Eine Woche vor dem Saisonstart scharren die Drittliga-Aufsteiger mit den Hufen. Doch wer sind die vier Neuen eigentlich? Antwort: Ein Mix aus überbordender Emotion, teuflischer Tradition und pharmazeutisch gestärktem Lokalkolorit.
Ob der Deibel persönlich den Geist von Donnerschwee ausgesandt hatte, um die Zweitligakonkurrenz heimzusuchen? Kann schon sein. Wer in den späten Achtzigern zum Auswärtsspiel nach Oldenburg reiste, der freute sich nämlich nicht etwa auf einen munteren Kick im Donnerschwee-Stadion. Nein, der fürchtete nicht weniger als die Hölle des Nordens. 1991 schloss die Hölle ihre Pforten, wenig später ging es für den VfB bergab. Eine Insolvenz, unzählige Auswärtsfahrten in die niedersächsische Provinz und zwei Aufstiegsspiele gegen den BFC Dynamo später ist Oldenburg zurück im Profigeschäft.
Da Donnerschwee Geschichte ist, muss das Marschwegstadion zur neuen Drittliga-Hölle mutieren – sobald die Spielstätte denn auf das entsprechende Niveau gebracht wurde. Die Geister der Vergangenheit allein werden jedoch nicht reichen, um den Klassenerhalt einzutüten. Da große Namen fehlen – einst schwang kein Geringerer als Rudi Assauer beim VfB die Zigarre –, musste Personal zugekauft werden. Eine Prämisse: Erfahrung. Aus Dänemark holte Oldenburg den früheren Bundes‑, Zweit- und Drittligakeeper Sebastian Mielitz zurück. Aus Duisburg kam Innenverteidiger Oliver Steurer, aus Zwickau Spielmacher Manfred Starke.
Was noch fehlt, ist hochkarätiges Personal für die Offensive. Und das ist teuer. Ein Problem, da Oldenburg im finanziellen Bereich sicher nicht zur Ligaspitze gehört. Die Funktionäre um Sportdirektor Sebastian Schachten müssen also hoffen, dass bei den großen Klubs noch etwas vom Laster fällt. Die Laune verdirbt das nicht. Noch herrscht Aufstiegseuphorie. „Die ganze Stadt hat nach dem Erfolg gelechzt“, sagte Schachten bei „Magenta Sport“. Das vorläufige Highlight gibt es schon zum Auftakt: Derby gegen Meppen.
Läppische 32 Jahre hat es gedauert. Und schon war die SpVgg Bayreuth zurück im Profigeschäft. Dort angekommen durfte der frühere Zweitligist sogleich erleben, wie wenig alte Verbundenheiten in Liga drei zählen. Die Regionalligasaison war noch nicht beendet, da baggerte Zweitliga-Absteiger Aue bereits an Trainer Timo Rost. Letztlich mit Erfolg: Nach vier Jahren zog es den Coach von der Altstadt, lieber noch Oldschdod, in Richtung Erzgebirge. Mit Tim Danhof und Ivan Knezevic gingen zwei Leistungsträger den gleichen Weg. Geschäftsführer Wolfgang Gruber sprang im Achteck, konnte aber nur zusehen, dass Aue nicht noch weiteren Spielern den Kopf verdreht. „Ich finde nur, dass ein Trainer, der wechselt, immer im Auge haben sollte, was er hinterlässt“, sagte Gruber dem Lokalblatt „Kurier“.
Aber was hat Timo Rost denn nun hinterlassen? Eigentlich ein ganz vernünftiges Konstrukt. Klar, die Tiefschläge, die die Abgänge von Danhof und Knezevic bedeuteten, haben mal so richtig gesessen. Die beiden allein hatten zuletzt für 42 Scorerpunkte gesorgt. Andererseits schoss die SpVgg in der vergangenen Saison ohnehin alles in Grund und Boden – 103 Tore. Es müsste also genügend Personal mit dem Torriecher verblieben sein. Hinzu kommen erfahrene Neuzugänge. Aus Würzburg, mit dem Bayreuth die Liga getauscht hat, wechselte Angreifer Moritz Heinrich auf Jakobs Höhen. Luke Hemmerich kam aus Münster, Eroll Zejnullahu vom Berliner AK. Letzterer spielte jahrelang in der zweiten Liga.
Königstransfer war trotzdem ein anderer: Michael Born. Der frühere Paderborn- und Dresden-Funktionär soll als Teil der Geschäftsführung die Richtung weisen. „Ein Statement“, wie man bei der SpVgg findet. Trotzdem ist klar: Für Bayreuth geht es nur um den Klassenerhalt. Bleibt das Personal zusammen, könnte dieser auch gelingen. Übrigens bewegte die Höhenluft der 3. Liga – inklusive anstehendes DFB-Pokalduell mit dem HSV – die Bayreuther Verantwortlichen auch abseits des Personals zu Veränderungen. Erste Maßnahme: Anpassung des Vereinslogos. Profifußball – da muss doch vermarktet werden.