Beim Länderspiel gegen Island gibt Uli Hoeneß bei RTL sein Debüt als Fernsehexperte. Und wenn es nur halb so wild wird, wie wir uns das vorstellen, dann ist für eines auf jeden Fall gesorgt: beste Unterhaltung.
Florian König: Herr Hoeneß, auch die heutige Partie der deutschen Nationalmannschaft gegen Island findet natürlich ohne Zuschauer statt. Haben Sie sich mittlerweile an die Atmosphäre der Geisterspiele gewöhnt?
Uli Hoeneß: Ich finde die Geisterspiele zeigen einmal mehr: Fußball ist auch ohne Ultras möglich!
Auch mit Fans war die Stimmung bei Länderspielen zuletzt ziemlich mau. Müssen sich in dieser Hinsicht auch die Verantwortlichen hinterfragen?
Eure Scheißstimmung, da ist doch der Fanclub Nationalmannschaft dafür verantwortlich und nicht wir!
Immerhin durften die Fans sich eine Torhymne aussuchen. Statt Oliver Pocher gibt es jetzt Kirmestechno von Zombie Nation.
Das ist der Dreck, an dem unsere Gesellschaft mal ersticken wird.
Oha. Kommen wir lieber schnell zum Sportlichen. Joachim Löw hört nach der EM im Sommer auf. Wen wünschen Sie sich als Nachfolger?
For me, it’s scheißegal!
„Ich bin kein Besserwisser, sondern ein Bessermacher“
Kommen Sie. Es wird Ihnen ja wohl kaum egal sein, wenn sogar der Name Lothar Matthäus durch die Medien geistert. Immerhin war er bereits schon früher mal für den Posten im Gespräch.
Wenn Matthäus Bundestrainer geworden wäre, das wäre wie wenn der Chefspion des KGB Bundeskanzler geworden wäre. Solange ich als Experte etwas zu sagen habe, wird Lothar Matthäus nicht mal Greenkeeper im neuen DFB-Leistungszentrum.
Wer soll es dann machen? Christoph Daum?
Der ist ein Selbstdarsteller mit außergewöhnlichem Hang zum Größenwahn. Daran hat sich nichts geändert.
Haben Sie andere Vorschläge? Wollen Sie es am Ende vielleicht sogar selbst machen?
Ich bin kein Besserwisser, sondern ein Bessermacher.
Uli Hoeneß, vielen Dank für den Moment, wir sprechen uns in der Halbzeitpause wieder.
„Ich hätte nicht Dreck sagen sollen, sondern Mist“
Halbzeitpause.
Herr Hoeneß, zur Pause steht 1:0 für Island. Immer wieder kamen die Isländer über die linke Seite der Deutschen. Wie bewerten Sie die Leistung von Marcel Halstenberg?
Der spielt einen Scheißdreck zusammen!
Sind das nicht Worte, die vielleicht ein bisschen zu hart sind, Herr Hoeneß?
Ich hätte nicht Dreck sagen sollen, sondern Mist.
Dabei war Halstenberg zuletzt einer der Shootingstars.
Dem wurde zu viel Puderzucker in den Hintern geblasen. Immer soll die Sonne scheinen. Aber in Zukunft regnet es auch mal, wenn die Leistung nicht stimmt.
Und damit gehen wir in die Werbung. Uli Hoeneß wird uns dann nach dem Spiel noch einmal seine Einschätzung geben.
Herr Hoeneß, die deutsche Nationalmannschaft hat mit 0:1 gegen Island verloren. Ihr Fazit zum Spiel?
Ich glaube nicht, dass wir das Spiel verloren hätten, wenn es 1:1 ausgegangen wäre.
Toni Kroos fehlte verletzungsbedingt. Hätte es ihn, als eine Art Matchwinner, heute dringender denn je gebraucht?
Wie bitte? Wissen Sie, wer heute Matchwinner war? Finnbogas. Ja? Okay. Der war der beste Mann am Platz. Weltklasse. Eins mit Sternchen hat der heute gespielt. Und nicht der Toni Kroos. Lassen Sie den schön mal unten. Das ist nicht gut, wenn man die Jungen so hochjubelt.
(Stille.) Ähm ja. Aber Sie erinnern sich sicherlich: Das Tor von Toni Kroos gegen die Schweden. Das war schon eine sensationelle Einzelleistung, die heute fehlte, oder nicht?
Ja, okay, der Freistoß. Aber den Freistoß werden wir zwei hier auch noch schaffen, oder?
Woran hat es Ihrer Ansicht denn nun gelegen?
Die Spieler begreifen nichts. Sie begreifen nicht, dass Fußball aus totaler Arbeit besteht, sieben Tage lang die Woche. 30 Minuten nach der Pleite werden schon wieder Sprüche geklopft und Karten gespielt. Sie essen Scampis, ich habe eine schlaflose Nacht.
„Die müssen sich doch mal den Frust von der Seele saufen!“
So schlimm?
Fußballer, gerade auch bei der Nationalmannschaft, müssten jeden Morgen zwei Kerzen aufstellen, dass sie so einen Lebensstandard genießen dürfen.
Was muss jetzt passieren?
Die müssen sich doch mal den Frust von der Seele saufen. Wir haben doch früher auch auf dem Oktoberfest die Maßen reingelassen.
Was erhoffen Sie sich davon?´
Wir müssen dafür sorgen, dass wieder das Wehklagen einsetzt, wenn die anderen uns in der Tabelle mit dem Fernglas anschauen.
Dazu braucht es allerdings erst einmal ein paar Punkte. Am Sonntag geht es gegen Rumänien, nächsten Mittwoch gegen Nordmazedonien.
Wenn man gegen Nordmazedonien spielt, kann man auch gegen den FC Tegernsee spielen!
Und dann klappt es am Ende doch? Deutschland wird Europameister im Sommer und Weltmeister im Winter?
Der Nikolaus war noch nie ein Osterhase. Am Ende wird der FC Bayern, äh die deutsche Nationalmannschaft, wie immer oben stehen.