Ihr braucht noch etwas Angeberwissen für den Start der neuen Pokalsaison? Kein Problem, dafür sind wir doch da. Zehn kuriose Geschichten vom DFB-Pokal!
1.
Im Achtelfinale 1993 gegen Dresden verloren, und dann auch noch das: Ein weiblicher Dynamo-Fan zeigte Lothar Matthäus bei der Abfahrt des Bayern-Busses so engagiert den Stinkefinger, dass dieser erbost die Bustür öffnen ließ. Die derbe Dame daraufhin kleinlaut: „Ich wollte doch nur ein Autogramm.“ Matthäus unversöhnlich: „Das kriegst du jetzt nicht mehr!“ Woraufhin die Verschmähte erneut den Finger hob und schluchzend einem Radiosender berichtete, wie sie beinahe, wirklich beinahe vom Weltstar vermöbelt worden wäre.
2.
1995 verhinderten zwei fürsorgliche Reporter des Bayerischen Rundfunks, dass der überraschende 3:2‑Sieg des 1. FC Nürnberg im Achtelfinale gegen Werder Bremen von unbarmherzigen DFB-Richtern am grünen Tisch annulliert wurde. Wenige Minuten vor Anpfiff hatte FCN-Trainer Hermann Gerland den Journalisten seine Startaufstellung gesteckt. Als diese die erste Elf studierten, traf sie beinahe der Schlag. Gerade noch rechtzeitig rieten sie Gerland, den gelbgesperrten Frank Baumann besser nicht auf den Platz zu schicken.
3.
1985, nach dem sensationellen Sieg von Bayer 05 gegen die übermächtigen Bayern brennen bei den Uerdingern alle Sicherungen durch. Als der Bus durch Berlin zuckelt, zwängt sich Horst Feilzer durch die Dachluke und präsentiert dem Volk den Pokal auf dem Busdach. „Lass uns den Ku’damm noch mal rauf und runter fahren“, fordert er. Später am Abend wird der Pokal vermisst, bis klar wird: Torschütze Wolfgang Schäfer hat ihn mit ins Bett genommen. Seine letzten Worte: „Ich bin total besoffen, aber wer will mir das verübeln?“
4.
Im Pokalfinale 1958 stehen sich der VfB Stuttgart und Fortuna Düsseldorf im Kasseler Auestadion gegenüber. Im Tor der Schwaben steht Günter Sawitzki, der an diesem Tag von Bundestrainer Sepp Herberger begutachtet wird. Mit Sawitzkis Leistung ist Herberger zufrieden, der Keeper hält mit Klasseparaden den 4:3‑Sieg fest. Aber auch Herberger fragt sich: Warum trägt Sawitzki eine Schlägermütze? Des Rätsels Lösung: Der Torhüter trägt einen kleinen Zopf und fürchtet beim sittenstrengen Nationalcoach in Ungnade zu fallen.
5.
„Heute fährt meine Frau!“ Eine Antwort aus unserer Serie: „Lässige Antworten von Trainern eines Underdogs, die sich nach einem Sieg im DFB-Pokal-Viertelfinale die Kante geben und deshalb von Journalisten auf ihre Fahrtüchtigkeit angesprochen werden“. So schlagfertig war 1999 Michael Feichtenbeiner, bereits mächtig angetrunkener Coach der Stuttgarter Kickers, nach dem überraschenden Sieg gegen den SC Freiburg. Ernüchternd: Die Kickers flogen im Halbfinale gegen Bremen raus. Fichtenbeiner fuhr eigenhändig heim.
6.
Lag es daran, dass Fortuna Düsseldorf unter Trainer Rehhagel 1980 im Pokalendspiel dem Erzrivalen aus Köln konditionell so überlegen war? Oder doch an den Allofs-Brüdern? Alles Mumpitz, erfuhren die „Kicker“-Leser am Tag danach. Es war vielmehr eine revolutionäre Idee von Düsseldorfs Ligaobmann Benno Beiroth, der seine Jungs erstmals in neuen Trikots mit einem „netzartigen Gewebe“ auflaufen ließ. Deren entscheidender Vorteil: bessere Atmungsaktivität. Beiroth bauernschlau: „Oft können schon Kleinigkeiten viel ausmachen.“
7.
99 Minuten sind 1997 im Achtelfinale zwischen Alemannia Aachen und Waldhof Mannheim gespielt, da gibt Schiedsrichter Markus Merk beim Stand von 1:1 Elfmeter für den Gastgeber. Der Tivoli kocht, Alemanne Mario Krohm tritt an, Parade, Getümmel, Krohm staubt ab, 2:1 für Aachen! Doch Merk gibt den Treffer nicht. Denn aus dem Mannheimer Block ist während des Strafstoßes ein zusätzlicher Ball auf den Platz geflogen, Merk hat die Partie unterbrochen. Aachen scheidet schließlich im Elfmeterschießen aus.
8.
HSV-Kicker Georg Volkert vor dem Zweitrundenspiel 1974 beim VfB Eppingen kernig: „Die Eppinger sind doch blutige Amateure. Die Zuschauer werden in Zukunft schön zu Hause bleiben, wenn sie sehen, mit welcher Packung ihre Truppe in die Kabine marschiert.“ Die Eppinger ihrerseits witzeln vor dem Anpfiff vergnügt, wer von ihnen wohl abends ins „Aktuelle Sportstudio“ eingeladen wird. Der HSV verliert mit 1:2 und später sitzt der Student Gerd Störzer bei Dieter Kürten. Als blutiger Amateur und zweifacher Torschütze.
9.
Einst begleiteten Affenrufe und Bananenwürfe jeden auswärtigen Auftritt von Bayern-Keeper Oliver Kahn. 1997, beim DFB-Pokalspiel gegen den VfL Wolfsburg, wurde es dem Titan kurz mal zu bunt. Während der Verlängerung zeigte er dem VfL-Anhang spontan den nackten Allerwertesten. Begründung: „Ein bisschen Show gehört doch dazu.“ Die später legendären Eier blieben jedoch verpackt, die Wolfsburger skandierten hoffnungsfroh „Auszieh’n!“. Doch Kahn blieb angezogen und gewann lieber das Elfmeterschießen.
10.
Beinahe-Skandal auf „Werders wunderbarer Top-Fete“ (Mopo) anlässlich des Pokaltriumphs 1999 gegen den FC Bayern: Weil übereifrige Ordner die Eltern von Finalheld Frank Rost nicht auf die Party lassen wollten, machte sich Drama-Queen Rost aus dem Staub und feierte trotzig eine Etage tiefer mit Fans und Journalisten. Erst honigsüße Überredungskünste von Werder-Vize Klaus-Dieter Fischer konnten Rost wieder auf die offizielle Top-Fete locken. Happy End der Krisendiplomatie: Mama und Papa Rost durften mitfeiern.