Er wirbelte mit dem VfB Stuttgart durch die Bundesliga, hätte mit Arsenal fast die Champions League gewonnen und spielte noch als Fast-Greis international: Heute wird Aleksandr Hleb 40 Jahre alt. Wir gratulieren mit den spektakulärsten Bildern einer spektakulären Karriere.
Im Juli 2000 verpflichtet der VfB Stuttgart nicht nur Silvio Meißner, Jochen Seitz und einen Hauptkommissar-Bürstenschnitt-Spieler, den wir nicht kennen, sondern auch ein 19-jähriges Talent namens Aleksandr Hleb. Und schon bald steht fest: die Belarusenhocke hat er drauf.
Der Plan: Altmeister Krassimir Balakov soll Lehrling Hleb langsam aber sicher beibringen, wie man die Zügel einer Bundesligamannschaft in der Hand hält. Oder einen Ball bei einem lässigen Foto-Shooting. Oder beides.
Mit speziellen Übungen wird Hleb auf seine spätere Rolle als Überflieger vorbereitet.
Ebenfalls im Sommer 2000 holt Stuttgart auch seinen jüngeren Bruder Vyacheslav Hleb nach Deutschland. An den Aleksandr sofort versucht, das von Balakov Erlernte weiterzugeben.
Heute unglaublich, damals ganz normal: Der VfB stellt den beiden nicht mal ein Gamepad zur Verfügung. So dass sie ihre Lieblings-Fußball-PC-Simulation mühsam per Tastatur bedienen müssen. Gefällt das nicht: den Tasten „A“, „S“, „D“ und „W“.
War sich schon damals nicht zu schade für die Drecksarbeit: Aleksandr Hleb.
War sich nicht mal zu schade für die ganz schalen Gags: Aleksandr Hleb.
Sportlich sorgt Aleksandr – nachdem er ein Jahr vor allem in der zweiten Mannschaft eingesetzt wird – im Gegensatz zu seinem Bruder bald für Furore. Als Teil der sogenannten „jungen Wilden“ wird er 2002/2003 sensationell Vizemeister, mit teilweise berauschendem Fußball begeistert die Mannschaft das ganze Land und zieht in die Champions League ein.
Damals normal: Hleb im Zweikampf gegen vier Gegenspieler.
Damals eher nicht normal: Hleb komplett ohne Gegenspieler.
Damals quasi nicht zu stoppen: Aleksandr Hleb.
Also wirklich.
Kurios: Hleb spielt nicht nur verblüffend gut Fußball, er ist auch Teil der bis heute breitesten Mixed-Mauer jemals. Weltrekord!
Einer der spektakulärsten Fußballer der 2000er-Jahre. Und Lionel Messi.
In seinen ersten fünf Jahren in Deutschland kommt Hleb auf insgesamt 66 Scorerpunkte. Wobei sich sein Einfluss nur schwer an konkreten Zahlen festmachen lässt. Andererseits: Allein in der Saison 2004/2005, seiner vorerst letzten in Stuttgart, bereitet er 14 Tore vor. Spätestens jetzt steht er auch bei den ganz großen Vereinen Europas auf dem Zettel.
Schlussendlich entscheidet sich Hleb 2005 für Arsenal und die Premier League. Was, nicht völlig überraschend, auch immer wieder zu Schmerzen führt.
Lässt auch in England gerne Leute aussteigen, im Zweifel sogar sich selbst: Aleksandr Hleb.
Einer der spektakulärsten Zehner der frühen 2000er-Jahre. Und Ronaldinho.
Nach drei Jahren in England zieht Hleb 2008 weiter nach Spanien, zum FC Barcelona. Er ist jetzt ganz oben angekommen.
Doch auch aufgrund von Verletzungen fasst er bei den Katalanen nie so richtig Fuß. Nach 36 Pflichtspielen und keinem Tor in einem ganzen Jahr ist das Abenteuer Barcelona für Hleb wieder beendet.
Achtung, Verwechselungsgefahr! Der Aleksandr Hleb, der 2009 nach Stuttgart zurückkehrt, ist nicht mehr der, der den VfB 2005 verlassen hatte. Auch wenn Trainer Christian Gross das lange nicht mitbekommt.
Aber Hleb gibt keinen, Tschuldigung, Fick. Beziehungsweise einen, Tschuldigung, Fick. Beziehungsweise haben wir nie ganz verstanden, wie man das jetzt „richtig“ sagt.
Wir kommen zur beliebten Kategorie „Vereine, von denen wir nicht mehr wussten, dass Hleb mal für sie gespielt hat“: VfL Wolfsburg.
Birmingham City
Konyaspor
Genclerbirligi
FC Ausgburg (Ok, fair enough, in Augsburg hat er sich nur mal ein paar Wochen lang fit gehalten, aber nie einen Vertrag unterschrieben.)
KS Samara
Die letzten Jahre seiner Karriere verbringt er mit kurzen Unterbrechungen bei seinem Heimatverein BATE Borissov. Mit dem er auch immer wieder in der Champions League auftaucht. Im März 2020, nach mehr als 20 Jahren Profifußball, ist dann endgültig Schluss.
Insgesamt kommt Hleb auf über 700 Pflichtspiele, 81 davon macht er für Belarus. An einem großen Turnier nimmt er leider nie teil.
Und trotzdem: Aleksandr Hleb kann es sich jetzt mit gutem Gewissen auf der Couch gemütlich machen. Wir gratulieren zum 40. Geburtstag – und zu einer großen Karriere. Alles Gute.