Es könnte alles so einfach sein, ist es aber nicht. Dieses Motto wurde schon bald unser Motto zu unserem Auswärtsspiel des BVB in Piräus.
Unsere eigentliche Tour nach Athen war sehr gut durchdacht und so wollten wir am 19. Oktober die Anreise nach Griechenland um 12 Uhr ab Brüssel antreten, um gegen 16.10 Uhr in Athen zu landen. Genug Zeit, um vom Flughafen zum Treffpunkt zu kommen, das Spiel zu sehen und gemütlich am nächsten Morgen um 8.40 Uhr die Rückreise anzutreten.
17. Oktober: Flug gestrichen – keine Umbuchung möglich
Auf Grund des Generalstreiks in Griechenland kam jedoch alles anders. Am Montag, den 17. Oktober sickerte von unserer Fluggesellschaft die Information durch, dass unser Flug gestrichen und derzeit leider auch keine Umbuchung möglich sei. Zu diesem Zeitpunkt stand ich alleine vor der Entscheidung, einen Flug zu suchen und diesen Höllentrip zu meistern. Es wurde den ganzen Abend hin und her telefoniert, denn viele hatten das gleiche Problem wie ich. Es fanden sich schnell drei Leute (zwei von ihnen wären sowieso mit mir geflogen), die trotzdem bereit waren alles für diese Tour in Kauf zu nehmen.
Das Internet, diverse Koffeingetränke sowie das Handy wurden in dieser Nacht meine Freunde. Auf Grund des Generalstreiks war eine Anreise über den Flug, sowie den Seeweg leider zu diesem Zeitpunkt nicht möglich. Schnell diskutierten wir darüber, in einem Nachbarland zu landen, uns einen Mietwagen zu besorgen um dann über die Grenze nach Griechenland zu kommen. Laut Medienberichten schien die Grenze von Mazedonien zu Griechenland ebenfalls dicht zu sein. Uns blieben also nur zwei Möglichkeiten: entweder über die Türkei oder über Bulgarien anzureisen. Machen wir uns nichts vor, hätten wir erste Möglichkeit gewählt, wären wir nicht pünktlich zum Anpfiff im Stadion gewesen.
18. Oktober., 20.15 Uhr: Fahrt von Hilden nach Wien
So blieb uns nur die Möglichkeit, über Bulgarien anzureisen. Schnell wurden Flüge gefunden, die jedoch finanziell und zeitlich außerhalb des geplanten Rahmens lagen. Doch ab Wien gab es noch Flüge, die zwar zeitlich auch knapp waren, für uns jedoch realistisch schienen. Dass alles anders kommen würde, ahnte noch niemand von uns.
Unser Flug sollte also am Mittwoch morgen um 6.55 Uhr in Wien starten und um 9.20 Uhr in Sofia landen, der Rückflug stand für den nächsten Tag um 10.05 Uhr ab Sofia fest.
So machten wir uns also zu viert ab Hilden am Dienstag Abend um 20.15 Uhr auf die Reise nach Wien. Wir kamen sehr gut durch, so dass wir schon gegen 5.00 Uhr den Flughafen erreichen konnten und daher noch genug Zeit hatten, um einzuchecken und uns ein wenig auszuruhen. Also saßen wir um 6.40 Uhr im Flugzeug und kamen auch wie geplant um 9.20 Uhr in Sofia an. Über das Internet hatten wir bereits einen Leihwagen gebucht, den wir direkt nach Ankunft in Sofia abholen konnten.
19. Oktober, 9.20 Uhr: Die Fahrt von Sofia nach Kulata beginnt
Im Mietwagen wurde dann direkt die Route nach Kulata (Grenzstadt nach Griechenland) eingegeben. Zur Entfernung sei gesagt, dass es gut 187 Kilometer waren, die wir in sage und schreibe 3 Stunden und 16 Minuten schaffen sollten. Im Internet sah es so aus, als würden wir die Strecke über die Autobahn fahren und so dachten wir, dass eine Zeitersparnis locker drin gewesen wäre.
Die ersten Kilometer durch Sofia und über Pflastersteine und Schlaglöcher belehrte uns jedoch eines Besseren. Nachdem wir Sofia verlassen hatten, wurden die Straßen jedoch besser und wir kamen zügiger voran. Von einer Autobahn jedoch war nichts zu sehen. So fuhren wir über Landstraßen, die mal zwei- und mal vierspurig waren. Die Fahrweise der Bulgaren ließ ebenfalls zu wünschen übrig, wir passten uns also an und ließen den Blinker praktisch während der ganzen Fahrt unbetätigt. Überholmanöver nach Überholmanöver waren also für uns an der Tagesordnung und so kämpften wir uns über die Landstraße immer weiter durch zur Grenzstadt Kulata.
