Lange irrten die Würzburger Kickers durch die Untiefen des Amateurfußballs – bis Bernd Hollerbach kam und den Klub in die 2. Liga führte. Mit Bananensaft.
Es war nur noch eine Stunde bis zum Relegationshinspiel zur 2. Bundesliga. Im provisorischen VIP-Bereich des Kickers-Stadions am Dallenberg standen die Referees Dr. Felix Brych und Peter Sippel sowie Duisburgs Sportdirektor Ivica Grlic und Würzburgs Vorstandsvorsitzender Dr. Michael Schlagbauer beieinander. Grlic gestand Schlagbauer, dass die 3. Liga in der Saison 2014/15 eine große Umstellung für ihn gewesen sei. Als er einmal nach einer fragwürdigen Schiedsrichterentscheidung von der Bank aufgesprungen war, erklärte Grlic, habe er vergebens einen Vierten Offiziellen gesucht, um bei diesem zu reklamieren. Schlagbauer entgegnete: „Da, wo wir herkommen, gibt es nicht einmal Linienrichter.“
Und auch wenn Schlagbauer etwas übertrieb, so belegt diese Anekdote doch, wie groß die Unterschiede zwischen den Würzburger Kickers und dem MSV Duisburg einmal waren. Dass sich die beiden Klubs unlängst um eine Zulassung fürs Unterhaus stritten und Hollerbachs Team die Meidericher ausstach, kommt einem kleinen Fußballwunder gleich. Es ist die beinahe schon schnulzige Erfolgsgeschichte eines Mannes, der einst auszog, um Profi zu werden, nach seiner Laufbahn als Trainer zurückkehrt und seinen Heimatklub im Nu in die 2. Liga führt.
2012 vor 281 Zuschauern im Schnitt
Vor vier Jahren noch spielten die Unterfranken in der sechstklassigen Landesliga und tingelten zu den Auswärtsspielen über die Dörfer: TSV Kleinrinderfeld und 1. FC Burgkunstadt statt VfB Stuttgart und 1. FC Kaiserslautern. Zu den Heimspielen kamen im Schnitt 281 Zuschauer an den Dallenberg. 2012 errang Würzburg den Meistertitel, übersprang die Oberliga dank einer Umstrukturierung des Amateurfußballs und ging in der Regionalliga an den Start. 2014 kam Bernd Hollerbach und führte den Klub in zwei Jahren zweimal zum Aufstieg. Willkommen im Unterhaus!
Co-Trainer Peter Endres steht im Bauch des Duisburger Wedau-Stadions am Zapfhahn und füllt ein Bier nach dem anderen in Plastikbecher. Wenig später marschiert Schlagbauer, der Vorstandsvorsitzende höchstselbst, mit einem Tablett in die Kabine und serviert die Biere der Mannschaft. „Nie mehr 3. Liga, nie mehr, nie mehr“ hallt es aus der Umkleide.