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Seite 2: „Als wenn uns jemand das Herz rausreißt“

Pro­bleme hatten Sie nicht nur mit Fans. Ihr Spieler Daniel Frahn soli­da­ri­sierte sich zunächst mit den rechts­extremen Hoo­li­gans, indem er ein sze­ne­ty­pi­sches Shirt mit der Auf­schrift Sup­port your local hools“ hoch­hielt. Danach bat er um Ent­schul­di­gung.

Da haben wir ihm geglaubt. Er hat sehr schnell erfahren, was für eine Dimen­sion das für ihn hat, in so einer Schub­lade zu sein, für ihn und seine Familie. Auf­ge­löst hat er mir und dem Insol­venz­ver­walter Klaus Siemon erzählt, dass ihm nicht bewusst war, in wel­chen Kreisen dieses T‑Shirt ange­sie­delt ist. Ich habe ihm geglaubt, ihn ver­tei­digt und habe ihm eine Rück­kehr und damit öffent­liche Reha­bi­li­ta­tion ermög­licht.

Die Trainer ernannten ihn vor der aktu­ellen Saison sogar zum Kapitän.

Ich habe im Trai­nings­lager mit Daniel ein Ein­zel­ge­spräch geführt – dar­über, ob er weiß, was für eine Ver­ant­wor­tung das ist und dass wir uns tau­send­pro­zentig auf ihn ver­lassen müssen.

Doch dann fuhr Frahn zum Aus­wärts­spiel nach Halle und stand dort neben stadt­be­kannten Neo­nazis von Kaotic Chem­nitz“ im Fan­block, die vom Ver­fas­sungs­schutz beob­achtet werden.

Wir haben über­haupt nichts dagegen, dass ein Spieler in den Fan­block geht. Das wird ja öfter gemacht, auch wenn man mal Nähe demons­trieren will. Nur: Unser Pres­se­spre­cher hat Daniel vorher noch zu sen­si­bi­li­sieren ver­sucht und geschrieben, wie prekär das Ganze ist und er auf­passen solle, mit wem er im Block stehe und er sich auf keinen Fall in irgend­etwas rein­ziehen lassen soll – gerade bei der Vor­ge­schichte. Daniel wurde also mehr als nur gewarnt.

Das hat er wohl nicht befolgt. Nach unseren Infor­ma­tionen ist er sogar in seinem Pri­vat­auto mit füh­renden Mit­glie­dern der Grup­pie­rung Kaotic“ zum Spiel gereist.

Direkt nach dem Spiel haben mich unab­hängig von­ein­ander unser Fan­be­auf­tragter, unser Pres­se­spre­cher und die Polizei über einen Sach­ver­halt infor­miert, der mich nach Rück­sprache und vollem Ein­ver­nehmen mit Klaus Siemon und den Gesell­schaf­tern des Chem­nitzer FC zum Han­deln gezwungen hat. Daniel wollte sich posi­tio­nieren – mehr kann ich dazu nicht sagen.

Wie hat sich das für Sie ange­fühlt?

Es war, als wenn uns jemand das Herz raus­reißt. Alles, was bis dahin pas­siert ist, konnte ich mit den Trai­nern abfe­dern, denn es kam alles von außen. Aber wenn dich einer aus der Mitte hin­ter­geht, ist es, als wenn ein Fami­li­en­mit­glied einen betrügt. Das war maximal emo­tional für uns. Ich habe den Raus­schmiss aus­führ­lich mit allen Fakten, Bil­dern und Infor­ma­tionen, die mir zur Ver­fü­gung standen, mit Mann­schaft und Funk­ti­ons­team auf­ge­ar­beitet. Da hatten zwei, drei Spieler Tränen in den Augen.

Wer ist beim Chem­nitzer FC stärker: die sport­liche Füh­rung oder die rechts­extreme Fan­grup­pie­rung?

Die Füh­rung des Ver­eins ist immer stärker. Aber Ver­eine, die finan­ziell nicht auf Rosen gebettet sind, müssen bereit sein, für den rich­tigen Kurs auch mal finan­zi­elle Nach­teile in Kauf zu nehmen. Denn wenn sie gegen gewisse Strö­mungen vor­gehen, kann es sein, dass es erst einmal Geld kostet – wegen weniger Zuschauern oder dem Weg­bleiben von Spon­soren.

Was kann der Verein noch machen?

Es müsste sich eine Gegen­be­we­gung ent­wi­ckeln, die stark genug ist, den rechts­extremen Fans Paroli zu bieten. Am besten ist es, wenn die Fans das intern im Block klären und direkt ein­greifen bei sowas, wenn sich also die Szene selbst berei­nigt. Wichtig ist erst mal, dass Ruhe ein­kehrt. Dann muss der Verein weiter klare Kante zeigen. Es dürfen keine faulen Kom­pro­misse gemacht werden.