Benevento Calcio hat nach 12 Spielen in der Serie A immer noch null Punkte auf dem Konto. Am Sonntag könnten sie einen 87 Jahre alten Rekord von Manchester United brechen – Schuld sind Hexen.
1928 wurde in der italienischen Region Kampanien der Fußballverein Benevento Calcio gegründet. Zwei Jahre danach stellte Manchester United den bisher schlechtesten Rekord in der Geschichte von Europas Top-Ligen auf: Bis zum 2:0 Sieg am 13. Spieltag über Birmingham City hatten die „Red Devils“ alle Spiele verloren.
Am kommenden Sonntag, könnte Benevento Calcio mit einer Niederlage gegen Sassuolo Calcio, diesen Rekord nun einstellen. Dann hätte das Team aus der 60.000-Einwohner-Stadt offiziell den schlechtesten Saisonstart aller Zeiten hingelegt. Wobei man so langsam ja wirklich nicht mehr von Start reden kann.
Dass es für den Liga-Neuling keine einfache Saison wird, war von Anfang an klar. Bereits der Aufstieg in die erste italienische Liga glich einem kleinen Wunder. In Italien steigen aus der Serie B zwei Mannschaften sicher auf. Der dritte Aufsteiger wird in drei Play-off Runden zwischen den Dritt- bis Achtplatzierten ausgespielt. Benevento stand am letzten Spieltag auf Platz fünf. Durch einen 1:0‑Sieg im Finale über den FC Carpi sicherte sich die Mannschaft somit die erste Serie A‑Spielzeit der Vereinshistorie.
Zwölf Spiele – zwölf Niederlagen
Um den Kader erstligatauglich zu machen, mussten 21 Spieler gehen. Dafür kamen 24 neue hinzu. Die Saison verläuft bisher trotzdessen denkbar schlecht. Wohl eher katastrophal. Nach zwölf gespielten Partien stehen „Le Streghe“, die Hexen, mit einem Torverhältnis von 5:31 Treffern und null Punkten auf dem allerletzten Platz. Manchester United ist am Ende der Saison 1930/1931 übrigens als Letzter abgestiegen.
Die ersten Konsequenzen aus dieser Misere wurden nach neun Spieltagen gezogen: Das Aufstiegsduo, bestehend aus Trainer Marco Baroni und Sportdirektor Salvatore di Somma, musste gehen. Doch wie der Präsident des Vereins, Oreste Vigorito, inzwischen selbst erkannt hat, haben weder Trainer, Sportdirektor, noch Spieler Schuld am Misserfolg.
Nach der unglücklichen Niederlage gegen Juventus Turin, bei der Benevento sogar für längere Zeit 1:0 führte, stellte der Präsident gegenüber der „Gazzetta dello Sport“ die These auf, hier seien höhere Mächte im Spiel: „Die Schuld liegt bei den bösartigen Einflüssen, die immer mit dieser Stadt in Verbindung gebracht wurden … Hexen. Ja, es ist wahr. Ich bin abergläubisch.“
Stadt der Hexen
Diese Begründung klingt durchaus berechtigt, wenn man bedenkt, dass die Stadt ursprünglich „Maleventum“ hieß. Vom Lateinischen übersetzt bedeutet das: „Ort der schlechten Ereignisse“. Heute wohl eher: „Ort der schlechten Ergebnisse“. Als 300 vor Christus die Römer die Kleinstadt einnahmen, wurde sie in „Beneventum“ umgenannt. Aus schlecht wurde gut. Doch dem war nicht so. Bei dem Versuch heidnische Religionen zunichte zu machen, wurde ein heiliger Baum entwurzelt. Der Legende nach flogen die Hexen daraufhin immer in besonderen Nächten zu eben jenem Ort in Benevento, an dem der Baum einst stand.
Ausgerechnet die Stadt, in der der Aufsteiger zuhause ist, gilt als Treffpunkt für Hexen in Italien. Immerhin hat der Verein sogar eine schwarze Hexe im Wappen. Vielleicht läuft es deswegen nicht beim Aufsteiger. Möglicherweise wäre ein neues Wappen der erste Schritt in die richtige Richtung.
Als wäre das nicht schon genug, fehlt in dieser schweren Zeit auch noch der Kapitän des Teams. In der Urinprobe des 29 Jahre alten Abwehrspielers Fabio Lucioni wurden nach dem 0:1 gegen den FC Turin Spuren des verbotenen Steroids Clostebol gefunden. Nun droht ihm eine Strafe von bis zu vier Jahren, es sei denn er kann nachweisen, dass die Hexen dafür verantwortlich sind.