Bayern-Manager Uli Hoeneß wäre in einem anderen Leben bestimmt ein guter Marktschreier geworden. Mit hochrotem Kopf hätte er seine Tulpen, Aale oder Steckrüben angepriesen (Würstchen wären jetzt doch zu simpel gewesen). Ein durchdringende Stimme besitzt der gute Mann schließlich, ebenso wie die Fähigkeit, seine Meinungen und Forderungen lauthals kundzutun, koste es was es wolle (vielleicht 70 Millionen?).
So war Hoeneß in der Vergangenheit stets der Erste, der bei kruden Personalentscheidungen der nationalen und internationalen Konkurrenz den Zeigefinger in die Höhe schraubte und wutstampfend den moralischen Verfall im Gentlemen´s Club Transfermarketing anprangerte. Sobald die übermächtigen Riesen Barcelona, Madrid oder Mailand einen minderjährigen hochbegabten Burschen aus einem fernen Land mittels Geldkoffer und Handschlag mit dem Familienoberhaupt an den eigenen Verein banden, setzte sich Hoeneß vor die nächsten Mikros und diktierte den Reportern in ihre Blöcke, was er von dieser Art von Talentsichtung halte. Nämlich gar nichts. Eine lobenswerte Einstellung fanden selbst eingeschworene Hoeneß-Gegner aus Nürnberg, Hamburg oder Bremen und blieben in der naiven Überzeugung, dass der gewiefte Manager zumindest in seinem Kernbereich Fußball noch ein grundehrlicher Arbeiter für die gute Sache seines Klubs geblieben wäre. Die lauten Töne mit pulsierender Stirnader und gespannter Hemdknöpfe schrieben sie letztlich nur seinem manchmal überbordenden Temperament zu.
Doch nun hat Hoeneß eine Grenze überschritten, in dem er den erst 13-jährigen Pier Larrauri Corroy aus Peru verpflichtete. Sportlich kann man diesen Entschluss teilweise nachvollziehen, Laurrauri gilt in seinem Heimatland als der neue Lionel Messi, als Jahrhunderttalent (als ob man dieses Prädikat nicht schon allzu oft vergeben hätte, siehe Roque Santa Cruz). Und die schönen YouTube-Schnipsel über den flinken Techniker lassen erahnen, welch ein Potential der junge Peruaner besitzt.
Doch andererseits wird hier ein Junge aus seinem Heimatort Richtung München verfrachtet, der gerade erst dem Kinderalter entwachsen ist. Hoeneß, der stets betont hatte, Spieler aus dem Ausland frühestens ab 16 Jahren zum Münchner Nobel-Verein zu lotsen, hat seine so hartnäckig proklamierte Linie durchbrochen und möglicherweise sein wahres Gesicht gezeigt.
— — — -
Dieser Text stammt von BOLZEN, dem Zentralorgan für Freizeitfußball.
Mehr unter www.bolzen-online.de
Was meint Ihr zum Corroy-Deal? Diskutiert mit – im Forum www.11freunde.de/forum/1/1186054658/1 !