Für seinen neuen Bildband plant der Fotograf Gerrit Starczweski ein Spiel zwischen 22 nackten Spieler/innen. Wir sprachen mit ihm über Stolperfallen, Kommerz und bekleidete Flitzer.
Gerrit Starczweski, Sie planen ein Fußballspiel, bei dem jeder im Stadion nackt sein soll. Was bedeutet Nacktheit für Sie?
Nacktheit bedeutet für mich Authentizität und Natürlichkeit, denn nackt sind wir so, wie wir wirklich sind. Es geht darum, sich so zu akzeptieren, wie man ist, und wenn man diesen Gedanken verinnerlicht hat, kann man entspannter durchs Leben gehen. Das Projekt ist dabei nicht auf Sexualisierung ausgerichtet, es geht um Kunst und Fußballspielen. Ob da jetzt eine Frau mit besonders schönen Brüsten oder ein Typ mit großem Gemächt bei ist, ist absolut unwichtig – Körper ist Körper.
Wie kamen Sie auf die Idee, ein Fußballspiel zwischen Nackten zu veranstalten?
Ich habe schon als kleiner Junge meine ersten Fotos im Fußballstadion gemacht und vor fünf Jahren mein erstes Nacktprojekt inszeniert. Nun will ich meine beiden großen Leidenschaften zusammenbringen. Dabei geht es mir darum, Motive und Bilder zu produzieren, die es so noch nicht gibt. Bei meinen bisherigen Fußballbildern habe ich den Blick meist in die Kurve und das Drumherum gerichtet, weil mich die normalen Spielszenen langweilen. Nun interessiert mich auch die Anatomie des Körpers. Wie sieht es aus, wenn ein Nackter einen Flugkopfball oder Fallrückzieher macht?
Welche Aussage steht außerdem hinter Naked Fußball?
Neben den genannten Aspekten soll das Spiel auch ein Protest gegen die immer zunehmende Kommerzialisierung des Fußballs sein – Stichwort RedBull oder die Pläne, den Spieltag weiter zu zerstückeln. Deshalb findet der Naked Fußball auch am Tag des Champions-League-Finals statt, der Tradition wegen um 15:30 Uhr.
Wie viele potentielle Teilnehmer haben sich bislang bei Ihnen gemeldet?
Ich habe mein Projekt erst vor einer Woche publik gemacht und bisher 50 Anmeldungen von Männern und Frauen erhalten, die Resonanz ist also positiv. Wenn aber jemand spontan beschließt, sich bei der Sache zu beteiligen, ist er herzlich willkommen. Es geht ausschließlich ums Fußballspielen. Die Teilnahme ist komplett kostenlos, auch für die Zuschauer, einzige Bedingung für den Einlass ist die eigene Nacktheit.
Gab es bisher auch Anfragen von Ex-Profis oder Prominenten?
Ich habe E‑Mails von Frank Fahrenhorst und Michael Schulz erhalten, die beide gerne mitmachen würden. Ich bin mir nicht sicher, ob sich da jemand einen Spaß erlaubt, aber wenn man den Gerüchten glauben darf, sind beide Spieler sehr gut ausgestattet und ich muss mir jetzt Gedanken um eine medizinische Versorgung machen, falls einer von beiden über sein drittes Bein stolpert. (lacht.) Ich denke, dass Ansgar Brinkmann auch für eine Teilnahme prädestiniert wäre. Ansonsten hat sich das Management von Micaela Schäfer bei mir gemeldet, aber die Frau hat herzlich wenig mit Fußball oder den Hintergründen des Projektes zu tun, weshalb ich da eher skeptisch bin.
Sind Sie ernsthaft der Meinung, dass 22 nackte Fußballer und Fußballerinnen den Fußball zurück zu alten Tugenden führen können?
Natürlich werde ich mit dem Spiel nichts Gravierendes verändern. Es wäre utopisch zu glauben, man könnte den Kommerz im Fußball aufhalten. Mir ist es dennoch wichtig, ein Zeichen zu setzen. Mich stört am heutigen Profifußball, dass die Kluft zwischen Fans und Spielern immer größer wird und es nur noch wenige Identifikationsfiguren gibt. Letzten Endes sind die Leute aus der Kurve die Basis für den Fußball, deshalb sollten deren Anliegen beispielsweise bei der Terminierung der Spieltage berücksichtigt werden.