Francesco Totti hat letztes Jahr mit seiner Liebe AS Rom gebrochen. Nicht einmal, um seinen Sohn spielen zu sehen, betritt er noch das Vereinsgelände. Um doch noch zurück zu seiner Roma finden zu können, sieht er nur eine Möglichkeit.
Ein Knallen, ein Schmerz und die Gewissheit. Javier Zanetti schlug die Hände vors Gesicht und sank zu Boden – die Achillessehne war gerissen. 39 Lebensjahre – oder in der Zeitrechnung des Rekordspielers von Inter Mailand: 845 Spiele – dauerte es, bis der Argentinier erstmals eine schwere Verletzung erleiden musste.
Man mag behaupten, sein Körper schrie ihn an diesem Samstagnachmittag im April 2013 förmlich an, die Schuhe an den Nagel zu hängen. Und nicht wenige waren sich sicher, seine großartige Karriere wurde in diesem Moment jäh gestoppt. Javier Zanetti hingegen entlockte das bloß ein müdes Lächeln: „Es ist normal, dass man nach so vielen Kilometern einfach mal die Reifen wechseln muss. Ich werde stärker als jemals zuvor zurückkommen“, versprach er. Und seine Internazionale, der er sein Fußballerleben vermacht hatte, vertraute ihrem Rekordkapitän und verlängerte sechs Wochen später seinen Vertrag um ein weiteres Jahr. Obwohl die Ärzte eine Ausfallzeit von acht Monaten prognostizierten.
Am 9. November 2013 stand Javier Zanetti tatsächlich wieder auf dem Platz des Guiseppe-Meazza-Stadions, kam noch zwölf Mal in der Serie A zum Einsatz und sagte dem Fußball und seiner schwarzblauen Liebe würdevoll und gesund zum Saisonende „Arrivederci“.
Nicht jedem verdienten Spieler war so ein Abgang, so eine Loyalität seitens der Vereinsführung, gegeben. Zanettis jahrelanger Kontrahent Francesco Totti hatte sich Gesten dieser Art von seiner AS Roma auch erhofft, als er 2017 seine Karriere widerwillig beendete. Doch seine große Liebe ließ ihn fallen. Und tat das später ein zweites Mal. Den Schmerz hat Totti bis heute nicht überwunden, erzählt er nun.
Denn eigentlich wollte der Kapitän 2017 gerne noch ein Jahr dranhängen und in seine 26. Saison mit der Giallorossi gehen. Der damalige Roma-Coach Luciano Spalletti soll der Vereinsführung aber abgeraten haben, den Vertrag zu verlängern. Mitinhaber und Vorsitzender vom AS Rom James Pallotta kam das sowieso gelegen, der Francesco Tottis Wert für den Verein schon im Sommer zuvor infrage gestellt hatte. Damals ging Totti vor der Saison 2016/17 an die Öffentlichkeit, eine ganze Stadt erhob sich drohend und Pallotta lenkte ein: Totti durfte noch ein Jahr spielen.
Eine weitere Spielzeit wurde ihm allerdings nicht gewährt. Als Trost bot die Vereinsführung ihm einen Job als Vereinsbotschafter und sportlicher Koordinator im Management an. Ein Knacks durchzog die scheinbar ewig währende Liebesbeziehung zwischen Totti und der Roma. Der Bruch folgte zwei Jahre später.