In dieser Woche entbrannte die Diskussion, ob Lucas Silva mit 424 Spielminuten für Real der größte Flop in der Vereinsgeschichte gewesen sei. Wir haben im Archiv gestöbert, fanden Namen wie Faubert oder Woodgate. Eine Galerie am Abgrund.
»Endlich einen Abnehmer gefunden«, freuten sich die Fans von Real Madrid unverhohlen, nachdem Lucas Silva diese Woche an Cruzeiro FC verliehen werden konnte. Mit 424 Minuten ist er der Transfer mit den zweitwenigsten Spielminuten in der Vereinsgeschichte.
Die Legende unter den schlechtesten Spielern, die jemals das blütenweiße Trikot von Real Madrid anziehen durften: Julien Faubert. Real Madrid lieh sich den Verteidiger 2009 bei West Ham United aus. Aus Gründen, die weder der Spieler, noch der Verein, noch wir kannten. Die Überraschung im Training muss groß gewesen sein, konnte Faubert doch nicht ansatzweise mit dem Niveau seiner Mitspieler mithalten. Er spielte insgesamt 51 Minuten und war am Ende so sehr abgemeldet, dass er im Spiel gegen Villareal einfach auf der Bank einschlief.
Beim Debüt mit einem Eigentor (hier nicht bejubelt) und einer Gelb-Roten Karte vorstellig geworden, anschließend noch 13 weitere Spiele gemacht. Kein Hochglanzzeugnis für einen 18-Millionen-Mann, weshalb die Leser der Marca ihn mit 31 Prozent aller Stimmen zum größten Fehleinkauf des 21. Jahrhunderts wählten. Nahm den Preis entgegen: Jonathan Woodgate.
Ja, Niocolas Anelka hat auch bei Real Madrid gespielt. Was nicht weiter verwundert, denn der Franzose spielte bekannterweise auf dem gesamten Globus. 35 Millionen blätterte Real Madrid für ihn hin und erhielt im Gegenzug sieben Tore (drei davon bei der FIFA-Klub-WM) in 20 Spielen. Nach einer Trainingsverweigerung suspendierte ihn der Verein für 45 Tage. Anelka floh daraufhin in einem Kofferraum nach Paris, kam noch einmal zurück, bezwang Bayern München im Champions-League-Halbfinale 2000 im Alleingang und holte sich auch die Trophäe ab. Danach wechselte er ohne Wertverlust und einem Siebenjahresvertrag in seine Heimat zu Paris Saint-Germain.
Wer »Fantantonio« gerufen wird, passt eigentlich ins Anforderungsprofil der Madrilenen. Antonio Cassano erfüllte seinen Fünfjahresvertrag jedoch knapp nicht und wechselte nach 29 Spielen, vier Toren und ungezählten Disziplinarmaßnahmen zu Sampdoria Genua.
Keine gute Zeit verlebte Christoph Metzelder in Madrid. In drei Jahren voller Verletzungspech kam der ablösefreie Nationalspieler auf 31 Spiele. Wechselte danach zu Schalke 04. Unser Beileid!
Winken vor leeren Sitzschalen: das Symbolbild für die Zeit von Klaas-Jan Huntelaar. Kein echter Flop, aber für 27 Millionen hätte man etwas mehr als neun Tore in 20 Spielen erwarten dürfen.
Als Jahrhunderttalent und Neffe von Edgar Davids kam Royston Drenthe zu Real Madrid. 65 Spiele in fünf Jahren sind der Indikator für jegliche Mittelmäßigkeit. Mittlerweile ist Drenthe nach einem Kurzeinsatz in den Vereinigten Arabischen Emiraten vertragslos, sein Talent blitzt weiterhin bei Fußball Manager 08 auf.
»Huch, wo bin ich denn hier gelandet?« – Legenden besagen, dass Hamit Altintop die Antwort erst erfuhr, als er schon für Galatasaray Istanbul spielte. Immerhin: Zwölf Spiele und ein Tor für Real Madrid hat uns seine Vita voraus.
Noch heute wird an der Gesamtschule Lüdenscheid-West gerne folgende Matheaufgabe gestellt: »Wenn Nuri Sahin für zehn Millionen zu Real Madrid wechselte und zehn Mal mitspielen durfte, wie viel war dann jedes einzelne Spiel wert?« Richtige Antwort: Nicht viel. In Madrid wird sich gerne an sein Tor in der vierten Pokalrunde (Rückspiel) gegen Ponferradina zum vorentscheidenden 2:0 (Endstand 5:1) erinnert.