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11FREUNDE WIRD 20!

Kommt mit uns auf eine wilde Fahrt durch 20 Jahre Fuß­ball­kultur: Seit dem 23. März ist​„DAS GROSSE 11FREUNDE BUCH“ auf dem Markt, mit den besten Geschichten, den ein­drucks­vollsten Bil­dern und skur­rilsten Anek­doten aus zwei Jahr­zehnten 11FREUNDE. In unserem Jubi­lä­ums­band erwarten euch eine opu­lente Werk­schau mit unzäh­ligen unver­öf­fent­lichten Fotos, humor­vollen Essays, Inter­views und Back­s­tages-Sto­ries aus der Redak­tion. Beson­deres Leckerli für unsere Dau­er­kar­ten­in­haber: Wenn ihr das Buch bei uns im 11FREUNDE SHOP bestellt, gibt’s ein 11FREUNDE Notiz­buch oben­drauf. Hier könnt ihr das Buch be­stellen.

Außerdem prä­sen­tieren wir euch an dieser Stelle in den kom­menden Wochen wei­tere spek­ta­ku­läre Repor­tagen, Inter­views und Bil­der­se­rien. Heute: Ein Jahr zweite Liga mit Michael Preetz und Hertha BSC.

11 Freunde Das große 11 Freunde Buch Kopie

Als das Ziel erreicht ist, schmeckt der Erfolg fass­frisch und herb. Michael Preetz sitzt in einer dun­kel­grünen Leder­gar­nitur mit eng­li­scher Knopf­pols­te­rung und lässt sich noch ein Pils ser­vieren. Ziga­ret­ten­rauch umhüllt den Manager von Hertha BSC wie ein hauch­feiner Vor­hang. Die Leucht­re­klame an den holz­ge­tä­felten Schrägen der Bar fleht: Bitte ein Bit“. Neben ihm ruft Markus Babbel dem Wirt noch eine Bestel­lung zu. Aus den Boxen dröhnt Som­mer­sprossen“, der größte Hit von UKW, einer Gruppe der Neuen Deut­schen Welle aus West­berlin. Dem West­berlin, das viele Jahre auch der Fuß­ball­verein Hertha BSC reprä­sen­tierte. Der Klub, für den Michael Preetz seit 15 Jahren arbeitet, dessen Rekord­tor­schütze und Geschäfts­führer Sport er ist.

Fuß­ball ist ein Geschäft, das nie­mals still­steht. Im Augen­blick des Tri­umphs bleibt selten Zeit, sich einen geeig­neten Ort zum Glück­lich­sein zu suchen. Das gute Gefühl, es geschafft zu haben, ist ein­fach da. Manchmal sogar in einer patinaschweren Pils-Bar wie Schottes Kneipe“ an einer Orts­aus­gangs­straße von Ober­hausen. Eine Gast­stube, die aus­sieht wie der ver­rauchte Par­ty­keller-Traum eines alternden Play­boys.

An der Wand hängt ein Auto­gramm­foto von David Cop­per­field, dem Magier. Auch Rex Gildo und Uli Stie­like haben hier in der Hotelbar schon gefeiert, wie gerahmte Schnapp­schüsse beweisen. Der Hertha-Manager blickt auf das Dis­play seines Mobil­te­le­fons: 88 SMS, die Glück­wunsch­te­le­gramme der Post­mo­derne. Andreas Rettig, der Manager des FC Augs­burg, schreibt: Es fällt mir zwar schwer, es zuzu­geben, aber ihr seid die Besten.“

Wir haben nur eine Patrone“

Es ist die Nacht nach Oster­montag 2011. Hertha BSC hat mit einem 1:0‑Auswärtssieg beim MSV Duis­burg den Wie­der­auf­stieg in die Bun­des­liga geschafft. Ein Ziel, zu dessen Errei­chen es von Anfang an keine Alter­na­tive gab. Der Wie­der­auf­stieg war ein Ver­spre­chen des Ver­eins – an seine Mit­glieder, an Fans, Spon­soren, das Umfeld. An Berlin. Wir haben nur eine Patrone“, hieß die offi­zi­elle Sprach­re­ge­lung der Männer von der Hertha-Geschäfts­stelle, und die muss sitzen. Drei Spiel­tage vor Ende der Spiel­zeit hat der Klub das Ver­spre­chen nun ein­ge­löst und damit nicht nur sein Über­leben in den wirt­schaft­li­chen und sport­li­chen Dimen­sionen eines Bun­des­li­gisten gesi­chert, son­dern auch seine Inte­grität bewiesen. Um drei Uhr mor­gens in der Leder­gar­nitur von Schottes Kneipe“ wird es auch Michael Preetz zur Gewiss­heit.

Die Anspan­nung fällt ab, wenn auch nur für Stunden, denn das nächste Spiel ist schon am Freitag.

