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Dieser Text erscheint im Rahmen unserer Koope­ra­tion mit dem Tages­spiegel.

Herr Nie­meyer, dass Ihr Name in Berlin als mög­li­cher Nach­folger von Her­thas Sport­di­rektor Arne Fried­rich gehan­delt worden ist, das haben Sie ver­mut­lich mit­be­kommen.
Ja, das ist mir nicht ent­gangen (lacht).

Das Gerücht ist ver­mut­lich in Fan­kreisen ent­standen, weil Sie unter Her­thas Anhang immer noch einen guten Ruf genießen.
Das ist schön zu hören. Und es macht mich auch stolz, dass ich nicht nur zur Vor­dertür bei Hertha rein­ge­gangen, son­dern auch zur Vor­dertür wieder raus­ge­gangen bin. Ich hatte eine wun­der­schöne Zeit. Daran denke ich immer noch gerne zurück.

Sie haben mal gesagt, dass Sie zum Fan dieses Ver­eins geworden sind. Gilt das immer noch?
Hertha ist immer noch in meinem Herzen, defi­nitiv. Ich ver­folge auch, was da pas­siert und wün­sche dem Verein nur das Beste.

An diesem Samstag steht das Derby gegen den 1. FC Union an. Haben Sie eine Chance, das Spiel zu sehen?
Das Spiel werde ich mir natür­lich im Fern­sehen anschauen. Im Januar, beim Pokal­spiel, war ich sogar im Sta­dion.

Peter Nie­meyer, 38, stand von 2010 bis 2015 bei Hertha BSC unter Ver­trag, war zwi­schen­zeit­lich auch Kapitän. 2018 been­dete er seine Kar­riere, inzwi­schen arbeitet Nie­meyer als Sport­di­rektor beim Regio­nal­li­gisten Preußen Münster.

Wie sind Sie aus diesem Spiel raus­ge­gangen?
Wie die meisten Her­thaner wahr­schein­lich. Das Auf­treten hat mich schon ein biss­chen erschreckt – weil Hertha da gefühlt nicht auf Augen­höhe war. Man muss leider kon­sta­tieren, dass Union die stär­kere Mann­schaft war und über­haupt eine sta­bi­lere Saison spielt. Was mich ent­täuscht hat: Nie­mand hat sich auf­ge­bäumt. Aber ich hoffe, dass Hertha die Kehrt­wende schafft und noch irgendwie aus dem Schla­massel her­aus­kommt.

Sie haben 2009 die legen­däre Nord­derby-Serie zwi­schen Werder Bremen und dem Ham­burger SV – Stich­wort: Papier­kugel – mit­er­lebt. Trotzdem haben Sie mal gesagt: Die Ber­liner Derbys sind für mich wesent­lich emo­tio­naler.“ Sehen Sie das heute auch noch so?
Auf jeden Fall.

Warum?
Hertha gegen Union, das ist ein Derby in einer Stadt. Außerdem waren die Grö­ßen­ver­hält­nisse, zumin­dest zu meiner Zeit, noch klarer. Hertha gegen Union, das war groß gegen klein. Dadurch waren mehr Emo­tionen und auch mehr Bri­sanz im Spiel.

Welche Erin­ne­rungen haben Sie noch an die Stim­mung in der Stadt?
Derbys sind beson­ders für die Fans rele­vant. Das Spiel war schon eine Woche vorher prä­sent und danach eigent­lich auch noch. Das ist ja immer noch so. Es gibt das Vor­ge­plänkel und das Nach­ge­plänkel. In meinem ersten Jahr bei Hertha sind wir sou­verän wieder auf­ge­stiegen, aber leider hatten wir zu Hause gegen Union ver­loren. Mir haben tat­säch­lich Fans gesagt, für einen Sieg gegen Union hätten sie sogar auf den Auf­stieg ver­zichtet.

Haben Sie das ver­standen?
Nein, in diesem Punkt habe ich das nicht ver­standen, obwohl mir die Bri­sanz natür­lich bewusst ist und ich den Wunsch der Fans, das Derby zu gewinnen, auch nach­voll­ziehen kann. Aber als Profi willst du den maxi­malen sport­li­chen Erfolg und nicht nur den Sieg im Derby.

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Ver­ein­si­kone: Im Oktober 2021 gewann Hertha im Pokal bei Nie­meyers Preußen Münster. Der Ber­liner Gäs­te­block hul­digte dem Ex-Her­thaner.

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Wenn ich auf dem Platz stand, war ich ein anderer Mensch.“

Sie haben mit Hertha in der Zweiten Liga vier Mal gegen Union gespielt. Haben Sie noch an jedes dieser Derbys kon­krete Erin­ne­rungen?
Ich glaube, eins fehlt mir.

Wel­ches?
Das letzte. Das ist mir ein biss­chen abhan­den­ge­kommen. Oder war nie da. Jeden­falls weiß ich nur noch wenig von diesem Spiel. Ich weiß nur noch, dass ich schon früh bei einem Duell einen Schlag gegen den Kopf bekommen habe.

Aber Sie haben wei­ter­ge­spielt?
Ich glaube schon (lacht).

Heute würde man das ver­mut­lich anders hand­haben.
Mög­lich. Aber wenn ich auf dem Platz stand, war ich ein anderer Mensch. Da habe ich nicht nach links und rechts geschaut.

Das Spiel ist übri­gens 2:2 aus­ge­gangen, nachdem Union schon 2:0 geführt hatte.
Das weiß ich natür­lich …