19. Oktober, mittags, in einem völlig überladenen Fiat 500
Dort angekommen wurde im Navigationssystem die Karte gewechselt und der Treffpunkt eingegeben, den wir laut Navi später als geplant, nämlich um 18.30 Uhr erreichen sollten. Schnell wurde klar, dass eine normale Anreise jetzt nicht mehr möglich war. So wurde aus unserem Fiat 500, der gefühlte 30 PS hatte und mit vier Mann mehr als überladen war, alles rausgeholt, was möglich war. Unsere Distanz ab Kulata nach Athen betrug zum Zeitpunkt der Grenzüberfahrt sage und schreibe 620 Kilometer, die wir laut Navi in 7:14 Stunden schaffen sollten.
Etwa 200 km vor Athen waren wir sehr gut im Zeitplan. Doch leider kam wieder alles anders. Als wir Athen erreichten standen wir im Stau, so dass es unmöglich war zum Treffpunkt zu fahren. Wir erhielten immer wieder Informationen, dass die ersten Busse schon zum Stadion losgefahren seien und dass wir uns beeilen müssen. Kurz bevor wir am Treffpunkt waren, erhielten wir die Information, dass alle Busse bereits am Stadion sind und wir bis halb sieben dort sein müssen.
19. Oktober, abends, Irrfahrt durch Athen
Das Problem bei uns war allerdings, dass nur zwei von uns Karten hatten. Vom Treffpunkt aus drehten wir um und machten uns auf dem Weg zum Stadion. Dort angekommen und von nichts eine Ahnung, landeten wir prompt mit dem Auto vor dem Eingang der Heimfans. Wir können von Glück sagen, dass wir ein bulgarisches Kennzeichen und keine Fanutensilien hatten, so dass wir eigentlich kaum auffallen konnten.
An dieser Stelle standen wir kurz davor zu versagen und wollten schon wieder den Weg nach Sofia antreten. Dank unseres Fanbeauftragten, den wir jetzt alle zwei Minuten am Telefon hatten, erreichten wir doch noch den Gästeparkplatz. Wir waren froh, als wir nun endlich im Block waren, wir hatten es geschafft! Nach dem Abpfiff standen wir noch circa eine Stunde im Block, womit wir ja gerechnet hatten, allerdings sah unser Zeitplan mehr als schlecht aus.
20. Oktober, 1.30 Uhr: Die Rückfahrt beginnt
Um 1.30 Uhr erreichten wir dann schließlich unser Auto und verließen den Gästeparkplatz noch vor den Bussen. In Athen gab es Gott sei dank nur kurze Verzögerungen und so ging es nach dem Tankstop schließlich wieder im rasanten Tempo Richtung Kulata. Die Autobahnen waren zu dieser Zeit sehr leer, so dass wir, wie schon auf der Hinfahrt, die geplante Ankunftszeit erneut senken konnten. Gegen 7 Uhr morgens (1 Stunde und 14 Minuten eingespart) und 620 Kilometern erreichten wir Kulata in Bulgarien. Laut Navi hieß es erneut 193 Kilometer und 3:14 Stunden. Da aber unser Flug um 10.05 Uhr starten sollte, mussten wir alles daran setzen, erneut Zeit einzusparen.
In Sofia selbst ging das leider gar nichts mehr. Wir standen erneut im Stau und der Flug rückte für uns in weite Ferne. 10 Minuten vor Abflug erreichten wir schließlich Terminal 2 des Flughafens, doch wir mussten ja noch den Leihwagen zurück geben und einchecken. Wir teilten uns auf, zwei liefen so schnell sie konnten in Richtung Check-IN, während die anderen den Schlüssel des Leihwagens zurückgaben und die Reste der Tour entsorgten.
20. Oktober, morgens: Check-in verpasst.
Am Schalter angekommen mussten wir jedoch feststellen, dass der Check-IN bereits gelaufen war und wir uns wohl um einen anderen Flug kümmern mussten. Die Frau am Schalter gegenüber wurde direkt angesprochen, da wir in diesem Moment den letzten Aufruf für unseren Flug hörten. Ohne zu zögern ergriff sie das Telefon und versuchte uns zu helfen, nach zwei Minuten kam jemand zum Check-IN und wir bekamen unsere Tickets mit dem Hinweis, dass der Flug Verspätung habe und wir nun doch noch fliegen können, wenn wir uns beeilen.
Wir rannten Richtung Fluggate, der sich auf der nächsten Etage gespannt. Nach einer Ausweiskontrolle und Gepäckkontrolle (die wenig besucht war) ging es zum letzten Spurt Richtung Gate. Als wir dort ankamen, saßen jedoch noch alle Passagiere auf ihren Plätzen und schmunzelten grinsend, als wir an ihnen vorbei liefen. Nach etwa fünf Minuten Wartezeit konnten wir jetzt also doch noch den Flieger betreten. In Wien angekommen, es war circa 11 Uhr, machten wir uns dann langsamen Schrittes auf dem Weg zum Auto, denn jetzt hatten wir wieder alle Zeit der Welt. Wir erreichten schließlich Hilden nach kurzem Essensstop um 21.15 Uhr.
4000 km Autofahrt, 1630 km Flug in 49 Stunden
Fazit unserer Tour: Ich persönlich würde es immer wieder machen, etwas so Geiles erlebt man selten. 4000 Kilometer Autofahrt und 1630 Kilometer Flug in 49 Stunden, meiner Meinung nach immer wieder machbar.