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Das gute Gefühl des Erfolgs: Hertha-Manager Michael Preetz als Tre­sen­fliege in »Schottes Kneipe« mit seinem Coach Markus Babbel.

Pamela Spitz

Die Jubel­bilder wirkten nach dem Abpfiff im MSV-Sta­dion fast etwas ein­stu­diert. Als hätte die Her­thaner nach Wochen des Abwie­gelns der Marsch­be­fehl zur guten Laune fast ein wenig über­rascht. Trainer Babbel und Manager Preetz werden vor dem Block der Gäs­te­fans auf Händen getragen – und Letz­terer dabei am Ende so abrupt zu Boden gelassen, dass er sich fast das Steiß­bein prellt. Prä­si­dent Werner Gegen­bauer gerät in der Kabine in eine Sekt­du­sche und ber­li­nert fröh­lich, nie­mand solle sich beschweren, wenn er bis zur Rück­kunft in Berlin ein wenig müf­fele, schließ­lich habe er nur eine Gar­nitur dabei.

Doch davon bekommt keiner mehr etwas mit, denn in einer Ecke von Schottes Kneipe“ hat sich der freund­liche Hertha-Patri­arch nun eine Cohiba ange­steckt. Markus Babbel, dem daheim in Mün­chen die Gattin das Rau­chen unter­sagt hat, tut sich an den Benson & Hedges von Ver­eins­spre­cher Peter Bohm­bach güt­lich. Ein Kellner trägt Tabletts mit Pils und Weiß­bier heran.

Hinter der Geschichte

Am Ende der Saison 2009/10 stieg Hertha BSC über­ra­schend aus der ersten Liga ab. Manager Michael Preetz hatte sein Amt erst kurz zuvor von Dieter Hoeneß über­nommen. Nun stand er vor der größten Her­aus­for­de­rung seiner noch jungen Lauf­bahn: Es galt, den Stamm der Erst­li­ga­mann­schaft für Spiele gegen Greu­ther Fürth und den SC Pader­born zu begeis­tern, die Spon­soren zu halten und nebenbei noch das gefrus­tete Ber­liner Publikum mit der Hertha zu ver­söhnen. Sollte Preetz schei­tern, das war klar, würde es ver­hee­rende Folgen für den Klub haben. Für 11FREUNDE schien es höchst reiz­voll, in dieses Span­nungs­feld ein­zu­tau­chen. Wir wollten hautnah mit­er­leben, wie Preetz mit dieser Auf­gabe und dem damit ver­bun­denen Druck umgehen würde. Also beglei­teten Foto­grafin Pamela Spitz und Autor Tim Jür­gens den Hertha-Manager durch eine denk­wür­dige Spiel­zeit. Sie erlebten, wie Per wäh­rend einer Mini­krise im Spät­herbst 2010 an die Ehre der Hertha-Profis appel­lierte, saßen mit ihm auf der Son­n­en­ter­asse im Trai­nings­la­ger­hotel an der Algarve und klatschten mit ihm am Mann­schaftsbus ab, als Hertha nach einem Sieg beim VfL Bochum den direkten Wie­der­auf­stieg fast per­fekt gemacht hatte. Ein Jahr lang hef­teten sie sich an seine Fersen – und sie waren auch dabei als der Manager und Trainer Markus Babbel die letzten Gäste bei der inof­fi­zi­ellen Meis­ter­feier in einer düs­teren Ober­hau­sener Hotelbar waren, wo Preetz in den Mor­gen­stunden bei einem letzten Pils mit einem iro­ni­schen Lächeln preis­gab:​„Ganz ehr­lich: Ich habe von Auf­stiegen so was von die Nase voll.“

Manager Preetz schlen­dert die Tische seiner Spieler ent­lang wie ein Land­mann über seinen blü­henden Acker. Pierre-Michel Lasogga, der 19-jäh­rige Stür­mer­star, den sie in der Füh­rungs­etage wegen seiner Unwi­der­steh­lich­keit beim Tor­schuss fast zärt­lich den Wahn­sin­nigen“ nennen, sitzt neben seiner Mutter und schaut sich im Fern­seher die Bilder der Kabi­nen­feier an. Peter Nie­meyer, bei Werder Bremen für zu sen­sibel befunden, trinkt Fanta am Tresen und tippt eine SMS nach der anderen. Gegen­über dis­ku­tieren Tor­wart Maikel Aerts und Kapitän Andre Mija­tovic, ob die Mann­schaft am Sai­son­ende auf dem Balkon des Roten Rat­hauses offi­ziell mit den Fans feiern solle. Die beiden fragen sich, ob ein Auf­stieg dafür Anlass sei. Im Vor­bei­gehen klopft Preetz den beiden Spie­lern onkel­haft auf die Schul­tern und beendet die Debatte: Da wird gerade reno­viert.“ Der Zwang zum Erfolg hat die Bande im Team eng werden lassen, die Profis aus 13 Nationen zu einer Schick­sals­ge­mein­schaft ver­schmolzen.