nicht ein­fach war, über­haupt einen geeig­neten Kan­di­daten zu finden, der sich für das DFB-Amt zu Wahl stellt. Den Satz von Theo Zwan­ziger, dass nur der Papst einen noch schö­neren Job hat als der DFB-Prä­si­dent, würde heute ohne eine satte Por­tion Sar­kasmus wohl nie­mand mehr so spre­chen. Es gehört also reich­lich Mut dazu, sich in so einer Situa­tion zur Wahl zu stellen. Zumal Fritz Keller viel mehr als einen Ruf zu ver­lieren hat. Und ihm wird es kalt den Rücken run­ter­laufen, wenn er sieht, wie beschä­digt seine Vor­gänger aus dem Amt geschieden sind: Theo Zwan­ziger kämpft vor Gericht ver­zwei­felt um sein Ansehen. Wolf­gang Niers­bach, ein ange­se­hener PR-Experte, bleibt vor der Folie des Som­mer­mär­chen-Skan­dals als ach­sel­zu­ckender Stammler in Erin­ne­rung. Und schließ­lich der prah­lende Uhren­sohn Rein­hard Grindel.

Womög­lich hat Fritz Keller des­halb in die Kan­di­datur ein­ge­wil­ligt. Weil er weiß, schlechter kann es nicht mehr werden. Im Sinne des deut­schen Fuß­balls bleibt ihm nur zu wün­schen, dass er mit dieser Ein­schät­zung richtig liegt.